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Pumpspeicher oder Batterien: Welche Technologie eignet sich besser als Ökostrom-Speicher?

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Eingestellt 22, Okt 2015 in Energiewende von Volker Quaschning (644 Punkte)

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Sind Pumpspeicher oder Batterien besser für die Energiewende? Diese Frage stellte das BMWi in seiner Rubrik "kontrovers" auf seinem Newsletter "Energiewende direkt". Die Antwort ist einfach: Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir Speicher in einer ganz anderen Dimension als heute. Dezentrale Solarstromspeicher sind dabei klar im Vorteil. Und wir brauchen vor allem eins: Eine echte und schnelle Energiewende, die wirklich eine ist.

Die Erneuerbaren Energien deckten 2014 nur 11,1 Prozent unseres Primärenergiebedarfs. Setzen wir die Energiewende im Tempo der letzten 14 Jahre fort, wird die Dekarbonisierung in Deutschland erst 2155 abgeschlossen sein. Wollen wir das Klima wirksam schützen und das vielbeschworene 2-Grad-Limit sicher einhalten, muss unsere Energieversorgung aber schon 2040 ganz ohne fossile Energieträger auskommen. Den Löwenanteil des künftigen Energiebedarfs werden Windkraft und Photovoltaik decken müssen, die dafür jeweils eine installierte Leistung in der Größenordnung von 200 GW benötigen. Übertragungsleitungen können die dann auftretenden Angebotsschwankungen nicht ausgleichen. Hierfür brauchen wir neue Speicher.

Allein für den Tag-Nacht-Ausgleich ist an sonnigen Tagen künftig eine Speicherkapazität von bis zu 500 GWh erforderlich. Die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke sind mit 40 GWh dafür zwar hilfreich, aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Ausbaupotenziale in Deutschland sind stark begrenzt. Möchte man Pumpspeicher in anderen Ländern anzapfen, sind gigantische Leistungstrassen nötig, die allein aus Akzeptanzgründen kaum durchsetzbar sind. Das Potenzial dezentraler Batteriespeicher wird hingegen häufig unterschätzt und überschreitet das von Pumpspeichern erheblich. Sie lassen sich direkt von und bei den Verbrauchern errichten. Das steigert die Akzeptanz der Energiewende. Die Renditeerwartungen von Bürgern sind zudem geringer als von Energiekonzernen und innovative Unternehmen wie Tesla sind dabei, Speicher zu regelrechten Mainstreamprodukten zu entwickeln. Für den saisonalen Ausgleich müssen dezentrale Solarstromspeicher noch durch die Power-To-Gas-Technologie ergänzt werden. Technisch und ökonomisch ist damit eine vollständig regenerative Energieversorgung realisierbar. Und wenn die Politik den Mut aufbringt, endlich das nötige Tempo bei der Energiewende zuzulassen, können wir so auch die Klimaschutzziele erreichen und damit die Lebensgrundlagen unserer Kinder sichern.

   
Kommentiert 22, Okt 2015 von Martin Werner (2,069 Punkte)
Ich sehe das genauso und freue mich, dass ein anerkannter Experte das so klar und deutlich darstellt. Man fragt sich nur, warum unsere Politiker nicht in der Lage sind, die richtigen Tatsachen zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Warum setzten die immer noch auf Braunkohle? Honni soit qui mal y pense.
Kommentiert 1, Nov 2015 von Martin Rausch (156 Punkte)
Hallo Herr Quaschning,
gut beschrieben! Haben Sie mal berechnet/recherchiert, welches Volumen Pumpspeicher ein Container Batterie ersetzt?

Zudem hat eine Batterie kürzere Reaktionszeiten und kann, wie Sie beschrieben, direkt am Erzeuger/Verbraucher installiert werden.
Kommentiert 1, Nov 2015 von Günter Schulz (30 Punkte)
Hallo Herr Quaschning,
Sie schreiben:
 " Setzen wir die Energiewende im Tempo der letzten 14 Jahre fort, wird die Dekarbonisierung in Deutschland erst 2155 abgeschlossen sein. "
Ich gehe mal davon aus, dass Sie den EE-Zubau der letzten 14 Jahre als linear angenommen haben? Ehrlicherweise sollte man da den geplanten Zubau von 2,5 GW zugrunde legen, obwohl bei PV habe ich da so meine Zweifel. Dann hätten wir 2095 die 200 GW erreicht. Leider verzögert die Politik die Energiewende so weit es geht, in der Hoffnung, den Anteil am EE-Kuchen für RWE und Co. so groß werden zu lassen, dass sie wenigstens noch am Konkurs vorbeischlittern.

1 Antwort

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Beantwortet 23, Okt 2015 von Geckler, Heinz (2,530 Punkte)

Hallo Martin Werner und Volker Quaschning,
ich kann mich nur anschliessen. Ich verstehe überhaupt nicht, weswegen die Power-to-Gas-Technologie nicht viel intensiver gefördert wird. Bei Nutzung dieser Technologie könnte sicher der Ausbau der Stromnetze deutlich geringer ausfallen. Obwohl ich selbst seit fast 3 Jahren Stromspeichersysteme verkaufe und installiere bin ich der Meinung, dass die Stromspeicherung zwar einen wichtigen Anteil  an der Energiewende haben wird, sehe aber in der Power-to-Gas-Technologie noch viel mehr Potenzial.

Kommentiert 24, Okt 2015 von Alexander Hagen (35 Punkte)
Ich hoffe, Frau Merkel ist nun endlich bereit , (auch durch den VW-Skandal)  ihr 1 Mio E-Auto-Ziel mit einem Kaufanreiz für Elektroautos anzuschieben. Es wäre ein leichtes diese hocheffizienten Autobatterien zum Schwarm zusammenzuschließen und dann hätte man einen schönen großen Speicher
Kommentiert 1, Nov 2015 von Günter Schulz (30 Punkte)
Hallo Herr Hagen,
ich glaube mit dem "schönen großen Speicher" ist das nicht so einfach. Ein Auto, das gerade fährt oder in der Stadt ohne einen smarten Stromanschluss parkt, fällt schon mal als Speicher raus. Außerdem wird sich der Fahrer bedanken, wenn er morgens zur Arbeit oder abends von der Arbeit nach hause fahren möchte und seine Batterie leer ist, weil gerade kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Leider fällt sie als Speicher für die heimische PV-Anlage in der Regel auch aus, weil nachts kein Strom anfällt und tagsüber die meisten Autos am Arbeitsplatz stehen. Ideal wäre es, wenn tagsüber der PV-Strom ins Netz eingespeist und zeitgleich, evtl. gegen eine kleine Netzbenutzungsgebühr, am Arbeitsplatz die Batterie aufgeladen werden könnte. Aber bei der schlichten Denkweise der veranwortlichen Politiker wären diese da schon weit überfordert ;-).
Kommentiert 3, Nov 2015 von Alexander Hagen (35 Punkte)
Moin Herr Schulz,
ich sprach von einem   schönen großen Speicher ,  also aus tausenden von E-Cars, dann  kann ruhig ein Teil davon unterwegs sein , aber man weiss, Autos stehen zu 95% und bei E-Cars dann meistens an der Ladesäule, die dann natürlich auch intelligent , d.h.  mit dem Schwarm verbunden sein sollte. Ausserdem hat heute jedes Auto Elektronik  (s. VW). Jeder kann einstellen, wie weit seine Batterie angezapft und gegen Entgelt entladen werden kann.
ich sage schon lange:  In Verbindung mit Photovoltaik ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für E-Mobilität.

Z.B. bietet ein japanischer Hersteller ab 2016 erstmalig ein E-Fahrzeug an, welches auch Strom abgeben kann. Es könnten also Mitarbeiter mit diesem Auto morgens in die Firma fahren, dort tagsüber während der Arbeitszeit günstigen Sonnnenstrom tanken und abends das Kabel an Ihre Wohnung/Haus anschließen und damit kochen, fernsehen usw. Am nächsten Tag wieder in der Fa. laden usw.  Diese Leute bräuchten dann praktisch keinen teuren Hausstrom und schon gar kein Benzin mehr kaufen. Und  man überlege mal , wie klimaschonend dies (in der Masse) wäre und wie schön, wenn man früh dabei wäre .
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