Sehr geehrter Herr Friedel,
schon in den 1990er Jahren, war es in netzfernen Gegenden Europas günstiger, die Stromversorgung eines Hauses mit PV-Anlagen zu sichern, als das Netz bis zum Hausanschluss zu erweitern. Dazu gehörten grob geschätzt etwa 100.000 Häuser in Südeuropa, wie in einem EU-Forschungsprojekt zu dieser Zeit ermittelt wurde. Die damals staatlichen Elektrizitätsversorgungsunternehmen EdF (Frankreich) und ENEL (Italien) haben diesen Sachverhalt zum Beispiel auf den europäischen Photovoltaik-Konferenzen auch frank und frei eingestanden und erläutert, wie sie bei der Installation vorgehen. Die installierten Systeme hatten damals fast durchweg eine Blei-Batterie zur Energiespeicherung. Sowohl der PV-Generator als auch die Batterie waren so dimensioniert, dass auch im Dezember eine Vollversorgung gewährleistet werden konnte - in Südeuropa auch etwas leichter zu bewerkstelligen als in Deutschland.
Die von mir damals im EU-Forschungsprojekt "Power for the World" ermittelte Faustformel "Eine PV-Anlage mit Speicher, die ganzjährig die gleiche Versorgungssicherheit gewährleistet wie ein Netzanschluss, ist günstiger als eine Netzerweiterung, wenn der Quotient aus benötigter PV-Nennleistung und Länge der alternativ vorzunehmenden Netzerweiterung kleiner als 1 kWp/km ist" wurde von diesen Unternehmen, immerhin eines dabei, das sonst eher auf Kernenergie setzt, sogar noch überboten, das heißt noch öfter für eine PV-Anlage statt für eine Netzerweiterung entschieden, vor allem in bergigem Gelände und bei der Versorgung kleiner Inseln.
Es gibt mehr als eine Lösung für eine vom Stromnetz abgekoppelte Energieversorgung eines Einfamilienhauses. Gehen Sie mit Ihrer Frage am besten auf verschiedene Anbieter von PV-Komplettanlagen mit Speicher zu und erbitten Sie ein Angebot. Nennen Sie Ihren jährlichen Stromverbrauch, idealerweise auch dessen Verteilung auf die einzelnen Monate, und Ihre wichtigsten Verbrauchsgeräte, sowie die Flächen und deren Orientierung, die für eine Ausstattung mit PV-Modulen in Frage kommen, möglichst mit Fotos. Die kritischste Komponente dürfte der Langzeitspeicher sein. Dafür kommt unter anderem Wasserstoff in Frage. Erbitten Sie dafür unbedingt Referenzen.
Mit sonnigen Grüßen, Dr. Michael Stöhr