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Wird der Solarbranche in Deutschland das Licht ausgeknipst?

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Eingestellt 17, Mär 2014 in Energiewende von Astrid Schneider (46 Punkte)

Bericht vom 29ten Symposium Photovoltaische Solarenergie im Kloster Banz in Bad Staffelstein vom 12.-14.März 2014. Die Solarkonferenzen im Kloster Banz sind legendär: Jahr für Jahr trifft sich die deutsche Solarbranche für drei Tage im März im Kloster, um sich intensiv auszutauschen. Doch die Stimmung ist trüb, fast surreal. Nach jahrelangen Höhenflügen, nach Produktions- und Preisreduktionsrekorden, nach Massenproduktion und sensationellen Solarstromerzeugungsmengen dreht die Politik der Branche Stück für Stück den Saft ab. Von Astrid Schneider

Firmenschließungen und Entlassungen sind die Folge. Verlagerten sich in den letzten Jahren die Produktionskapazitäten systematisch nach Asien, so droht jetzt eine Insolvenzwelle bei den Händlern, Installateuren und Systemintegratoren, in Handwerk und Planung.

 

Doch auch die Deutsche Solarforschung ist gefährdet: der größte Teil der Fördergelder wird nur komplementär zu Industriemitteln mit Anteilen von 50% oder darüber gewährt. Auch das Fraunhofer Institut für Solarforschung beschäftigt mehr als die Hälfte der Forscher mit so genannten Drittmitteln. Wird nach der Solarindustrie auch noch die Energiewende selbst gestoppt, so wird befürchtet, dass auch die Forschungsaufträge abwandern. Deutschland als Innovationsmotor für erneuerbare Energien würde schwer beschädigt. Auch die Exportfähigkeit für Technologie und Produktionsanlagen steht dann auf dem Spiel.

 

Ralf Hofmann Geschäftsführer eines deutschen Wechselrichterherstellers formuliert es so:

  • erst waren wir angeblich zu leistungsschwach
  • nun erzeugen wir aber 5% des deutschen Strombedarfs solar
  • dann waren wir zu teuer, angeblich nie wirtschaftlich
  • dann unterstellte man uns wir würden das deutsche Stromnetz gefährden
  • nun sind wir zu billig und man muss uns besteuern

„Die Wahrheit ist, dass wir nur das Geschäftsmodell der fossil-atomaren Erzeugung beschädigt haben.“ So schrieb RWE im Jahr 2013 erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Netto-Verlust von über drei Milliarden EURO. Der Grund sind wegbrechende Strompreise, vor allem wegen des Wegfalls der Mittagsspitze, dank Solarstromeinspeisung. Die Politik versucht nun mühsame Gratwanderungen in Abwägung der verschiedenen Interessen.

 

In atemberaubender Geschwindigkeit wandern nun Produktions- und Installationskapazitäten für Photovoltaik um den Globus. War Deutschland vor drei Jahren noch der absolute weltweite Leitmarkt, so sind heute sowohl die Produktionskapazitäten, als auch die Märkte gewandert. China, Japan und die USA sind die neuen Hotspots. China, welches noch vor kurzem fast gar keinen heimischen Markt für netzgekoppelte Photovoltaik-Anlagen hatte, installierte im Jahr 2013 über 11.000 Megawatt Solarstromanlagen, Tendenz weiterhin steigend. Das ist rund dreimal so viel, wie Deutschland. Hierzulande hat sich der Markt vom Jahr 2012 auf 2013 exakt halbiert: von 7.600 Megawatt  auf nur noch 3.300 Megawatt.

 

Allerdings wird befürchtet, dass mit der laufenden EEG-Novelle im Jahr 2014 noch einmal ein drastischer Einschnitt droht. Eine große Verunsicherung bringt das Wettbewerbsverfahren des europäischen Wettbewerbskommissars gegen das deutsche EEG. Mit der Reduktion der Ausnahmen von der EEG-Umlage und der Ankündigung von Ausschreibungen versucht die Bundesregierung die Einordnung des EEG’s als Umweltbeihilfe durch die EU zu umgehen. Statt künftig das ganze Regelwerk von der EU genehmigen zu lassen und so die Erneuerbaren Politik immer wieder von Zustimmungen und Erlaubnissen von Brüssel abhängig zu machen, versucht man das Erneuerbare Energien Gesetz so umzugestalten, dass es ‚marktgerecht’ wird.

 

Knapp gesagt, wird die Alternative so dargestellt:

  • entweder wir bleiben beim gesicherten ‚Fördersystem’ der Vergütung mit fixen Einspeisetarifen, dann muss das EEG sowohl erstmals grundlegend, als auch bei jeder Änderung in Brüssel genehmigt werden – nach einem Umwelt-Beihilfe-Rahmen, der gerade in Brüssel neu überarbeitet wird, also auch noch gar nicht fest steht. Verabschiedet die EU nur Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren, die Deutschland schon längst erfüllt, könnte es auch sein, dass die EU gar keine Beihilfen mehr genehmigen würde
  • oder man schlägt den aktuellen Weg der Bundesregierung ein und vermeidet alles im EEG, was die Wettbewerbshüter als ‚Beihilfe’ einstufen könnten. Das bedeutet nach Lesart des BMWI den vollständigen Umstieg auf Verkauf der Erneuerbaren am ‚Markt’ und auf Ausschreibungsmodelle

Dabei entsteht derzeit ein undurchschaubarer Dschungel an Einflüssen auf das Gesetz. Ob bestimmte Maßnahmen in Wirklichkeit nur die Energiewende abbremsen um die Märkte der großen Energieversorger sichern – oder ob sie wirklich dem Schutz der Stromkunden und der Wirtschaft dienen, oder ob sie gar zwingend sind, um den Fortbestand des EEG’s unter der strengen Augen der Brüssler Wettbewerbshüter zu erlauben – ist unklar. Entsprechenden Fragen mussten sich die Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums stellen, die trotzdem kamen, um den neusten Stand der Novelle mit der Branche zu diskutieren.

 

Die Kernpunkte der EEG-Novelle:

  • Ausschreibung:

Spätestens ab 2017 soll die Förderhöhe der Erneuerbaren Energien durch Ausschreibungen im Wettbewerb ermittelt werden. Als Pilotprojekt sollen ab 2014 jährlich 400 MW PV-Freiflächenanlagen ausgeschrieben werden.

 

  • EEG-Umlage auf Eigenstromverbrauch:

Der vom Erzeuger selbst verbrauchte Strom aus Photovoltaikanlagen soll mit 70% der jeweiligen EEG-Umlage belastet werden. Ausgenommen sind Kleinanlagen bis 10 kW Leistung, bzw.10 MWh Stromproduktion pro Jahr.

 

  • Direktvermarktung statt EEG-Einspeisevergütung:

Stufenweise Einführung der verpflichtenden Direktvermarktung:

    • Ab 1. August 2014: Neuanlagen ab 500 kW
    • Ab 1. Januar 2016: Neuanlagen ab 250 kW
    • Ab 1. Januar 2017: Neuanlagen ab 100 kW

 

  • Grünstromprivileg entfällt:

Bisher waren Strommengen, die von Stromhändlern in ’Ökostromtarifen’ direkt vermarktet wurden nur mit einer reduzierten EEG-Umlage belastet. Dieses ‚Grünstromprivileg’ entfällt vollständig.

  • Vergütungshöhe EEG-Einspeisetarife:

Fortschreibung der Tarifhöhe wie im bisherigen EEG mit 1% Absenkung pro  Monat und einem ‚atmenden Deckel’.

 

http://www.sonnenseite.com/Erneuerbare+Energien,Wird+der+Solarbranche+in+Deutschland+das+Licht+ausgeknipst,5,a28073.html

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