Weihnachten 2016: Tote und Verletzte auf dem Berliner Weihnachtsmarkt! Noch viel mehr Tote und Verwundete in Aleppo! Halb Syrien auf der Flucht! Klimakrise, Energiekrise, Flüchtlingskrise, Ungerechtigkeitskrise! Ein Kommentar von Franz Alt
62 Milliardäre besitzen mehr als 3.7 Milliarden Arme. Frieden auf Erden an Weihnachten 2016? Klingt eher wie ein Märchen aus Nahost als eine Friedensbotschaft.
Nationalisten überall auf dem Vormarsch, obwohl wir wissen, dass Nationalismus zum Krieg führt. Also keine Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit?
Wo ist Hoffnung? Was ist Hoffnung? Wie geht Hoffnung?
Vor 2.000 Jahren wurde in Bethlehem ein Kind geboren, dessen Lebensprogramm hieß: Hoffen, vertrauen, lieben! Für seine Botschaft ließ Jesus sich sogar kreuzigen. Hätten damals in Ägypten Horst Seehofer und die AfD regiert, hätte Jesus und seine Familie dort kein Asyl bekommen und die CSU müsste sich einen anderen Namen geben.
Der prominenteste Flüchtling der Weltgeschichte hätte seine Botschaft nicht verkünden können, weil König Herodes auch ihn hätte umbringen lassen. Doch Jesus lehrt Feindesliebe – das ist neu, das ist revolutionär.
Seine Feindesliebe heißt ja nicht „Lass dir alles bieten“, sondern „Erkenne Deinen Feind und sei klüger als er“. So lesen wir es in Jesu Muttersprache, im Aramäischen.
„Dein Feind – er ist wie du“, sagt Jesus im Thomas-Evangelium. Das heißt: Er ist ein Mensch, ein Kind Gottes wie du.
Es hilft kein Entsetzen über die „bösen“ Raketen von Assad und Putin, solange wir selbst glauben, „gute“ Raketen abschießen zu dürfen. Es hilft kein Entsetzen über die bösen Taten der Terroristen solange wir selbst Waffen in ihre Regionen liefern oder wie George W. Bush und Francois Hollande „Terroristen den Krieg erklären“.
Den Teufelskreis des Bösen überwinden wir nicht durch Hass, sondern allein durch Klugheit und Liebe, also durch besseres Verstehen.
Das heißt: Auch mit Terroristen muss man reden und verhandeln so wie die spanische Regierung einst mit den ETA-Terroristen oder die englische Regierung mit den IRA-Terroristen in Nordirland. Auch hier hieß es am Anfang „Mit Terroristen kann man nicht reden“.
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Warum gibt es so wenig Frieden? Weil es auch an Weihnachten 2016 zu wenig Anhängerinnen und Anhänger des Friedens gibt.
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Warum gibt es nicht mehr Gerechtigkeit? Weil es auch an Weihnachten 2016 zu wenig Freundinnen und Freunde der Gerechtigkeit gibt.
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Warum gibt es nicht mehr Klima- und Umweltschutz? Weil es zu wenig Umweltschützer gibt.
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Warum gibt es nicht genug Hoffnung auf eine bessere Welt? Weil es zu viele Zyniker, Verzagte und Verzweifelte gibt. Weil wir zu viel verurteilen und zu wenig verstehen.
Eines der meist gebrauchten Worte Jesu war das Wort „neu“ in seinem „Neuen“ Testament: „Neuen Wein füllt man in neue Schläuche“. Und noch im letzten Buch des Neuen Testaments sagt er: „Ich mache alles neu“.
Der junge Mann aus Nazareth steht für einen wirklichen Neuanfang. Neuanfang bleibt immer möglich solange wir Lernende bleiben. Lernen bis zum letzten Atemzug. Das ist die wahre Weihnachtsbotschaft des jungen Flüchtlingskindes. Das Wort „neu“ ist identitätsstiftend wie kein anderes für das Christentum – auch an Weihnachten 2016.
FOTO: pixabay.com / geralt