Das Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) vermeldet in den letzten Jahren, nicht erst seit 2015, die höchste Zahl an Binnenvertriebenen. 2014 waren weltweit 59,5 Mio. Personen auf der Flucht vor Verfolgung, Konflikten, allgemeiner Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen – so viel wie noch nie. Die Ursachen sind vielfältig und seit langem bekannt, deren konsequente Bekämpfung aber nicht im Interesse aller. So gründet unser stabiler Wohlstand auf einem Wirtschaftssystem, welches Abhängigkeiten fördert und weite Teile der Menschheit in Armut und Ungerechtigkeit leben lässt. Kriegsflüchtlinge sind, zynisch betrachtet, ein Nebeneffekt gut gehender Rüstungsgeschäfte in Kombination mit Konflikten in denen es in der Regel um möglichst freie Zugänge zu Rohstoffmärkten geht. Nur wenn diese Mechanismen weiter bestand haben, scheint es für uns so weitergehen zu können. Der nur zögerlich voran gehende Umbau unserer Energieversorgung verschärft zudem die Klimakrise.
Wir könnten auch anders
Erneuerbare Energien sind notwendig um die immer knapper werdenden Ressourcen zu schützen. Eine Eindämmung umweltschädlicher Energieproduktion und die Verringerung schädlicher Emissionen sind zwingend notwendig. Hinzu kommt der Raubbau an der Natur beim Abbau von Rohstoffen, der riskante Transport über lange Strecken, die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern bei der Uran-, Öl und Gasgewinnung. Bei Erneuerbare Energien gibt es keinen Kampf um Bodenschätze, Schürfungsrechte und Pipelines, Spekulationen und Korruption sind nicht Teil des Geschäftsmodells. Eine Folge des Umbaus der Energieversorgung hin zu Regenerativer Energie wäre auch eine Verringerung von zweifelhaften politischen Beziehungen zu so manchem Unrechtsstaat.
Machterhalt und Kontrolle
Betrachtet man die Energiewende im Detail muss man feststellen, dass die Besitzstandswahrer die Bremsen immer stärker anziehen. Ob es daran liegt, dass den etablierten EVU’s das Wasser scheinbar bis zum Hals steht und die Rücklagen für den Rückbau der Kraftwerke wohl nicht ausreichen? Es könnte sich herausstellen, so eine Veröffentlichung der GLS-Bank, dass die tatsächlichen Kosten für den Strom der vergangenen Jahrzehnte deutlich höher sind, als für den Strom heute und in Zukunft aus regenerativen Energien.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man sich kein anderes Geschäftsmodell vorstellen kann, eines bei dem der Kunde nicht dafür da ist, die Gelddruckmaschinen im Gang zu halten. Liest man beispielsweise die Einladung eines regionalen Verbands der Energie- und Wasserwirtschaft dann gibt das schon zu denken. So wird ein Seminar zur Umsetzung der EEG-Umlage auf Eigenversorgung mit der Überschrift beworben: „Jetzt geht es den „Schwarzbrennern“ leider an den Kragen“. Das klingt nicht sehr freundlich. Die Unklarheiten bei der EEG-Umlage mit einer Art von Steuerbetrug gleichzusetzen ist durchaus entlarvend. Ein eigenartiges Kundenbild wird hier deutlich. Ein wirklich liberalisierter Energiemarkt müsste sich ganz anders um seine Abnehmer bemühen. Offensichtlich ist man sich der Sache sehr sicher. Die Richtung des Stroms soll nach Möglichkeit gleich bleiben. Auch in Zukunft sollte er vor allem in das Gebäude geliefert werden.
Die goldenen 2000’er
Im Nachhinein werden unsere Nachkommen wahrscheinlich von den goldenen Zeiten Anfang des 21. Jahrhunderts reden. Es gab weder Hunger noch Krieg, die Wirtschaft brummte, der Wohlstand war hoch und die Energiepreise niedrig. Flüchtlinge gab es noch überschaubar viele. Die „westliche Welt“ war zufrieden und selbstgefällig. Die Klimakrise gab es nur auf dem Papier und das Wetter war, abgesehen von ein paar Anomalien, offenbar noch immer das gleiche.
Warum damals trotz Wohlstand und Wissen über die Zusammenhänge nicht entschieden gehandelt wurde, lag wohl daran, dass die Aufrechterhaltung der fossil-atomaren Weltwirtschaft und der Konzentration von Geld und Macht, dies weitgehend verhindert hat. Die Folgen waren weniger unmittelbar, der Staus Quo zu angenehm. Trotz Kenntnis nicht entschieden zu handeln ist nicht nur unverständlich, es ist ganz einfach unterlassene Fürsorge.