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Was wäre nötig, um flexible Strompreise je nach Börsenstrompreis auch direkt an den Endverbraucher weiterzugeben?

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Eingestellt 23, Nov 2015 in Energiewende von R. Rieger
   

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Beantwortet 23, Nov 2015 von Träbing (34 Punkte)

Gegenfrage: Ist das für den Erfolg der Energiewende wirklich sinnvoll?

Mit fortschreitender Energiewende nimmt der Anteil der regional unterschiedlich fluktuierenden Energie zu und es kommt für den Energiewende-Erfolg darauf an, die freiwillige Angleichung dezentral anzuregen.

Dazu ist der Börsensenstrompreis aus mehreren Gründen ungeeignet:

1. Der Börsenpreis ist flächendeckend gleich, unterscheidet also nicht zwischen Wind an der Küste, Sonne im  Süden oder umgekehrt.

2. Die Börse ist zu langsam, denn das Handelssystem braucht Zeitabläufe, aber die der elektrische Ausgleich muss in Echtzeit erfolgen.

3. Die Überwälzung des Börsenpreises bringt für Normalverbraucher zu geringe Preisvariantion, denn viele Bestandteile des Preises von der Ökosteuer bis zur EEG-Umlage sind unabhängig vom Börsenpreis und verhindern wirksame Anregungen für Normalverbraucher.

4. Die Weitergabe über das bisherige Handelssystem mindert die Preisflexibilität zusätzlich weil der Handel nicht nur Zusatzkosten verursacht, sondern er von den Preisauschlägen auch verdienen will und muss.

Darum ein Gegenvorschlag, den dem damals zuständigen Bundesumweltminister schon im Mai 2013 als dezentrales "Bonus-Malus-System" empfohlen wurde:

1. Grundlage sind die Schwankungen der physikalischen Netzzunstandsdaten (Spannung und Frequenz) an jedem Zugang zum "öffentlichen Netz", vergleichbar der dezentralen Straßenreinigung: "Wenn jeder vor der eigenen Tür kehrt, ist das ganze Dorf sauber!"

2. Mit einem Zusatzgerät wird an jedem Stromzähler auch die Sollwertabweichung gemessen und es wird in die Wertung einbezogen, ob (Richtung des Energieflusses, Einspeisung oder Bezug) und in welchem Umfang (Leistung) der aktuelle aktuelle Energiefluss die Netzstabilität verbessert oder verschlechtert, also die Netzdienlichkeit physikalisch gemessen.

3. Die Echtzeitwerte (Werteinheiten We) der Kurzzeitmessungen im Sekunden- bis Minutenbereich werden wie die Energiemenge (Wh bzw kWh) während des Abrechnungszeitraumes (z.B. Jahr) summiert und zur Abrechnung genutzt.

4. Die Wertschwankungen wirken deutlich.

4a) Im Sollwert liegt keine Sollwertabweichung vor und die Energiemenge entspricht den Werteinheiten.

4b) An der oberen Toleranzgrenze der Netzbelastung muss abgeregelt werden, die Energie ist also wertlos. Wenn dann je Werteinheit die zehn- oder hundertfache Energiemenge geliefert wird, senkt das die Kosten, regt Verbraucher zur Nutzung und Erzeuger zur Drosselung oder Eigennutzung an. 

4c) An der Unteren Toleranzgrenze ist zuwenig Energie im Netz und es droht Lastabwurf. Dann kann die Energiemeng je Werteinheit auf ein Zehntel oder Hundertstel reduziert werden.

4d) Bei entsprechender Wahl von Zwischenwerten und frei einstellbaren Zwischenschaltern (z.B. an Haushaltsgeräten) geht davon ein physikalisches Bonus-Malussystem zur Stabilisierung aller Netzabschnitte aus.

Leider ist das von den Entscheidungsträgern und Energiewende-Gegnern bisher nicht gewollt, sonst wäre bei der EEG-Reform dies als freiwille Alternative zur Einspeisevergütung eingeführt und allen Netznutzern die Teilnahme ermöglicht worden.

Vermutlich ist die Smart-Meter-Technologie für wichtige Interessengruppen wichtiger. Mir ist nicht klar, wessen Interessen entscheidend waren, denn es gibt viele Motive (Erhaltung des profitablen Stabilisierungsmonopols der Netzbetreiber, Sicherung des Börsenhandels, Smart-Meter-Investitions-Abzocke, Überwachungsmöglichkeiten von denen Gestapo oder Stasi nur träumen konnten, Erleichterung von zentralen Angriffen auf landesweite Infrastruktur usw.)

Gibt es Gegenargumente oder Ergänzungsfragen?  

Jedenfalls bin ich an Gegenargumenten und Belebung der Diskussion interessiert. Denn ich halte den physikalischen Flexibilitätsmaßstab (Verknüpfung von Energiemenge und Netzdienlichkeit) und die Flexibilisierungswirtschaft für unsere Energiewende und dieses Jahrhundert für ebenso wichtig wie den Geschwindigkeitsmaßstab (Verknüpfung von Entfernung und Zeit) der ersten Energiewende für die Mobilitätswirtschaft als entscheidenen Wirtschaftsmotor des vorigen Jahrhunderts. (Zu Erinnerung und Mahnung: Kaiser Wilhelm II. hielt ein Jahrhundert nach Beginn der ersten Energiewende und zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die "Benzinkutschen" noch für eine vorübergehende Modeerscheinung)

mfg

Ernst Träbing

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