Hallo Stefan,
sehr gut, uns auch mal für das Thema Glasbruch zu sensibilisieren, da Betreibern ein oder mehrere Module mit Glasbruch oft gar nicht oder erst spät auffallen, weil man nicht so genau darauf achtet.
Dass das gesamte Frontglas mit Rissen überzogen ist, hängt damit zusammen, dass es sich um Einscheibensicherheitsglas handelt (ESG), wie man es auch von den Seitenscheiben und der Heckscheibe beim Auto kennt, dass auch in tausende kleine Stückchen zerplatzen. Es ist also unabhängig davon, ob es einen Laminatverbund mit EVA gibt oder nicht.
Normales Glas ist (ähnlich wie Beton) bei Druckspannung sehr belastbar reagiert aber sehr empfindlich auf Zugspannung. Bei ESG wird gezielt eine Druckspannungen auf der Glasoberfläche erzeugt, wodurch es sehr belastbar wird und auch starker Durchbiegung standhält. Man spricht von vorgespanntem Glas oder im englisch von ‘tempered glass‘.
Auch ohne äußere Einwirkung kann es in seltenen Fällen zu einem ‘Spontanbruch‘ kommen, der durch Nickelsulfid Einschlüsse im Glas hervorgerufen wird. Ein einzelnes defektes Modul in der originalverpackten Palette ist also nicht zwangsläufig ein Transportschaden.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Spontanbruch mit dem Alter exponentiell ab.
Einen Defekt durch Spontanbruch kann man am Bruchbild an der Schmetterlingsform am Ausgangspunkt erkennen und so z.B. von einem Steinwurf unterscheiden. Daran erkennt man, ob die Produktgarantie greift, oder die Versicherung schadensersatzpflichtig ist.
Etwas anders ist es bei Dünnschichtmodulen mit Superstrat-Aufbau wie z.B. bei CdTe Modulen von First Solar. Dort ist das Deckglas nicht vorgespannt. Risse breiten sich hier ähnlich wie bei der Frontscheibe beim Auto aus. Dafür ist das Rückseitengass vorgespanntes ESG Glas und zerbricht beim Versagen in tausende Stückchen. Schwachstellen sein hier die ungeschützten Kanten der Rahmenlosen Module. Ann den Kanten und besonders an den Ecken wirkt der Schutz durch die künstliche Spannung nicht und der kleinste Kontakt einer Ecke z.B. beim Absetzen auf dem Boden lässt das Rückseitenglass zerbrechen. Darum ist bei der Montage große Vorsicht geboten. Ein Bruch des Rückseitenglases ist naturgemäß von der Vorderseite noch schwieriger zu erkennen. Nach längerer Zeit hängen die Module ein wenig durch.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Bohrung im Glas im Bereich der Anschlussdose. Auch hier sind die Kanten empfindlich. Besonders wenn aufgrund einer schlechten Bohrung kleine kaum sichtbare sogenannte Ausmuschelungen vorliegen, können die Temperaturschwankungen im Bereich der Anschlussdose dazu führen, dass das Rückseitenglass zerbricht. Da die Anschlussdose den Bereich verdeckt, hat man als Endkunde keine Chance hier vorab etwas zu sehen.
Bei CIGS Modulen ist wiederum genau umgekehrt. Da der Schichtaufbau bei der Modulherstellung vom Rückseitenglas ausgeht, kann hier ESG als Frontglas verwendet werden, während das Rückseitenglas nicht vorgespannt ist.
Klaus Hying