Sehr geehrter Herr Peter R.,
pauschal läßt sich Ihre Frage leider nicht beantworten. Generell haben wir in der automatisierten Reinigung eine vergleichbare Fragestellung, wie bei der handwerklichen Ausführung der Solarreinigung.
Möchte man das Thema Bearbeitungsschäden an Photovoltaikmodulen durch automatisierte Reinigungssysteme differenziert betrachten, muß man insbesondere folgende Eckdaten miteinander evaluieren:
HARDWARE
- Antriebsart (Füßchen, Gummikette, Räder, Rahmengestell etc.)
- Gewicht pro Quadratzentimeter
- Verhältnis Gesamtgewicht zu Gesamtgröße (z.B. beim Überfahren der Modulrahmen)
- wie werden Höhenunterschiede zwischen benachbarten Modulen überwunden?
- Intensität und Art der Vibrationen durch Bewegungsantrieb auf den Modulen (Initialisierung / Aufbrechen von Mycrorissen im Wafer)
- Intensität und Art der Vibrationen durch die Reinigung auf den Gläsern
- ausreichende Wassermenge bei der Reinigung?
- Beschaffenheit und Drehzahl der Bürste (Abrasivität, partiell trockene Reinigung)
- Reinigungsmedium (VE-Wasser, Reinigungschemikalien etc.)
- werden Versorgungsschläuche über die verschmutzten Gläser nachgezogen?
SOFTSKILLS
Viele meinen natürlich auch, dass so ein Roboter idiotensicher ist. Ich erlebe technikaffine Bediener, die leider kein Gefühl zum Photovoltaikmodul haben und auch keine Ahnung von der Reinigung.
Egal wie umsichtig das Gerät konstruiert ist, wenn Sie mit der feuchten Antriebseinheit auf stark verschmutztem Glas Wendemanöver machen, ist die Entstehung von Kratzern recht wahrscheinlich.
Auf You Tube ist der Imagefilm eines Herstellers für Reinigungsroboter veröffentlicht. Da marschiert der Mitarbeiter mit Bergstiefeln auf den Modulgläsern herum (unmittelbar neben einem Servicegang), um die Schläuche für den Roboter zu verlegen.
Wenn im Unternehmen die Sensibilität für Photovoltaikmodule generell fehlt, wäre es ein Glücksfall wenn der Roboter schadensfrei reinigen würde. :-)
RESUMEE
Man kann bei der Hardware Mindeststandards definieren. Hätte ich diese Aufgabe, würde ich mehr als die Hälfte der mir bekannten Reinigungsroboter ausmustern. Dennoch würde es auch bei den zugelassenen Typen Probleme geben, weil nicht jede Technologie schablonenhaft bei allen Dachneigungen und Bauartreihen eingesetzt werden kann.
Beispiele:
Haben Module bereits nach kurzer Laufzeit herstellungsbedingte Microrisse im Wafer, dann sind die Schläge und Vibrationen durch automatisierte Systeme anders zu bewerten, als unter idealen Laborbedingungen.
Das Gewicht und die Vibration eines Roboters ist bei großformatigen Modul mit einer Glasstärke unter 4mm in Abhängigkeit zur Dachneigung anders zu bewerten, als bei kleinformatigen Modulen.
Sie können es abwarten und es werden schon bald die ersten Roboter mit unterschiedlichsten Qualitätssiegeln auftauchen - genauso wie in der herkömmlichen Solarreinigung. Dies wird Ihre berechtigte Frage jedoch nicht lösen. Denn gerade dort, wo man die größten Zweifel haben müßte, findet man die größte Zahl an Gütesiegel.
Vielleicht sollten wir in dieser Fragestellung noch einmal "back to the roots" und die Anforderungen einer schadensfreien, nachhaltigen Reinigung von PV-Modulen generell beleuchten. Dann werden die Antworten für automatisierte Systeme auch klarer.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Mattstedt
Ökologische Solarreinigung