1. Ausgangssituation Die Änderungen der PV-Novelle, welche rückwirkend zum 01.04.2012 eingeführt wurden, sind für die gesamte Photovoltaikbranche gravierend:
- Sonderkürzung der Einspeisevergütung (ESV) im 1.HJ 2012 ca. 20%
- Vergütung von lediglich 90% des Energieertrages bei Anlagengrößen zwischen 10kWp und 1MWp über die ESV (Marktintegration)
- Keine Vergütung für Anlagen > 10MWp
- Annullierung des Bonus für eigen verbrauchten Strom
- Belastung des eigen verbrauchten Stromes durch Dritte mit der EEG-Umlage (derzeit 5,29Cent/kWh bzw. 3,29Cent/kWh)
- Einspeisemanagement für alle Anlagen, alternativ Leistungsreduzierung auf 70% für Anlagen bis 30KWp
Diese starken Einschränkungen verschlechtern den wirtschaftlichen Betrieb der PV- Anlagen und machen die Investition unattraktiv. Bei der Gegenüberstellung der Stromgestehungskosten (LCOE = leveliced, costs of electricity) von PV-Anlagen und der ESV wird deutlich, dass die „goldenen Jahre“ des Anlagenbetriebes über die ESV vorbei sind. D.h. die Erträge sind gegenüber vom Jahr 2010 auf rund ein Drittel gefallen (Abb. 1).
Bei der Ermittlung der LCOE werden folgende Kostenarten erfasst: Investitionen, Brennstoffe, Wartung, Überwachung, Versicherung, Rückstellungen/Reparaturen. Die Summe dieser einmaligen und laufenden Kosten wird über die technische Lebensdauer (PV-Anlagen 25 Jahre) auf den Anfangswert mit einem kalkulatorischen Zins diskontiert und steht im Verhältnis zur erzeugten Energie, die ebenfalls über die gesamte Lebensdauer abgezinst wird (Ansatz von Fraunhofer ISE). D.h. wird die PV-Anlage zu 100% mit dem angesetzten kalkulatorischen Zins fremd finanziert, beinhalten die LCOE die tatsächlichen Kosten für den Solarstrom.
Der starke Systempreisverfall erzeugt in Anbetracht der monatlichen Degression der ESV keine wirtschaftlichen Vorteile, somit bleibt der Ertrag kurz- bis mittelfristig konstant niedrig. Zusätzlich verändert sich die Preiszusammensetzung der PV- Anlagen. Die Komponente „Modul“ wird einen immer kleineren Anteil zur Systempreisdegression beitragen, wobei die BoS-Komponenten (Balance of System = alle übrigen Systemkomponenten) bei der Kostenzusammensetzung immer mehr an Bedeutung gewinnen (Abb. 2). So wie bereits von der der EuPD-Studie 2012 prognostiziert, wird sich der Anlagenpreisverfall aufgrund dieser und anderer Entwicklungen ab dem nächsten Jahr auf ca. 5%/Jahr verlangsamen.
Es wird klar, dass die bisherigen Betreibermodelle von PV-Anlagen zum Scheitern verurteilt sind und neue Wege für einen profitablen Betrieb gefunden werden müssen. Eine vielversprechende Möglichkeit ergibt sich aus dem Betrieb der PV- Anlagen mit der Nutzung des eigenen Solarstromes oder dessen Lieferung an Dritte (Abb. 3), des sog. Eigenverbrauchs (EV) entsprechend §§33 u. 39 EEG 2012.
Die Nutzung von EV ist ohne EV-Förderung erst dann wirtschaftlich, wenn die Netzparität erreicht ist, d.h. für den Solarstromnutzer wäre es schon wirtschaftlich, wenn die Solarstromkosten nur einen halben Cent unter dem Bezugsstrompreis liegen würden. Doch für einen gewerblich-wirtschaftlichen Betrieb der PV-Anlagen muss der Bezugsstrompreis eine bestimmte Differenz zu LCOE aufweisen, um unternehmerische Risiken abzusichern. Diese Differenz ist in Deutschland für das Gewerbe, sowie für zahlreiche KMUs, abhängig vom Erzeugungsstandort und der Strompreiszusammensetzung, bereits vorhanden. Wie den Abbildungen 1 und 3 zu entnehmen ist, ist sie bereits höher als die Differenz aus der ESV und LCOE.
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