Hallo,
Sie wollen wissen, wie sie den Strom Ihres einphasigen Wechselrichters auf allen drei Phasen selbst nutzen können.
Das ist schnell beantwortet: Der Strom des einphasigen Wechselrichters kann über alle drei Phasen (also in allen drei Wohnungen) „eigenverbraucht“ werden. Das liegt an den in Deutschland vorgeschriebenen Stromzählern mit bilanzierender Betreibsweise (gemäß VDE-AR-N 4400 und VDE-AR-N 4105). Diese fassen sowohl die Einspeisung als auch den Verbrauch zunächst über alle drei Phasen zusammen und bilden erst im zweiten Schritt die Differenz. In der Praxis kann also ein Verbrauch auf der einen Phase durch eine Erzeugung auf der gleichen oder beliebigen anderen Phasen ausgeglichen werden. Für das Verteilnetz ist das unkritisch, da sich die vielen Einspeisungen und Verbräuche auf den unterschiedlichen Phasen statistisch ausgleichen.
Ohne die bilanzielle Eigenverbrauchsabrechung hätten Sie übrigens auch dann ein Problem, wenn Ihr PV-Wechselrichter dreiphasig einspeisen würde. Denn das einzig passende „Gegenstück“ wäre ein dreiphasiger Stromverbraucher, z. B. ein leistungsstarker Drehstrommotor. Der in den meisten Wohnungen vorhandene, dreiphasig angeschlossene Elektroherd könnte den Drehstrom des dreiphasigen Wechselrichters dagegen nicht aufnehmen.
Übrigens: Das Phasenproblem stellt sich auch dann, wenn zusätzlich ein Speichersystem zur Eigenverbrauchssteigerung ein zum Einsatz kommt. Die Antwort ist aber die gleiche: Einphasige Systeme reichen völlig aus, es müssen lediglich zwei Bedingungen erfüllt sein:
1. Es besteht eine Freigabe für das Speichersystem, ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen – hierfür ist die DIN VDE 0126-1-1/A1 oder VDE-AR-N 4105 zu erfüllen.
2. Der Stromverbrauch wird grundsätzlich dreiphasig erfasst – auch dann, wenn das Speichersystem lediglich einphasig ausgelegt ist. Denn wenn nur auf der Speicherphase gemessen wird, können zusätzliche Verbräuche auf den anderen Phasen nicht ausgeregelt werden. Bei gleichmäßiger Verteilung des Verbrauchs auf alle drei Phasen wäre die Eigenverbrauchssteigerung in diesem Fall auf 1/3 des sonst Möglichen beschränkt.
Selbstverständlich erfüllen alle Sunny Island-Wechselrichter von SMA beide Anforderungen.
Weiterführende Informationen: Umgang mit Dreiphasigkeit bei der Backup-Versorgung (Inselbetrieb bei Netzausfall)
Die Backup-Versorgung bei Ausfall des Versorgungsnetzes stellt deutlich andere Anforderungen, da in diesem Fall – genau wie in „klassischen“ Inselstromsystemen – jeder Verbraucher auf seiner Phase versorgt werden muss. Bei kleinen einphasigen Speichersystemen, die als Notstromversorgung lediglich den Betrieb einzelner Verbraucher sicherstellen, sind diese daher ausschließlich an der versorgten Phase anzuschließen.
In der Regel koppeln einphasige Speichersysteme bei Netzausfall aber die drei Phasen, damit die Energie aus dem Speicher sämtlichen Verbrauchern zur Verfügung steht. Diese Lösung bietet sich für die meisten Haushalte an und ist mit lediglich zwei Einschränkungen verbunden: Dreiphasige Verbraucher wie Heizungswärmepumpen lassen sich auf diese Weise nicht versorgen, da sie im Gegensatz zu einem lediglich dreiphasig angeschlossenen Elektroherd echten Drehstrom benötigen. Und auch dreiphasige PV-Wechselrichter mit symmetrischer Einspeisung (3-Leiter-WR) können nicht in ein phasengekoppeltes Hausnetz einspeisen, sodass die PV-Anlage während eines Netzausfalls keinen Strom liefert. Typische dreiphasige Speichersysteme sind aber ebenfalls keine Lösung, da das Problem sich damit lediglich von der anderen Seite zeigt: Mit ihnen lassen sich bei Netzausfall ausschließlich Drehstromverbraucher (also etwa die besagte Heizungswärmepumpe) versorgen, aber grundsätzlich keine einphasigen Verbraucher.
Das technische Optimum ist daher ein dreiphasiges Speichersystem auf Basis eines 4-Leiter-Wechselrichters. Dieser kann Leistung auch asymmetrisch abgeben und aufnehmen, sodass beliebige Kombinationen aus ein- und dreiphasigen Verbrauchern oder Erzeugern möglich sind. Ein Cluster aus drei kommunikativ gekoppelten Sunny Island-Wechselrichtern entspricht ebenfalls dieser Lösung, die jedoch erst ab Systemleistungen größer 10 kW wirtschaftlich interessant wird. Hinzu kommt, dass zur Versorgung größerer einphasiger Haushaltsgeräte ohnehin 3,6 kW Leistung je Phase erforderlich sind.