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Schon mitten drin in der Energiekrise

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Eingestellt 26, Okt 2012 in Energiewende von Anonym

Schon mitten drin in der Energiekrise

   

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Beantwortet 26, Okt 2012 von Matthias Hüttmann (208 Punkte)

Warum wir mit der globalen Energiewende nicht warten sollten: Darf es ein bisschen weniger sein? Diese Frage stellt sich die Welt offensichtlich viel zu selten. Das globale Wachstum kennt kein Ende, die Ausbeutung der Rohstoffe geht damit einher. Zwar ist es offensichtlich, dass dieses Wirtschaften keine Zukunft haben kann, jedoch helfen uns die gewohnten Verdrängungsmechanismen darüber hinweg zu kommen. Eine technische Lösung wird kommen, das war schon immer so. Den Mut sich selbst zu hinterfragen, bringt der Energiejunkie Mensch leider nur bedingt auf. Letztendlich verhält sich der Energiesüchtige nicht anders als andere Abhänge. Es entsteht auch bei ihm ein starkes, oft unüberwindbares Verlangen. Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren führen zu einer fortschreitenden Vernachlässigung von Verpflichtungen oder Aktivitäten: Es kommt zu einer Toleranzerhöhung. Probleme die mit dem eigenen Missbrauch einhergehen, werden verharmlost bzw. als unvermeidbar hingenommen. Eine pragmatische Suche nach Lösungen wird bevorzugt. In dieser losen Reihe werden wir uns mit den Energiekrisenherden auf der Erde beschäftigen, als Einstimmung berichten wir zunächst über einige aktuelle Veröffentlichungen.

A Global Forecast for the Next Forty Years
Vor wenigen Wochen wurden von der Deutsche Gesellschaft des Club of Rome (CoR), einer von 30 Nationalen Gesellschaften des CoR, unter dem Titel „Wachstum? Ja bitte – aber 2.0“ sieben Thesen veröffentlicht, wie Wachstum künftig aussehen muss, damit es zukunftsfähig wird. Dort ist zu lesen, dass Wachstum vielfach immer noch als Selbstzweck angesehen und unkritisch mit Fortschritt und Lebensqualität identifiziert wird. Der damit faktisch verbundene Umwelt- und Ressourcenverbrauch wird ausgeblendet. Es gibt jedoch große Wertschöpfungspotentiale, die der Natur, den Menschen und der Wirtschaft zu Gute kommen, ein Wachstum, das im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wirkt. Im Zuge der Euro-Krise ist von dem Gedanken eines nachhaltigen Wachstums bislang keine Rede. Die Krise als Chance wird nicht erkannt.

Der CoR stellt gleich in der ersten These fest, dass Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung bereits weit über den vertretbaren Grenzen liegen. Eine öffentliche Diskussion um Wachstumsgrenzen muss sich jedoch an der Erkenntnis orientieren, dass wir unsere Ökosysteme bereits massiv und zum Teil irreversibel schädigen und damit unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören. Der Klimawandel, die zunehmende Zerstörung fruchtbaren Bodens und lebenswichtiger Trinkwasserreserven, die Überfischung und Verschmutzung der Meere und das massive Artensterben zeigen ebenso wie zunehmende Konflikte um knapper werdende Energie- und Rohstoffreserven, dass wir kritische Wachstumsgrenzen überschritten haben und unseren übermäßigen Natur- und Ressourcenverbrauch schnell auf ein langfristig verträgliches Maß reduzieren müssen. Die weiteren Thesen sind:

Die besondere Verantwortung der Industrienationen
Unabhängig davon, was andere tun: Wir sollten in Deutschland engagiert auf Nachhaltigkeit setzen – aus Verantwortung, aber auch in der Erkenntnis, dass wir damit zugleich eine Blaupause schaffen, die unserer Wirtschaft zu Gute kommt.

Materielles Wachstum in den Entwicklungsländern
Wenn wir nicht wollen, dass die Menschen massenhaft dorthin gehen, wo der Wohlstand ist, muss man zulassen, dass sich Wohlstand weltweit entwickeln kann. Die reichen Länder müssen daher Wege für eine nachhaltige Wohlstandserzielung der armen Länder unterstützen.

Zusammenarbeit und Leapfrogging
Deutschland muss dazu beitragen, dass unsere Fehler der Vergangenheit nicht von den aufstrebenden Ländern wiederholt werden. Darin liegen Chancen für gesellschaftliche Entwicklung, für die Umwelt und für die Wirtschaft.

Kreislaufwirtschaft
Politik und Wirtschaft sollten sich klar zur Kreislaufwirtschaft bekennen. Eine „Null Abfall“-Politik könnte als Leitbild für Unternehmen ebenso dienen wie für Kommunen, als Orientierung für öffentliche Forschungsprogramme wie auch für die Mittelvergabe von Stiftungen. Denken und Wirtschaften in erneuerbaren Kreisläufen ermöglicht zukunftsgerichtete Innovationen, steigert die Wettbewerbsfähigkeit und ist ein wichtiger Aspekt unternehmerischer Verantwortung.

Marktmechanismen sind der wichtigste Hebel

Umweltpolitische Maßnahmen sollten möglichst auf Wettbewerb und Marktmechanismen setzen, wie z.B. das Top-Runner-Modell, das Wettbewerb mit kontinuierlicher Verbesserung verbindet. Es gilt dabei, ein unbeirrtes Bemühen um internationale Übereinkünfte mit dem entschlossenen Voranschreiten bei nationalen oder europäischen Initiativen zu verbinden, damit die Preise die soziale und ökologische Wahrheit sagen.

Positive Leitbilder für nachhaltige Lebensstile
Wir brauchen positive Leitbilder für nachhaltige Lebensstile. „Voluntary Simplicity“ kann ein Leitprinzip werden auf dem Weg zu mehr Glück und weniger Verbrauch. In allen Weltreligionen findet sich ein Aufruf zur Mäßigung beim Konsum. Wir könnten allen Menschen weltweit einen beachtlichen Wohlstand ermöglichen und dennoch im Einklang mit der Natur leben, wenn wir Exzesse vermeiden, Fehlentwicklungen korrigieren und positive Leitbilder etablieren. Weniger kann mehr sein!

United Environment Programme (UNEP)
Der bei der RIO+20-Konferenz vorgestellte UNEP-Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass lediglich bei vier der 90 wichtigsten Umweltzielen ein entscheidender Fortschritt festgestellt werden kann.

Eine beängstigende Tendenz ist im weltweiten Materialverbrauch zu verzeichnen, dieser hat sich in den letzten 100 Jahren von 7 auf 70 Mrd. Tonnen pro Jahr verzehnfacht. Hier ist deutlich der Zusammenhang des Verbrauchs von fossilen und mineralischen Rohstoffen an die ökonomische Entwicklung zu beobachten. „Nach einer gewissen Stagnation im globalen pro Kopf Verbrauch von Materialien, gab es in den letzten zehn Jahren eine neue Beschleunigung“ erklärt Fridolin Krausmann vom Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. „Wenn dieser Trend anhält, wird sich der Materialverbrauch bis 2050 noch einmal verdoppeln.“

Aber nicht nur die konventionellen Energieträger sind von dieser Entwicklung betroffen. So stieg der Verbrauch von Biomasse in Abhängigkeit zu Bevölkerungswachstum - Beispiel steigender Fleischverbrauch - überproportional an. Durch Landnutzung eignet sich der Mensch heute bereits ein Viertel der weltweiten Biomasseproduktion an. Die Folge: Die Böden, vor allem in der Sahelzone, in ariden Regionen Chinas und der ehemaligen Sowjetunion verschlechtern sich dramatisch, bis zu 50% der Pflanzenproduktivität geht verloren.

Die Energiekrisenherde nehmen nicht ab
Die erste und die zweite Ölkrise, die Atomunfälle von Tschernobyl und Fukushima, die Golfkriege. Das sind sicherlich die markantesten Ereignisse der jüngsten Zeit. Nicht weniger bemerkenswert sind jedoch die vermeintlich kleinen Konfliktherde oder Dramen die sich weltweit abspielen. Es ist müßig zu beurteilen ob diese sich in letzter Zeit häufen oder ob es sich um ein stetiges Phänomen handelt. Eines ist jedoch klar: So lange wir das postfossile Zeitalter nicht erreicht haben, wird sich die Lage weiter zuspitzen. Sollten wir zu lange warten, werden viele Dinge unwiderruflich zerstört und verloren sein. Die Endlichkeit von Rohöl und anderen fossilen Ressourcen führt zu immer mehr Konflikten. Allein in den letzten Wochen gab es wieder mehrere Konflikte, die von der Verknappung der fossilen Ressourcen noch zusätzlich befeuert werden.

In den nächsten Teilen dieser Serie werden wir einige dieser Brennpunkte ausführlicher betrachten.

CLUB OF ROME „2052 - A Forecast for the Next Forty Years“
Unter <a href=http://www.clubofrome.de/weitere-initiativen.html _blank external-link-

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