Hallo Herr Reif,
die Frage der Reichweite ist keine Frage der technischen Möglichkeiten. Es gibt z.B. einen österreichischen Anbieter, der den VW - Caddy mit über 300 km Reichweite bei guter Motorenleistung anbietet. Es ist vielmehr eine organisatorisch - logistische Frage.
Die Effizienz der Elektrofahrzeuge ist heute schon sehr gut, hier wird es keine deutlichen Steigerungen mehr geben können. Einiges lässt sich noch im Fahrzeuggewicht verbessern, also leichter bauen. Dauert aber, da erst Erfahrung mit neuen Werkstoffen (siehe BMW) gesammelt werden muss. Ein großer Gewichtserhöher ist damit das Fahrakku. Je mehr Reichweite gewünscht wird, desto größer muss der Fahrakku sein, desto schwerer wird das Fahrzeug, desto höher wird der Verbrauch des Fahrzeugs, desto größer muss der Fahrakku werden. Um diesen Kreis zu durchbrechen, muss Infrastruktur und Fahrbatteriekapazität abgeglichen werden. Fahre ich von Garmisch nach Flensburg, wie oft bin ich als Fahrer bereit zwischenzuladen? Vernünftigerweise sollte ich spätestens alle 2 Stunden Pause machen. Da kann ich sagen wir mal 150 km weit fahren. Demnach muss ich alle 150 km eine Schnellladesäule zur Verfügung haben. Und zwar auch bei Eis und Schnee. Da verbrauche ich im Winter ca. 18 kWh/100km. Ein Fahrakku mit 27 verfügbaren kWh ist also in Verbindung mit Schnellladung langstreckentauglich im Winter.
Das Fahrakku in meinem Fahrzeug ist mit 22 kWh über 300 kg schwer. Eine deutliche Reichweitensteigerung wird es geben, wenn dieses Gewichtspaket entschärft wird, hier soll die Entwicklung schon labormäßig weit sein, neuere Fahrbatterien sind bereits etwas leichter, es müsste aber schon eine Gewichtshalbierung sein, um mit kleinerem Akku weitere Streckenabschnitte zu schaffen.
Die meisten Fahrten sind aber unter 50 km! Dafür sind die 22 kWh schon zu viel. Da ich aber öfters mal nach München, Nürnberg oder Würzburg fahren muss und keine Schnellladung im Fahrzeug habe, ist der Fahrakku zu klein!
Die Infrastruktur für Ladehalte wächst täglich. Theoretisch kann ich mit einem Fahrzeug mit nur 50 km Reichweite bereits heute von Garmisch nach Flensburg elektrisch fahren, siehe Routenplaner von www.goingelectric.de . Die Frage ist: bin ich als Fahrer bereit dazu? Wo schneiden sich die Diagrammlinien "akzeptierte Reichweite" der Fahrer mit bezahlbare Größe der Fahrakkus? Die Industrie versucht, die Reichweite auf 130 km festzudiskutieren. Das reicht aber allenfalls im Sommer, ist für einen knackigen Winterbetrieb zu wenig. Es sei denn, ich helfe mit einer Benzin - Standheizung nach.
Also: Sie können schon heute die Reichweite eines Elektroautos beliebig steigern, wenn sie nur beliebig Geld in die Hand nehmen und auf Stauraum im Kofferraum verzichten. Nur: macht es Sinn, mit einem 300 kg Extrazuladungspaket die ganzen Kurzstrecken das ganze Jahr hindurch zu fahren, wenn ich nur einmal im Monat eine längere Strecke zu fahren habe?
Wenn der Fahrakku kleiner wird, muss auch die Karosserie weniger Aufprallarbeit verarbeiten können. Leichterer Fahrakku, leichtere Karosserie und somit mehr Reichweite bei gleicher Sicherheit. Aber das sind Lernkurven über viele Jahre.