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Kann eine rotierende Bürste die Module bei der Reinigung beschädigen?

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Eingestellt 24, Sep 2012 in Photovoltaik von Anonym

Kann eine rotierende Bürste die Module bei der Reinigung beschädigen?

Sie haben bei einer Antwort geschrieben das man keine rotierende Bürste einsetzten soll !? Warum nicht? Können die Module dadurch beschädigt werden? Ich habe immer wieder gelesen, dass es durchaus üblich ist bei hartnäckiger Verschmutzung durch Vogelkot oder sonstiges eine rotierende Bürste einzusetzen. Selbst dieser neuartige Roboter PV Spin arbeitet mit rotierenden Bürsten. Vielen Dank für Ihre Antwort

   

2 Antworten

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Beantwortet 26, Jan 2013 von Andreas Iliou (844 Punkte)

eine sehr interessante Frage.... Ich bin nicht überzeugt, dass dies nicht so sein sollte, da mechanisch bewegende Teile bei einer Glasoberfläche sehr leicht Kratzer erzeugen können. Es kommt sicherlich immer auf die jeweilige Firma an, mit welchem Gerät dies nun durchgeführt wird und wo die Anlage aufgebaut wurde. Es gibt dazu sehr viele Tests auch in der Wüste bei der einige Module schlechter abschneiden als andere. Es geht also nicht nur um die "rotierende Bürste " sondern auch um den Verdreckungsgrad und auch ob es sich hier um "nur" Vogelkot Beseitigung handelt oder Fremdkörper auf der Glasfläche vorhanden sind. Auch gibt es verschiedene Herstellungsverfahren, Antireflex coatings und auch verschiedene Staubarten die sich am Modul festsetzen, manche Objekte muss man gar nicht reinigen lassen , andere sogar 1/2 jährlich. Ich würde hierzu immer den jeweiligen Modul Hersteller um eine Angabe der Reinigungsmethode anschreiben, das ist bestimmt die sicherste Methode.

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Beantwortet 16, Feb 2016 von Michael Mattstedt (100 Punkte)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Fragestellung ist nun zwar schon etwas älter, aber nicht minder aktuell. In der Solarreinigung und in der Gebäudereinigung sind mangels allgemeingültiger Richtlinien und Standards viele Dinge "üblich", die bei näherer Betrachtung eher als kritisch einzuschätzen sind.

Die Motivation für einen Einsatz rotierender Bürstensysteme liegt klar auf der Hand:

1. Die Hersteller versprechen durch den Einsatz von rotierenden Bürsten eine sehr hohe Quadratmeterleistung pro Stunde. Ich lese in Prospekten Angaben von 170qm/Stunde.

2. Altverschmutzungen lassen sich vielfach nur mit erhöhtem handwerklichen Aufwand restlos entfernen. Durch eine Erhöhung der Abrasivität wird die Schmutzentfernung in kürzerer Zeit erzielt.

3. Vielfach wird in der PV-Reinigung entmineralisiertes oder deionisiertes Wasser verwendet. Dies hat zwar eine gewisse "Schleppkraft", hat aber besispielsweise keine fettlösenden Eigenschaften. Das Herunterreiben vieler Verschmutzungen mit einem rotierenden System soll die mangelhaften schmutzlösenden Qualitäten ergänzen.

4. Viele Solarreiniger sind branchenfremd. Man hofft mit automatisierten Reinigungssystemen fehlendes Know-How bzw. Berufserfahrung bei der Reinigung ersetzen zu können.

5. Die Reinigung von Photovoltaikanlagen ist ein "Knochenjob". Maschinenarbeit soll es dem Solarreiniger leichter machen.


Eine rotierende Bürste KANN die PV-Module bei der Reinigung sehr wohl beschädigen:

1. Setzt die Rotation bei einer verschmutzten Glasfläche SOFORT ein, bevor die Verschmutzung mit Wasser ausreichend gelöst ist, wird diese förmlich aus dem Glas gefräst.

2. Dreht sich die Bürste sehr schnell, kann sie sich förmlich unter den Wasserfilm arbeiten. Bei stark verschmutzten Gläsern haben wir dann eine (partielle) Trockenreinigung. Mikroverkratzungen und eine schnelle Nachverschmutzung durch Rauigkeit des Glases sind mögliche Folgen.

3. Ein ähnlicher Effekt  kann unabhängig von der Drehzahl der Bürste auftreten, wenn abhängig zum Verschmutzungsgrad, zur Dachneigung und zu den Wetterbedingungen mit zu wenig Wasser gearbeitet wird. Aufbereitetes Wasser ist für den Solarreiniger ein Kostenfaktor. Wassersparen ist in der Photovoltaik-Reinigung nicht ökologisch, sondern ein Bearbeitungsfehler.

4. Rotierende Systeme sind statische Reinigungswerkzeuge. Man kann diese nur schwer an die Reinigungsumgebung anpassen. Bei stärker verschmutzten Anlagen kann deshalb das Schmutzwasser von der rotierenden Bürste mit Abrasivität über die Glasoberfläche gewirbelt werden. Man nennt dies auch "Grauwasserreinigung". In der klassischen Gebäudereinigung sind Verkratzungen auf TVGläsern (identisch mit Solarglas) bei der Grauwasserreinigung bekannt.

5. Von etlichen halbautomatisierten rotierenden Bürstensystemen gehen Vibrationen und Schläge aus. Diese können Mikrorisse auf dem Wafer aufbrechen, oder solche initialisieren. Sind bereits Mikrorisse vorhanden, können diese verstärkt werden.


Es gibt bis dato keine allgemeingültige und verbindliche Bewertung der rotierenden Bürste für die Reinigung der verkratzungsempfindlichen PV-Gläser. Nach meiner Einschätzung ist es ein Reinigungswerkzeug mit einem erhöhten Risiko von Bearbeitungsschäden. Bei stark verschmutzten Gläsern würde ich vom Einsatz generell abraten. Ebenso bei Geräten mit einem hohen Eigengewicht oder hoher Umlaufgeschwindigkeit.

Dennoch muß bei der Reinigung mit rotierender Bürste nicht zwingend etwas passieren, das hängt wie beschrieben vom Zusammenspiel mehrerer Faktoren ab.

Wir haben uns in der Ökologischen Solarreinigung gegen den Einsatz von rotierenden Bürstensystemen entschieden. In der Praxis wurden immer wieder Photovoltaikanlagen dokumentiert, die nach rotierender Bürstenreinigung eine extreme und schnelle Nachverschmutzung (vielfach mit den Bürstenspuren) aufweisen.

Die untenstehenden Bilder zeigen solche Beispiele. Die Bilder wurden je nach Beispiel etwa 6-12 Monate nach der Reinigung aufgenommen. Die Anlagen waren nach der Reinigung sauber gewesen. Es handelt sich also NICHT um eine unzureichende PV Reinigung, sondern um eine schnelle Nachverschmutzung durch erhöhte Adhäsion auf den "Bearbeitungsschäden".

Man muß aber ganz klar sagen, die Entscheidung für oder gegen ein Reinigungssystem liegt in der persönlichen Verantwortung und fachlichen Bewertung eines jeden Einzelnen. Des Solarreinigers und des Photovoltaik-Eigentümers.

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