Der Emissionshandel hat grundsätzliche Probleme: Es wurden von Anfang an europaweit viel zu viele Emissionszertifikate ausgegeben, das Klimaschutzziel für die betroffenen Sektoren viel zu lasch gesetzt. Im Prinzip bekam jeder Akteur, ob Energieversorger oder Industrieunternehmen die Zahl an Zertifikaten, die er sich gewünscht hat bzw. die ihm nicht weh taten. So gelang es, die Akzeptanz zu gewinnen, das Instrument überhaupt einzuführen.
Dass das Wachstum der Erneuerbaren Energien drastisch unterschätzt wurde, ist ein Grund für den Preisverfall. Denn bei der Festlegung des Emissionsdeckels wurde der Bedarf für fossilen Strom zu hoch geschätzt und folglich dem Energiesektor viel zu viele Zertifikate zugestanden. Also: Ja, das starke Wachstum der Erneuerbaren führt (zusammen mit anderen Faktoren) zum Preisverfall. Das spricht aber nicht gegen die Erneuerbaren Energien, sondern einfach für Anpassungsbedarf beim Emissionsdeckel!
Wenn der Emissionshandel als Klimaschutzinstrument wirksam sein soll, muss die Gesamtmenge an Zertifikaten natürlich angepasst werden an Entwicklungen, die man vorher nicht gesehen hat. Also müssen Zertifikate vom Markt genommen werden, um den Preis zu stabilisieren. Sonst gibt es keine ökonomischen Anreize mehr für Klimaschutzmaßnahmen. Wenn es der EU nicht gelingt, dem Markt so viele Emissionszertifikate zu entziehen, dass der Preis merklich nach oben geht, dann kann man den Emissionshandel auch abschaffen und lieber auf andere Klimaschutzinstrumente setzen.
Mehr zum Thema Emissionshandel und CO2-Preise:
http://www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/hintergrundpapiere/europaeischer-emissionshandel-und-strommarkt
http://www.agora-energiewende.de/themen/die-energiewende/detailansicht/article/ohne-beherztes-gegensteuern-wird-der-emissionshandel-dauerhaft-scheitern/