Hallo Anonym,
Ich sehe PV-Planungssoftware mehr als unterstützendes Beiwerk, aber nicht als generelles tool, das automatisiert für jedermann verwendbare Ergebnisse ausspuckt. Wer sich bislang noch nicht viel mit PV beschäftigt hat und sich ausschließlich auf Planungssoftware verlässt, bekommt zwar irgend eine Anlagenkonstellation, die mathematisch möglich ist, die aber dennoch keine optimale Anlagenplanung ist.
Stichwort Systemauslegung: Um Verschaltungsfehler bei der Montage der Anlage zu vermeiden, sowie in den nächsten 20-25 Betriebsjahren auch kleine Störungen bei der Anlage schnell und auf den ersten Blick feststellen zu können, ist es von sehr großem Vorteil, Anlagen symmetrisch aufzubauen, d.h. immer gleiche Stringlängen, sowie im Optimalfall möglichst viele Wechselrichter mit exakt gleicher Beschaltung. Gleiche Stringlängen bedeutet gleiche Systemspannungen. So kann auch der Betreiber selbst einfach durch einen kurzen Blick auf das Display oder das Monitoring-Portal sofort sehen, ob alles in Ordnung ist , ganz ohne Taschenrechner und Umrechnerei. Das ist von unschätzbarem Vorteil. Wir haben dazu mal einen Fachartikel geschrieben:
http://www.photovoltaikbuero.de/pvKnowHowBlog/EntryId/177/Die-weichen-Faktoren-bei-der-Photovoltaikplanung
Die Planungssoftware hingegen (ob PV Sol, Sunny Design o.a.) gibt Ihnen lediglich mathematisch machbare Lösungen an. Das sind dann x verschiedene Wechselrichter, die jeweils mit x verschiedenen Strings beschaltet sind. An einem Wechselrichter sind dann z.B. ein String mit 15 Modulen, einer mit 17, dann noch einer mit 19. Kurzum: Heilloses Chaos, das sowohl bei der Montage schnell zu Fehlern führt und auch in den darauffolgenden Jahren von den Betreibern nicht so ohne weiteres gut überwacht werden kann.
In der täglichen Praxis (Gutachten und Fehleranalysen) erleben wir immer wieder, dass Betreiber, die nur schauen, ob überhaupt was aus der Anlage herauskommt, ausgefallene einzelne Strings, Module oder Bypassdioden erst nach Monaten oder gar Jahren feststellen, was sehr ärgerlich ist. Für die Betreiber selbst natürlich, aber auch für den generellen Ruf der Photovoltaik. Eine Anlage bringt umso bessere Erträge und refinanziert sich umso besser, je früher mögliche Problemfälle entdeckt werden.
Die Planungssoftware schaut auch nur: geht oder geht nicht. Hier wird nicht unterschieden, dass z.B. der empfohlene kurze String zwar theoretisch möglich ist, aber so nah an der Einschaltschwelle, dass bei ein bißchen Teilverschattung im Nu der ganze String lahmgelegt ist. Eine Auslegung, die man, wenn man die Auslegung selbst vornimmt, möglichst vermeidet.
Ich persönlich verwende PV-Sol in erster Linie für quantitative Verschattungsanalysen. Hierfür ist es sehr wertvoll. Sowie für die Bestimmung des Eigenverbrauchfaktors. Zu der jeweiligen optimalen Systemauslegung mach ich mir meine eigenen Gedanken und verlasse mich nicht nur auf die Software. Und lasse auch lieber mal 2 oder drei Module weg, wenn das zu einer durch und durch symmetrischen Anlagenkonstellation führt.
Auf der Intersolar wurde mir aber mitgeteilt, dass bei der neuesten Version PV Sol 7.0 wohl jetzt auch eine Funktion "optimierte Anlagenauslegung" integriert sei. Wenn ich die Software upgedatet habe, kann ich berichten.