Guerilla-PV ist ein Begriff, welcher in letzter Zeit viele Schlagzeilen gemacht hat. Man versteht darunter eine Klein-PV-Anlage, die man an seiner (Balkon-)Fassade anbringen und direkt in die Steckdose stecken kann. Diese speist dann die Energie der Sonne in das eigene Netz ein, welche dort direkt von kleinen Verbrauchern abgegriffen werden kann. Dadurch kann man den Verbrauch von der vom EVU zur Verfügung gestellten Energie reduzieren und die Stromrechnung senken. Für all diejenigen, die kein Eigenheim mit ausladendem Dach besitzen, aber trotzdem gerne ihren Teil zur Energiewende beitragen möchten, ist dies eine hervorragende Lösung.
"Guerilla" kommt von dem spanischen Wort "guerra", was "Krieg" bedeutet. Guerilla-Kämpfer, das sind Aufständische, die gegen ein Regime für ihre Freiheit kämpfen.
Steht also Guerilla-PV für einen kriegerischen Aufstand gegen irgendwas?
In gewisser Weise schon, denn sie macht es, wie bereits erwähnt, möglich, dass jeder mit geringem Aufwand Sonnenstrom nutzen kann. Da in letzter Zeit von Seiten der Politik her immer mehr versucht wurde, die dezentrale Energiegewinnung anhand von privaten PV-Anlagen zurückzuschrauben, ist dies ganz klar ein Aufstand gegen diese politischen Entscheidungen.
Allerdings würde mir als friedliebender Mensch, ein Name wie z.B. PEACE-PV sehr viel besser gefallen. Sonnenstrom zu nutzen, ist definitiv die friedlichste Art, Energie zu erzeugen. Erstrebenswert ist es allemal, dass es möglichst viele von diesen Kleinanlagen gibt.
Auf Experts gibt es bereits zahlreiche Beiträge über Guerilla PV. Hier werden detailliert die Vorteile und auch die möglichen Gefahren, auf die man unbedingt achten muss, aufgeführt.
Auch gibt es bereits Unternehmen, die sich auf die Herstellung, den Bau und den Vertrieb dieser Art von PV-Anlagen spezialisieren, wie z.B. Indielux.
Wir freuen uns, dass sich Herr Mathias Helfert von Indielux bereit erklärt hat, uns einige Frage zu diesem Thema zu beantworten:
Was hat sie motiviert, sich auf Kleinst-PV-Anlagen zu spezialisieren?
Bereits während seines Studiums zum Diplomingenieur für Umwelttechnik und regenerative Energien mit Schwerpunkt Photovoltaik kam meinem Geschäftspartner Herrn Marcus Vietzke die Idee, dieses enorme Flächenpotential zu nutzen.
Die Problematik war allerdings bisher, dass die Preise für Solarmodule und Wechselrichter relativ hoch waren und somit eine Rentabilität einer solchen Anlage nicht gewährleistet war. Da nun aber in den letzen Jahren die Preise bedeutend gefallen sind, sehen wir große Chancen für dieses Produkt am Markt.
Bisher benötigte man für die Installation einer solchen Anlage einen Elektriker und einen Fachmann, um die Anlage sicher zu befestigen. Wenn wir nun eine universelle Aufhängung anbieten können und eine einfache Verbindung an das Netz haben sich diese beiden Problempunkte ebenfalls erledigt.
Die Einspeisung der durch Klein-PV-Anlagen erzeugte Energie über Schukostecker und Steckdose war bisher ein Problem. Man bewegte sich hier in einer Grauzone. Inzwischen ist es ein Diskussionspunkt, die Steckereinspeisung europaweit zu genehmigen.
Diese drei Dinge führen dazu, dass die Rentabilität einer solchen Anlage erreicht wird.
An wen wenden Sie sich mit ihrem Produkt?
An private Personen, also Mieter oder Wohnungseigentümer, die bereit sind und Antrieb haben einen Teil ihres Stroms selbst zu produzieren, um CO2 einzusparen oder Strom zu sparen.
Eigenheimbesitzer mit eigenen Dachflächen, haben ja die Möglichkeit, ihre Stromkosten zu senken, die anderen aber nicht. Dies ist eine Zweiteilung der Gesellschaft, die vermieden werden sollte.
An Wohnungsbaugenossenschaften, die mit unseren Anlagen ihren Primärenergiebedarf reduzieren können, Stichwort Energieausweis. Ausserdem verbessern niedrige Stromkosten die Gesamtbilanz der Wohnungen und machen sie so für Mieter attraktiver.
An Energieversorger, welchen unser Produkt eine gute Möglichkeit gibt, ihr Angebot zu erweitern, indem sie unsere Balkonanlagen in ihren Stromtarif integrieren - Der Kunde des Energieversorgers hat dadurch, dass der Vertrieb über das EVU geht, mehr Vertrauen in solche Anlagen und kann dadurch, dass er einen Teil seines Stroms selbst erzeugt, Stromkosten sparen.
Sie haben ein innovatives Haltesystem für die sogenannten Balkonanlagen entworfen. Ist es dann auch so einfach wie es aussieht? Anhängen und einstecken oder muss man hier wieder einen Fachmann hinzuziehen?
Der Prototyp des Haltesystems ist bereits fertiggestellt. Er besteht aus zwei Armen die an der Brüstung des Balkons eingehängt und dahinter werkzeugfrei verspannt werden. Zu zweit ist dies so einfach zu installieren, wie ein Regal einer grossen bekannten schwedischen Möbelfabrik.
Denken Sie, dass das die einzige Hürde ist, die man überwinden muss, um solch eine Anlage zu installieren?
Leider befinden wir uns, was die Einspeisung angeht, immer noch in einer Grauzone. Die Steckereinspeisung sollte europaweit zugelassen werden, wie z.B. in Portugal und den Niederlanden.
Man sollte sich natürlich auch mit den Nachbarn, Vermietern bzw. Eigentümergemeinschaften absprechen. Dies ist rechtlich sicher ähnlich zu behandeln, wie Satellitenschüsseln. Unter bestimmten Bedingungen kann man diese und auch die Klein-PV-Anlagen wahrscheinlich nicht verbieten. Ein Punkt, der sicherlich auch von der Akzeptanz und der Verbreitung dieser Anlagen abhängt. Dabei möchte ich erwähnen, dass ein Solarmodul eine Fassade durchaus aufwerten kann. Der Weg geht definitiv in Richtung Dezentralität und Eigenverbrauch. Wir alle sollten etwas dafür tun, dass die Akzeptanz dieser Stromerzeugung erhöht wird.
Wie finden Sie den Namen "Guerilla-PV"?
Aus dieser Ecke wollen wir raus. Wir möchten die Anlagen so gestalten, dass es keine Grauzone mehr gibt.
Man sieht allerdings Anlagen, die auf "Guerilla-Art" installiert sind. Das kann gefährlich werden, da sie oft nicht richtig befestigt sind und somit nicht nur die Besitzer, sondern auch die anderen Menschen gefährden.
Unser Ziel ist, dass unser Haltesystem die allgemeine Zulassung von der Bauaufsicht erhält.
Natürlich gehört zu unserem Kundenkreis auch der aufgeklärte Bürger aus dem linken Spektrum, der sich wehrt gegen die allmächtigen Stromkonzerne, denen er ausgeliefert ist. Dies ist kein schlechter Gedanke, ist aber nicht der Kernpunkt. Wichtig ist die generelle Verbreitung dieser Art von PV Anlagen und dazu ist die Guerilla "Masche" nicht vorteilhaft. Wir wollen ein sicheres System entwickeln und anbieten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Klein-PV-Anlagen sind also definitv eine friedliche Lösung für alle. Sie bieten jedem, die Möglichkeit, die Energiewende mitzugestalten. Wir, vom Top50-Solar Team wünschen uns, in naher Zukunft unzählige solcher Anlagen zu entdecken.