Betrachten wir einmal Pflanzenöl als Nebenprodukt der Tierfuttermittelherstellung. Deutschland importiert pro Jahr 3,3 mio Tonnen Sojabohnen, überwiegend zur Verfütterung an Nutztiere (
http://www.bmelv-statistik.de/index.php?id=139), ein großer Teil davon ist gentechnisch manipuliert. Wollte man dieses Soja durch Rapspresskuchen aus heimischem Anbau ersetzen, damit lange Transportwege verkürzen und den Einsatz gentechnisch veränderter Futtermittel reduzieren, bräuchte man dafür etwa 1,65 mio ha zusätzliche Ackerfläche, das sind etwa 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland (etwas mehr als die Fläche von 1,395 mio ha, auf der 2014 Winterraps angebaut wurde und zu vergleichen mit 24% der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die aktuell zum Futtermittelanbau genutzt werden). Es müssten still gelegte Ackerflächen wieder bewirtschaftet werden, sofern es sonst keine Änderungen beim Anbau gibt.
Bei der Produktion von 3,3 mio Tonnen Rapsölkuchen fielen etwa 1,65 mio Tonnen Rapsöl als Nebenprodukt an. Diese Menge reichte ungefähr aus, den Kraftstoffbedarf der landwirtschaftlichen Betriebe zu decken. Da es zusätzlich produziert würde, könnte es vom Lebensmittelmarkt nicht automatisch aufgenommen werden, stünde also wirklich als Kraftstoff zur Verfügung. Sprich, die Verwendung von Rapsöl als Kraftstoff, das als Nebenprodukt einer Tierfuttermittelproduktion entsteht, welche importiertes Soja ersetzt, ist sinnvoll, da es ohne Verdrängung von Lebensmitteln genau dort vollständig verbraucht werden könnte, wo es produziert wird: in den landwirtschaftlichen Betrieben selbst.
Die gekoppelte heimische Produktion von Tierfuttermitteln und Pflanzenölkraftstoff führt nun aber zu dem sehr wünschenswerten Effekt zusätzlicher wirtschaftlicher Tätigkeiten und Wertschöpfung, sowie Arbeitsplatzschaffung im ländlichen Raum.
Die ökologischen Vorteile kommen bei Rapsöl erst sehr eingeschränkt zum Tragen. Ihr volles Potenzial entfalten sie erst, wenn statt Raps andere Ölfrüchte im Mischfruchtanbau mit Getreide und Hülsenfrüchten angebaut werden (
http://www.mischfruchtanbau.de). Der Mischfruchtanbau, also der gleichzeitige Anbau einer Hauptfrucht mit einer Ölfrucht auf der gleichen Fläche, erlaubt eine starke Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und führt hin zum Bioanbau. Die Ölfrucht fällt als Nebenprodukt der Getreide- oder Hülsenfruchtproduktion an. Die meisten Erfahrungen liegen für Mischungen mit Leindotter vor. Leindotteröl wurde im EU-Forschungsprojekt 2ndVegOil erfolgreich in Traktoren als Kraftstoff eingesetzt. Leindotterölkuchen ist allerdings aktuell nicht als Futtermittel zugelassen, weil in der Vergangenheit die Kontaminationsfreiheit nicht hinreichend gewährt werden konnte.
Nähere Informationen unter:
http://www.2ndvegoil.eu und
http://www.praxtrak.de