Seit Mitte 2014 ist der Ölpreis um beinahe 40% gesunken – entsprechend auch der Benzinpreis.
Die kurzfristige und kurzsichtige Reaktion vieler Konsumenten: Sie kaufen wieder schwere Autos und nur 0,5% der Neuwagen in der EU fahren zurzeit elektrisch. Ökonomen rechnen mit einer lang anhaltenden Phase niedriger Ölpreise. Ob das nicht voreilig ist?
Es stimmt, dass der Preis pro Barrel Rohöl von gut 100 Dollar im Spätsommer auf jetzt 60 Dollar gesunken ist. Die Hauptursache dieses Preisverfalls ist der noch anhaltende Fracking-Boom in den USA. Doch der Fracking-Höhepunkt ist bereits überschritten.
Seit 2012 gehen die Investitionen in diese umstrittene Technologie stark zurück. Der Widerstand in der US-Bevölkerung wächst. Fracking entlastet zwar weltweit die Geldbeutel der Verbraucher, aber es belastet noch mehr das Klima. Und das bringt weit höhere Folgekosten als jetzt Geld gespart wird.
Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit einem Anstieg des Ölpreises um circa 25% bis 2018.
Früher haben die deutschen Auto-Bosse über fallende Öl- Und Benzinpreise gejubelt, jetzt haben sie Bedenken, weil sie viel Geld in umweltfreundliche Technologien investiert haben, die aber jetzt wegen des billigen Benzins kaum nachgefragt werden. Und 2015 – im Jahr der nächsten großen Klimakonferenzen – werden die Umweltbedingungen für Autos, Industrie und Haushalte eher noch verschärft werden.
Der Preissturz an den Ölmärkten macht es wahrscheinlicher, dass sich die Politik auf schärfere Klimaschutzziele einigt, weil sie jetzt leichter zu finanzieren sind.
Im „Spiegel“-Interview sagt der Präsident des Kieler Weltwirtschaftsinstituts Dennis Snower: „Der Ölpreis wird auch wieder steigen“.
1997/98 war der Ölpreis ebenfalls stark gefallen. Einige Öl-Förder-Länder wie Russland, Iran und Venezuela gerieten in die Krise – wie jetzt auch. Doch danach stieg der Ölpreis um mehr als das Doppelte.
· Institut für Weltwirtschaft: "Tiefer Ölpreis und niedrige Zinsen treiben Konjunktur an"
· SPIEGEL ONLINE: "Preissturz: Erdöl ist so billig wie 1981"