Weltweit wächst der Energiehunger und viele auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Krisen und Kriege haben einen gemeinsamen Nenner: den Kampf um Ressourcen. Auch, wenn die "Grenzen des Wachstums" und dessen Modell dynamischer Systeme aus den 70ern gern kritisiert oder nicht ernst genommen wird. so führt an dem logischen Schluss dieser Analyse kein Weg vorbei: Unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten ist nicht möglich. Die Vorhersagen des Erdölgeologen Dr. Colin John Campbell aus dem Jahr 2000 zum Thema "peak oil" bekommen inzwischen erstaunliche Aktualität:
- Instabilität des Ölpreises, Spekulationsobjekt, kurzfristig sehr starke Schwankungen möglich in beide Richtungen, auf lange Zeiträume betrachtet starker Preisanstieg
- Forcieren Förderung unkonventionellen Öls, wie Schiefergas (Fracking), Teersande, trotz hohen finanziellen und technologischen Aufwands
- Erdöl überschreitet die Preisschwelle, ab der sich eine Nutzung von schwer zu förderndem Erdöl, sowie Schiefergas (Fracking) lohnt
- zu beobachtende Zunahme von Verteilungskämpfen und Ressourcenkriegen
- Sichern von Märkten und nationaler Energiesicherheit durch geopolitische Maßnahmen
Welche Rolle Energiefragen beim geopolitischen Machtpoker spielen, lässt sich derzeit auch im Ukrainekonflikt beobachten. Die Energiekonzerne Chevron, Exxon und Shell haben bereits ihre Ansprüche angemeldet auf die Erdgasvorkommen des Landes. Vertragsunterzeichnung mit Chevron zu den großen Schiefergasvorkommen in der Westukraine war im Januar 2013. Die mit Shell zu den großen Schiefergasvorkommen in der derzeit von Separatisten, bzw. Regierungsgegnern kontrollierten Ostukraine war im November 2013. Exxon würde gerne ein neues Gasfeld im schwarzen Meer erschließen und bemüht sich aktuell ebenfalls um einen Vertragsabschluss. Die Tatsache, dass Hunter Biden, der Sohn des US-amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden seit Mai 2014 im Vorstand des größten ukrainischen Öl/Gaskonzerns Burisma sitzt, wirft zusätzlich Fragen auf, ob es bei dem finanziellen Engagement der USA in der Ukraine mit mehr als 5 Mrd. US-Dollar wirklich ausschließlich um Demokratie und Menschenrechte geht.
Der "peak-oil" benennt den Zeitpunkt, an dem das Maximum der weltweiten Ölförderung erreicht ist, die Schere zwischen Nachfrage und Angebot immer weiter auseinanderklafft und erhebliches Konfliktpotential erwächst. Selbst die Bundeswehr hatte sich im Juli 2010 mit dieser Thematik auseinandergesetzt.
Auch, wenn sich Volkswirtschaftler und Energiefachleute jedes Jahr erneut darüber streiten, ob der "peak oil" bereits erreicht ist oder schon überschritten oder doch erst in ein paar Jahren eintritt, ist eins klar: Konflikte und Kämpfe um die verbliebenen Ressourcen dieser Welt werden nicht weniger werden.
Wir haben es in der Hand, die Zukunft der Welt zu gestalten und eine der Schlüsselfragen ist dabei das Thema Energie. Der IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges und in sozialer Verantwortung e.V.) stellt in seinem Infoflyer folgende Frage: "Was ist sicher, preiswert und fördert den Frieden" und kommt zu folgender Analyse:
„Die angeblich so notwendige Erschließung und Sicherung von Bodenschätzen, Ressourcen, Märkten und Transportwegen mit militärischer Gewalt erübrigt sich, wenn immer mehr Länder beginnen, erneuerbare Energien vor Ort zu nutzen.“
Unter dem Aspekt der aktuellen Krisenherde dieser Welt gilt es, das Pläydoyer für eine dezentrale Energiewende zu bekräftigen und zu erkennen, dass diese nicht nur notwendig, sondern unverzichtbar ist.
Die Monopolstellung großer Konzerne zu stärken (wie von der jetzigen Bundesregierung mit EEG 2014 und Ausschreibungsmodell herbeigeführt), in dem der Wachstumsmarkt der Erneuerbaren Energien in die Hände derer gegeben wird, die ohnehin 75% des Energiemarktes beherrschen, ist ein trügerischer Weg. Mit Unternehmen, deren Investitionen in konventionelle Energietechnologien sich noch refinanzieren müssen und Gewinnmaximierung ohne Neuinvestitionen dann möglich wird, wenn Strom aus bereits steuerlich abgeschriebenen Kraftwerken möglichst hochpreisig verkauft werden kann und zugleich der Markt für Wettbewerber abgeschottet wird, kann keine schnelle, umfassende, demokratische und gerechte Energiewende erreicht werden.
Ein Metzger riefe nicht auf zum weltweiten Vegetarismus. Auch wenn er das mit noch so vielen PR-Kampagnen lautstark und plakativ untermalen könnte.
Daher: Auch wenn die Energiewendebewegung der Bürger derzeit einen Rückschlag erlitten hat: Scheitern ist nicht schlimm. Schlimm ist es, nicht versucht zu haben oder aufzugeben. Weiter geht’s !
Vortragsfolien zu diesem Thema vom barcamp renewable 2014:
http://experts.top50-solar.de/?qa=blob&qa_blobid=4461348436807321355