Unter "Stoßlüften" versteht man die Lüftung eines Raumes durch kurzes weites Öffnen der Fenster in größeren zeitlichen Abständen. Es steht im Gegensatz zur "Kipplüftung", bei der die Fenster über längere Zeit gekippt geöffnet sind. Bei Stoß- und Kipplüftung kann der gleiche Luftwechsel erreicht werden. Bei dieser ist er kontinuierlich, bei jener erfolgt er eben stoßweise. Die Luft ist im zeitlichen Mittel gleich frisch, bei Kipplüftung wird sie jedoch trockener als bei Stoßlüftung. Darum allein ist Stoßlüftung bereits zu Empfehlen.
Der Unterschied der Energieverluste bei Stoß- und Kipplüftung ist allerdings ebenfalls ein guter Grund. In gut gedämmten Häusern fällt er besonders auf und kann bei Kipplüftung 10-20mal größer sein als bei Stoßlüftung, wie ein Heizenergieverbrauchsvergleich im von mir bewohnten genossenschaftlichen Mehrfamilienhaus einmal ergeben hat.
Dies beruht darauf, dass (1) die meiste Wärmeenergie eines geheizten Raumes nicht in dessen Luft, sondern in den Wänden und den im Raum befindlichen Gegenständen gespeichert ist, und (2) die Raumluft beim Stoßlüften erheblich schneller ausgetauscht wird als feste Gegenstände, vor allem solche aus Holz, auskühlen können.
Luft hat eine spezifische Wärmekapazität von 0,278 Wh pro Kilogramm und Grad, Beton eine fast gleich große (0,244 Wh/kg/K) und Holz eine doppelt so große (0,472 Wh/kg/K). Sprich, in einem 4m breiten, 5m langen und 2,40 m hohen Raum ist in der Luft genauso viel Wärme gespeichert, wie allein in Möbelstücken aus Holz mit einem Gewicht von 28,3 kg oder in einer etwa 0,3 mm dicken Wandschicht aus Beton, die den Raum umgibt, 5 qm für Tür und Fenster abgezogen (alle für die Berechnung benötigten Parameter unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Luft, http://de.wikipedia.org/wiki/Holz und
http://de.wikipedia.org/wiki/Beton).
Wird der Raum nun stoßgelüftet, entweicht die in der Luft gespeicherte Wärme mit der warmen Luft nach außen. Bei einem Temperaturunterschied von 20°C zwischen innen und außen sind dies etwa 0,53 kWh bei einem vollen Luftwechsel. Die in den Wänden und Gegenständen im Raum gespeicherte Wärme kann gar nicht so schnell an die Luft abgegeben werden, wie das Stoßlüften erfolgt. Sie wird erst nach dem Wiederschließen der Fenster abgegeben und erwärmt dann die Luft wieder, sofern diese nicht schon über Heizkörper schneller wieder erwärmt wird.
Wird der Raum dagegen über gekippte Fenster kontiuierlich gelüftet, kühlen entweder neben der Luft auch die Wände und Gegenstände aus oder die Heizung muss kontinuierlich auf einer höheren Leistung laufen, um das angestrebte Temperaturniveau im Raum zu halten. Wieviel Energie genau mehr verbraucht wird, hängt von der Öffnung der Fenster, dem Temperaturunterschied zwischen innen und außen und der Luftströmung im Raum zusammen.