Heute bekam ich eine Pressemeldung zu einem Buch, das bestimmt viele gute Informationen und Analysen zur Solarthermie enthält, und die sehr sympathischen Sonnenhäuser vorstellt: "Modern heizen mit Solarthermie -Sicherheit im Wandel der Energiewende" von Timo Leukefeld, Oliver Baer und Matthias Hüttmann.
Doch eines verstehe ich nicht. Im Text, mit dem das Buch beworben wird, wird wieder die Solarthermie gegen die Photovoltaik aufgefahren (Auszug aus der Presserklärung siehe unten). Zum Beispiel, die Solarthermie habe 80 Prozent Wirkungsgrad, die Photovoltaik nur 20 Prozent Wirkungsgrad. Das ist richtig, doch was bedeutet diese Aussage? Die Zahlen beziehen sich auf den Flächenwirkungsgrad. Wenn die Fläche begrenzt ist und man mehr als 20 Prozent der Solarstrahlung als Wärme benötigt (und nur dann), muss man Solarthermie statt Photovoltaik nutzen oder die Photovoltaik mit einer Wärmepumpe kombinieren. Der reine Wirkungsgradvergleich besagt nichts über die ökologisch und wirtschaftlich beste Lösung.
Daher muss man sich mit den Pros und Contras der Wärmepumpen beschäftigen (siehe dazu unsere FAQ Wärmepumpe und Photovoltaik). In einer der Besprechungen zu dem Buch wird demnach das Argument verwendet, dass „mit Photovoltaik versorgte Wärmepumpen ignorierten, dass im Winter dafür zu wenig PV-Erzeugung bereitsteht.“ Aber das hängt ja wiederum davon ab, was man mit der Wärmepumpe im Winter macht. Hat man nur eine Brauchwasserwärmepumpe zur Heizungsunterstützung eingebaut, kann man ja auch sicherstellen, dass sie nur mir Solarstrom betrieben wird. Und wenn das in der Realität nicht geschieht – dann ist das der Punkt, an dem man ansetzen muss. Im Winter unterstützt die Anlage die Heizung dann zwar nicht, das macht eine Solarthermieanlage aber auch nicht.
Autarke Gebäude
Will man autarke Gebäude bauen, bei denen auch die Räume mit Solarenergie beheizt werden, sieht es anders aus. Aber, anders als oft suggeriert, ist auch das mit Solarthermie beheizte Haus nicht autark, sondern benötigt im Winter in der Regel eine Zuheizung zum Beispiel mit Pellets. Da muss man dann erst einmal diskutieren, welche Methode leichter skalierbar ist – Wärmepumpe mit hoffentlich immer mehr Windstrom, oder Pellets in großem Maßstab – und was klimafreundlicher ist (Natürlich könnte man auch da die Wärmepumpe im Winter einfach abschalten und mit Pellets zuheizen, aber das wird dann schnell viel zu teuer, weil man zwei Systeme installieren muss). Der einfache Slogan: „Mit Strom heizt man nicht“ - reicht zur Analyse nicht aus.
Wohlgemerkt, es gibt Gründe, sich gegen eine Heizung mit Photovoltaik und Wärmepumpe zu entscheiden, es kann das Geld sein (macht dazu einen Preisvergleich), es kann ein Sympathiefaktor sein (weniger Geräusche bei Solarthermie; einfacher zu verstehende Technik; bei Pellets keine Abhängigkeit vom großen Versorger, bei Wärmepumpen zusätzlicher Aufwand, Legionellen in Mehrfamilienhäusern zu vermeiden; keine Kühlmittel). Die Argumente können rational oder irrational sein (auch diese sind berechtigt), doch es wäre hilfreich, wenn sie in der Diskussion richtig benannt werden. Hoffentlich geschieht das in dem angekündigten Buch.
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