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Erneuerbare Energien deutlich günstiger als neue Atom- und CCS-Kohlekraftwerke

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Eingestellt 25, Apr 2014 in Energiewende von Hans-Josef Fell (402 Punkte)
Die FDP versucht derzeit mit irritierenden Aussagen zur Atomkraft zu punkten. Jüngst erläuterte FDP-Vize Wolfgang Kubicki, dass er Atomstrom dem Strom aus einem Kohlekraftwerk vorziehe. Auch der liberale Spitzenkandidat für die Europawahl, Alexander Graf Lambsdorff, sieht nicht ein, an der Entscheidung des schwarz-gelben Atomausstiegs „stur festhalten zu müssen“. Damit holt die FDP drei Jahre nach Fukushima die alten Atomparolen aus dem Keller hervor, um pünktlich zur EEG-Novellierung die Energiewende schlecht zu reden.

Ganz offensichtlich haben die alten Atomfreunde der FDP die jüngst im Auftrag von Agora Energiewende verfasste Studie zum Vergleich von verschiedenen kohlendioxidarmen Technologien nicht gelesen. In dieser wird deutlich, dass Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen schon heute deutlich günstiger ist als aus neuen Atomkraftwerken. Verglichen mit den Vergütungssätzen für Ökostrom nach dem EEG würden neue Wind- und Solaranlagen Strom um bis zu 50 Prozent günstiger herstellen als neue Atomkraftwerke. Grund für die klare Überlegenheit der Erneuerbaren Energien sind die massiven Kostensenkungen von bis zu 80 Prozent in den letzten fünf Jahren. Mit der Analyse kritisiert Agora Energiewende vor allem auch die aktuellen Pläne der britischen Regierung, den Betreibern von zwei neuen Atomkraftwerken (Hinkley Point C) unverhältnismäßig hohe Vergütungen über eine Laufzeit von 35 Jahren zuzusichern. Die Europäische Kommission hat bereits ein beihilferechtliches Verfahren gegen die britische Vereinbarung eingeleitet.

Auch die Stromerzeugung aus neuen Kohlekraftwerken, wenn sie klimaschützend mit CCS (Kohlendioxidabscheidung und -lagerung) ausgestattet werden, ist erheblich teurer als Investitionen in Erneuerbare Energien. Laut der Agora-Studie liegen die Kosten für CCS ähnlich hoch wie für neue Atomkraftwerke. Die EU-Kommission hätte sich daher die jüngst zugesagten 300 Millionen Euro Subvention für das erste CCS-Kohlekraftwerk Europas in Yorkshire in Großbritannien getrost sparen sollen, denn die CCS-Technologie wird auch zukünftig nicht wettbewerbsfähig mit Erneuerbaren Energien sein. Jedenfalls ist es unredlich, dass der zuständige EU-Kommissar Oettinger, der Kohletechnologie unentwegt neue Subventionen bereitstellt und die im Vergleich dazu wesentlich geringeren Subventionen bei Erneuerbaren Energien unentwegt als Problem anprangert. Da die Kosteneffizienz bei den Erneuerbaren Energien auch in Zukunft stark zunehmen wird, ist davon auszugehen, dass bis zur vermeintlichen Fertigstellung des AKW Hinkley Point in ca. zehn Jahren Erneuerbare-Energien-Anlagen sogar nochmal wesentlich günstiger Strom als heute produzieren werden.

Die Analyse im Auftrag von Agora Energiewende finden Sie hier: http://www.agora-energiewende.de/fileadmin/downloads/publikationen/Analysen/Comparing_Costs_of_Decarbonisationtechnologies/Agora_Analysis_Decarbonisationtechnologies_web_final..pdf
   

1 Antwort

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Beantwortet 28, Apr 2014 von Frank Müllers (590 Punkte)
Strom aus Photovoltaikanlagen ist deshalb so preiswert, weil mittlerweile die Netzparität erreicht wurde, bzw. die derzeitigen Einspeisevergütungen - selbst für Microanlagen im Residentialbereich - schon bald im einstelligen Centbereich liegen werden. Die durchaus sinnvolle Novellierung des EEG wird im Segment Photovoltaik ins Absurde befördert. Wir erinnern uns: Während der vergangenen Jahren war der Return of Invest durch gesunkene Erstellungskosten von `gesunden´ 10 Jahren auf bis zu 5 Jahren gesunken. Eine Explosionsartige Vermehrung der Zubauzahlen war die Folge. Die Politik musste reagieren, um die vermeintliche Überförderung zu stoppen. Doch anstatt den Billigprodukten aus Fernost Strafzölle zu verpassen, oder unterschiedliche Vergütungssätze einzuführen, um einheimische Produkten und Herstellern Chancengleichheit zu ermöglichen wurde die Degression massiv gesteigert. Dadurch wird - wie so oft - das Kind mit dem Bad ausgeschüttet: Da seit Mitte 2012 die Vergütungen in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu den Gestehungskosten liegen, stockt der viel beschworene Absatz im Bereich private PV-Anlagen mit Eigenverbrauch. Auch die subventionierten Solarspeicher bringen keinen nennenswerten Zusatz - die System sind (noch) zu teuer, die Investitionszeiträume zu unübersichtlich: Mittlerweile liegt der Amortiesierungszeitraum in den meisten Fällen bei weit mehr als zehn Jahren, wenn man qualitativ hochwertige Produkte und Standarts bevorzugt. Fazit: Natürlich ist PV-Strom und sind PV-Anlagen billig wie noch nie, aber wie in allen Bereichen der Wirtschaft gelingt dies nur durch Senkung aller gängigen Standarts. Auch hier etablieren sich "Wegwerfprodukte"...
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