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Wieviel Photovoltaik könnte noch zugebaut werden, ohne dass das Netz ausgebaut werden muss?

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Eingestellt 10, Okt 2014 in Photovoltaik von Cornelia W.
In Deutschland gibt es noch viele freie Dächer-wieviel könnte man hier noch zubauen ohne Netzausbau?
   

2 Antworten

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Beantwortet 13, Okt 2014 von Tjarko Tjaden (264 Punkte)

Diese Frage ist nur sehr schwer zu beantworten. Grundsätzlich ist zunächst interessant, wie viele Dächer mit welcher Ausrichtung tatsächlich insgesamt zur Verfügung stehen. Das technische Potenzial allein bei den Wohngebäuden sollte laut einer aktuellen Veröffentlichung bei ca. 208 GWp liegen.

Quelle: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0038092X14002114

Betrachtet man allerdings, dass es in manchen Orten Bayerns oder Baden Württembergs bereits bei einer PV-Durchdringung von 10% der vor Ort verbrauchten Energie zu Problemen im Netz kommt, so reduziert sich dieses Potenzial natürlich stark. Dies gilt natürlich in dieser scharfen Form nur für ländliche/stadtnahe Gebiete. In Städten sollte es auch bei voller Ausschöpfung der Dachflächen kaum zu Problemen im Netz kommen.

Um das volle Dachflächepotenzial trotzdem auszunutzen, ohne das Netz auszubauen, sind technische Maßnahmen zu ergreifen. Das wirkliche Problem vor Ort sind fast immer Spannungsbandverletzungen, also Überspannungen im Verteilnetz bei einer hohen Einspeisung von PV. Abhilfe schaffen hier:

  • erweitere Blindleistungs-Regelungen der PV-Wecheslrichter. Diese könnten in den technischen Anschlussbedingungen in Zukunft weiter ausgeführt werden. Die Forschungsergebnisse hier isnd vielversprechend
  • prognosebasiertes Peak-Shaving, also die aktive Maßnahme PV-Strom bei hohen Einspeiseleistungen direkt vor Ort zu nutzen. Allein durch einen gängigen Batteriespeicher könnte eine PV-Anlage so auf ca. 40% seiner maximalen Leistung gedrosselt werden, ohne nennenswerte Nachteile für den Betreiber. Zusätzliche Applikationen wie Wärmepumpen und Lastmanagement können diese Maßnahme noch verbessern.

Setzt man all dies um, so sollte im Wohnungsbereich eigentlich der größte Teil der genannten 208 GW umsetzbar sein.

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Beantwortet 28, Okt 2014 von Rüdiger Haude (171 Punkte)
Bearbeitet 29, Okt 2014 von Rüdiger Haude

Ohne Netzausbau (damit meine ich den derzeit geplanten massiven Ausbau der Fernübertragungsleitungen) können alle geeigneten Dachflächen in Deutschland mit PV-Anlagen bestückt werden, wenn die Prinzipien der dezentralen Produktion und Konsumption, sowie die flächendeckende Ausstattung neuer PV-Anlagen mit Kurzzeitspeichern gewährleistet werden. (Verteilnetze für das Sammeln und Verteilen des Stroms aus dezentralen Anlagen sind allerdings in vielen Fällen noch nicht hinreichend ausgelegt.)

Genügend erneuerbare Energie gibt es in allen Regionen Deutschlands, und das Problem der zeitlichen Glättung des EE-Angebots durch Speicher ist die derzeit wichtigste Herausforderung der Energiewende. Die Schwerpunktsetzung auf Höchstspannungs-Netzausbau stammt von Leuten, die es mit der Energiewende nicht so richtig ernst meinen, oder genauer: die gerne an der zentralisierten Struktur unseres Stromversorgungssystems festhalten wollen.

 

Kommentiert 28, Okt 2014 von Bernd Gnirß (10 Punkte)
"Die Schwerpunktsetzung auf Netzausbau stammt von Leuten, die es mit der Energiewende nicht so richtig ernst meinen, oder genauer: die gerne an der zentralisierten Struktur unseres Stromversorgungssystems festhalten wollen."

Das ist sehr, sehr richtig und gut formuliert, Herr Haude.

Ich denke dass die dezentrale Wandlung von EE in Gas (Power2Gas) und die dezentrale Erzeugung von Strom aus Gas (Mikro-BHKW, Gas2Power) jeglichen überregionalen Stromnetzausbau überflüssig machen wird.

Dezentral meint in Gebäuden, um die entstehende Abwärme zum Heizen zu nutzen und so die Wirkungsgrade der Wandlungsprozesse nahe an die 100% zu bekommen (im Unterschied zu Großkraftwerken mit ihren 30-40%)..

Eine übliche Gasleitung hat die Kapazität von 10 Hochspannungsleitungen (über Daumen).

EE-Gas wird auch leichter seperat handelbar sein (als EE-Strom) und so als hochwertigere weil völlig saubere Energie ohne jegliche Förderung einen lukrativen Markt finden.
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