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Mehr Distanz zum Unsinn wagen

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Eingestellt 28, Apr 2014 in Energiewende von Denny Gille (65 Punkte)

Erdacht, gehört, kritisiert und verworfen – der Weg eines doofen Gedanken könnte so einfach sein. Die politische Kritikkultur funktioniert in vielen Bereichen. Nur bei einem Thema herrscht verbale Narrenfreiheit. Der Energiewende.

Es gibt Gedanken, die sollte kein Politiker aussprechen, wenn ihm der Rückhalt seiner Partei lieb ist. Aktuell zeigt das der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein: Torsten Albig hat gefordert, Autofahrern eine Sonderabgabe für die Sanierung des maroden Straßennetzes abzuverlangen.

Die Reaktion: SPD-Chef Gabriel ging sofort auf  Distanz, SPD-Haushaltspolitiker Joachim Poß nannte den Gedanken auf Facebook „völlig inakzeptabel“ . Zu Recht, der Staat nimmt vom Autofahrer zurzeit weit mehr als doppelt so viel ein, als er für die Straßeninfrastruktur ausgibt.

Doch diese Kritikkultur wird leider nicht bei jedem Thema gepflegt. Scheinbar unbegrenzte Freifahrtscheine für gedankliche Irrfahrten haben Politiker beim Thema Energiewende. Beispiel: „Für das Gelingen der Energiewende ist Braunkohle unverzichtbar.“ Mit dieser Aussage zitierte das Land Brandenburg seinen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke sinngemäß. Die Reaktion der Partei (SPD): „[keine]“

Dabei wäre durchaus eine Reaktion angebracht. Denn was bitte soll eine ewig gestrige fossile Quelle mit tendenziell schlechter Regelbarkeit für das Gelingen der Energiewende tun können? Was Woidke vorschwebt, ist wohl eher ein weiter-wie-bisher-Szenario.

Die Aussage des brandenburgischen Ministerpräsidenten ist nur das letzte Glied in der Kette unsäglicher Halb- und Unwahrheiten, über zu hohe Kosten , geringen Nutzen und mangelnde Fähigkeiten erneuerbarer Energien. Jeder, der einmal die Energiewende-Sau durchs Dorf treiben will, kann das nach Belieben tun. Hier herrscht Narrenfreiheit.

Deshalb, bitte liebe Parteien, Sie alle betonen doch, wie wichtig die Energiewende für die Zukunft der Bundesrepublik ist. Dann wagen Sie auch mehr Distanz zum Unsinn – und mehr Mut zur Wahrheit. Den Bürgern wurde die Energiewende schon madig genug geredet, am Ende verliert das Vorhaben im politischen und medialen Wald der Nebelkerzen vielleicht noch ganz die Unterstützung der breiten Masse.

Zu Recht fürchten Branche, Naturschützer und NGOs schon, dass das Scheitern der Energiewende in diesem Jahr eingeleitet wird – Demo-Stichwort: Energiewende nicht Kentern lassen . Und einen Baustein dieses Scheiterns bildet die vermeintliche Kohlebrücke. Davor warnte schon Enercon-Gesamtproduktionsleiter Klaus Peters auf der Hannover Messe: „In diesem Jahr stehen wir in Deutschland vor einer Weiche. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zur Kohle zurückkehren, obwohl wir eine Industrie aufgebaut haben, die sie ersetzen kann.“

   

2 Antworten

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Beantwortet 29, Apr 2014 von Jörg Wedler (247 Punkte)
Genau so ist es. Nachdem wir jahrelang eine Führungsposition in diesem Bereich und im Ausbau hatten, sind wir nun durch reduzierter Zubaumenge, weltweit deutlich abgefallen. Aber wir haben den Anschub gebracht, dem andere Länder und Erdteile jetzt folgen. Die teilweise Rückkehr zur Kohle kann uns global betrachtet nur ein Kopfschütteln einbringen und anderen Staaten verdeutlichen, dass wir eigentlich schon aufgegeben haben. Es ist schon ein Wahnsinn, was unsere derzeitigen Energieerzeuger schaffen, zu vermitteln, um dieser Wende mit allen Möglichkeiten, entgegenzuwirken.

Hätten alle EVU's, spätestens seit dem Jahr 2000, mit den finanziellen Mitteln, die ihnen durch hohe Gewinne sicherlich keine großen Probleme bereitet hätten, solch hohe Finanzierungen zu erhalten, sich um ein Vielfaches am regenerativen Markt beteiligt, würden wir heute in Deutschland anders dastehen und hätten sicherlich den Respekt und die Bewunderung anderer Nationen, zur Umsetzung einer Energiewende erhalten.

Nur der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur, im Vorausblick auf die Zukunft und den festen Glauben daran, hätte uns dann heute sicherlich einen anderen Stand verschafft. Aber welches Unternehmen, will schon von dem Kuchen etwas abgeben, solange es nicht zwingend nötig wird. Die Aktionäre haben es hoffentlich gedankt.

Mein Invest war nur 6-stellig und ich hoffe, irgendwann, daraus den Gewinn zu erhalten, der einer Person zusteht, die als Hauptargument die Belastung unserer Umwelt durch die Vermeidung von Schadstoffen als Ansporn damals hatte.

Erst wenn noch weitere Katastrophen mit Reaktorblöcken und Unsicherheiten der Lagerung von ausgedienten Brennstäben in unserer (einzigen) Erde passieren, wird ein noch deutlicheres Umdenken der Bevölkerung passieren.

Aber mit welchen katastrophalen Folgen ?
Kommentiert 29, Apr 2014 von Denny Gille (65 Punkte)
"...und anderen Staaten verdeutlichen, dass wir eigentlich schon aufgegeben haben." Damit dürften Sie leider recht haben. Unsere Chefredakteurin hat im Urlaub gerade die gleiche Erfahrung gemacht. Da fragte sie ein Kanadier: "Das mit eurer Energiewende ist jetzt vorbei, oder?" Eine schöne Außendarstellung haben wir mit diesen ewigen Debatten und nie enden wollenden Reformzirkus erreicht.
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Beantwortet 29, Apr 2014 von Erhard Renz (699 Punkte)

Da passt doch meine kleine aber feine Sammlung der "Dummbabbler und Deppenkaiser" dazu!

Kommentiert 29, Apr 2014 von Denny Gille (65 Punkte)
Eine schöne Sammlung haben Sie da zusammengestellt. Und sehr eingängiger Titel ;o)
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