Das ist eine interessante und wichtige Frage, zu der es noch keine abschließenden Erkenntnisse gibt. Kein Wunder, derzeit liegen wir noch bei unter 20 Prozent Anteil am Stromverbrauch und die verschiedenen technischen Entwicklungen sind sehr dynamisch.
Es hängt von vielen Faktoren ab: Bei Geothermie und Offshore-Wind ist zum Beispiel derzeit noch schwer zu sagen, wie schnell sich deren Potenziale tatsächlich erschließen lassen und wie schnell es hier zu Kostendegressionen kommt. Weitere Aspekte sind: Wie entwickeln sich die Kosten und technische Erschließung verschiedener Energiespeicher? Wie kommt der (auch grenzüberschreitende) Netzausbau voran? Wie hoch ist der künftige Strombedarf und wie gut gelingt die Erschließung von Lastmanagementpotenzialen?
Von elementarer Bedeutung ist auch, ob man die 100% ausschließlich in Deutschland erzeugen will oder Deutschland als Teil des europäischen Stromverbunds betrachtet. Zum Beispiel ist der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen in seiner Studie "Wege zur 100% erneuerbaren Stromversorgung" zum Ergebnis gekommen, dass eine rein nationale Betrachtung die teuerste Variante ist, da sie am meisten Speicherbedarf erfordert. Als sicher kann man sagen, dass sich die Frage eigentlich nur auf das Verhältnis zwischen Solar- und Windenergie bezieht. Denn alle anderen Erneuerbaren Energien haben nur ein begrenztes Ausbaupotenzial (Biomasse, Wasserkraft) und/oder lassen sich bedarfsgerecht steuern, so dass sich die Frage in technischer Hinsicht nicht stellt. Bezogen auf eine 100%-Versorgung in Europa hat ein Forschungskonsortium aus der Aarhus School of Engineering, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Siemens umfangreiche Berechnungen und Simulationen angestellt. Bei einer vereinfachten Betrachtungsweise (Europa als "Kupferplatte" ohne Übertragungsengpässe und 100% Strom aus Wind und Sonne) kommen sie zu dem Ergebniss, dass es am sinnvollsten ist den europäischen Strombedarf zu 60% aus Windenergie und 40% aus Solarenergie zu decken. In dieser Relation ergibt sich der beste saisonale Ausgleich und der geringste Speicherbedarf, so dass das entsprechende Szenario am kostengünstigsten ausfällt.
Mehr Informationen zur genannten Studie des SRU finden sich hier: http://www.energie-studien.de/de/studien-datenbank/studie/wege-zur-100-erneuerbaren-stromversorgung/details.html ;
Mehr Informationen zu den Forschungergebnissen von ASE/DLR/Siemens hier: http://www.ak-energie.at/pdf/20111123_Vortrag_Greiner.pdf