Sie bringen das Problem schon in Ihrer Frage auf den Punkt:
Lastmanagement, also die zeitliche Steuerung von Stromverbrauchern, macht ohne „Intelligenz“ eigentlich keinen Sinn und kann für das Netz sogar kontraproduktiv sein (siehe auch diverse PHOTON-Artikel zum Thema). Einen Punkt muss ich zunächst aber korrigieren: KACOs „Relais 33“ schaltet nicht zeitgesteuert, sondern orientiert sich an der Erzeugungsleistung des Wechselrichters. Das macht die Sache allerdings nicht wirklich besser: Für eine sinnvolle Steuerung ist mindestens die gleichzeitige Erfassung der aktuellen Verbrauchsleistung im Haus erforderlich. Denn wenn Sie gerade kochen oder die Waschmaschine laufen lassen, wird die zur Verfügung stehende PV-Leistung eventuell schon komplett verbraucht. Das zusätzliche Aktivieren von Verbrauchern mit diesem Relais würde also auch in diesem Fall zu einem zusätzlichen Netzbezug führen. Von SMA gibt es eine Produktlösung, die das Problem wirklich umfassend angeht und – zumindest nach meinem Kenntnisstand – auch die einzige dieser Art ist:
Der
Sunny Home Manager. Zunächst einmal wertet er daher die Daten von bis zu drei Stromzählern aus (PV-Erzeugung, Netzeinspeisung, Netzbezug) und kann damit sämtliche Energieflüsse im Haus exakt erfassen. Er wird steuerbare Verbraucher also immer nur dann aktivieren, wenn die momentane PV-Leistung den momentanen Verbrauch im Haushalt hinreichend übersteigt – ein zusätzlicher und unbeabsichtigter Netzbezug ist damit weitgehend ausgeschlossen.
Der nächste Schritt ist aber die Planung im Voraus. Denn die Entscheidung, einen zusätzlichen Verbraucher zu aktivieren, lässt sich sinnvoller Weise nicht nur spontan treffen: Vielleicht ist die Sonne gleich weg, die Waschmaschine läuft aber noch 1,5 Stunden. Es gibt Verbraucher, deren Einschaltzeitpunkt beliebig wählbar ist – bei manchen sieht es jedoch anders aus. Manche Geräte lassen sich kurzzeitig ein- und ausschalten, während andere eine gewisse Mindestlaufzeit haben. Es wird also wirklich kompliziert, meine Kollegen sprechen hier gern von einem multidimensionalen Optimierungsproblem... Der Sunny Home Manager ist aber zu genau dieser Planung in der Lage. Zum einen empfängt er laufend standortbezogene Wetterprognosen für die kommenden 24 Stunden. Zum anderen berechnet er aus den Zählerdaten der Vergangenheit ein durchschnittliches Haushaltslastprofil, d. h. er weiß mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, wie viel Strom zu welcher Zeit verbraucht wird. Die Bluetooth-Funksteckdosen zur drahtlosen Ansteuerung der steuerbaren Verbraucher haben zusätzlich eine Messfunktion, so dass zum Beispiel auch das konkrete Lastprofil Ihrer Waschmaschine in die Planung einfließen kann (Durchschnittswert der letzten x Waschvorgänge...). Die separat gemessenen Energiemengen der steuerbaren Verbraucher werden bei der Berechnung des durchschnittlichen Haushaltslastprofils natürlich vom Summenwert des Gesamthaushalts (den Stromzählerdaten) abgezogen. Als Grundlage für seine Planung verfügt der Home Manager damit über folgende Informationen:
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Das durchschnittliche Summenlastprofil der nicht steuerbaren Verbraucher im Haushalt (wie viel Strom wird typischer Weise zu einer bestimmten Tageszeit an einem bestimmten Wochentag verbraucht?)
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Die durchschnittlichen Lastprofile der einzelnen steuerbaren Verbraucher
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Informationen über die in den kommenden Stunden zu erwartende PV-Leistung
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Die aktuellen Leistungsdaten (PV-Erzeugung, Verbrauch im Haus, Netzeinspeisung)
Aus diesen Informationen entwickelt ein intelligenter Planungsalgorithmus einen Fahrplan für die steuerbaren Verbraucher. Dieser Fahrplan ist natürlich nicht fix, sondern wird jedes Mal neu berechnet, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Und natürlich lassen sich die steuerbaren Verbraucher auch individuell konfigurieren (z. B. späteste Endzeitzeit für die Waschmaschine) und jederzeit auch manuell aktivieren. Übrigens kann der Home Manager auch variable Bezugsstrompreise berücksichtigen und ist vorbereitet für kommende Kommunikationsstandards der Gebäudeautomation. Details hierzu würden aber definitiv zu weit führen...
Fazit: Technische Lösungen zur Eigenverbrauchssteigerung (und zum Energiemanagement im Allgemeinen) müssen intelligent gestaltet sein, damit sie den finanziell attraktiven Eigenverbrauch tatsächlich nennenswert erhöhen und auch zur Netzentlastung beitragen können. Es ist weder meine Aufgabe, noch meine Absicht, hier Werbung für SMA Produkte zu machen. Nach meinem aktuellen Kenntnisstand ist der für April 2012 angekündigte Sunny Home Manger bislang schlicht die einzige technische Lösung, die diese Kriterien umfassend erfüllt. Sofern es weitere Antworten auf Ihre Frage gibt, die alternative Produktlösungen beschreiben, sollte Top50 Solar die natürlich ebenfalls veröffentlichen.