Die Einführung von dezentralen PV‐Batteriespeichersystemen wird durch den Start des Markteinführungsprogramms der Bundesregierung am 1. Mai 2013 in den nächsten Jahren einen deutlichen Schub erfahren. Mit dem Vorbild des 100.000‐Dächer‐Programms für Solarstromanlagen kann es gelingen, in wenigen Jahren die notwendigen Kostensenkungs‐ und Technologieentwicklungen für Batterien anzustoßen, die der Photovoltaik ihre unvergleichbar rasante Entwicklung ermöglicht haben. Batteriespeicher werden dabei ein Treiber für die wachsende Wirtschaftlichkeit von PV‐Eigenverbrauchsanlagen sein und gleichzeitig im Zusammenspiel mit dem PV‐System wertvolle Systemdienstleistungen erbringen. Aktuelle Studien zeigen: Ein netzdienlicher Betrieb von Solarspeichern spart Netzausbaubedarf, senkt die Kosten für die Integration der Photovoltaik und erschließt dem PV‐System neue „Kraftwerkseigenschaften“. Um am Markt noch erfolgreicher zu sein, sollte das Förderprogramm weiterentwickelt und an einigen Stellen verbessert werden.
Mit dem Start des Markteinführungsprogramms für PV‐Batteriespeichersysteme im Mai 2013 hat die Entwicklung dezentraler Solarspeicher einen Wendepunkt erreicht. Der Einsatz von Batteriespeichern in Kombination mit Solarstromanlagen war bisher nur durch wenige, von großem Idealismus und dem Wunsch nach Energieunabhängigkeit getriebene Investoren in Anlagenprojekten realisiert worden. Trotz einer bereits beachtlichen Anzahl von Systemen die am Markt verfügbar waren lagen die Installationszahlen in den letzten Jahren in einem vernachlässigbar niedrigen Bereich. Das KfW‐ Förderprogramm sollte Startschuss für eine beschleunigte Technologie‐ und Marktentwicklung sein.
Eine erste Zwischenbilanz seit Programmstart im Mai 2013 zeigt, dass das Förderprogramm mit 2.300 bewilligten Förderanträgen bis Ende November 2013 zwar gut angenommen wurde, die Erwartungen der Branche aber noch nicht ganz erfüllt. Dass rund 50% der am Markt verkauften PV‐Batterie‐ systeme nicht über das KfW‐Programm gefördert werden, (insgesamt sind nach aktuellen Schätzungen rund 5.000 Speichersysteme verkauft worden) belegt, dass das Förderprogramm noch nicht ausreichend am Markt bekannt ist. Zudem ist die Antragstellung zu kompliziert und die Förderung als Tilgungskostenzuschuss im Rahmen eines Finanzierungskredits für viele Investoren nicht attraktiv. Auch bei den Förderbedingungen gibt es im Detail noch Nachbesserungsbedarf.
Wirkung dezentraler PV‐Batteriespeichersysteme im Verteilnetz – die „Systemfrage“
Im Zentrum der Diskussion um das Markteinführungsprogramm stand (und steht bis heute) die Frage des Nutzens dezentraler PV‐Batteriespeicher für das Gesamtsystem. Also vor allem die Frage nach dem Systemnutzen von vielen Tausend Solarspeichern in den Verteilnetzen sowie deren Auswirkungen auf Netzstabilität und Netzmanagement und eine möglichst kosteneffiziente Flexibilisierung der fluktuierenden Einspeisung.
Batteriespeicher können eine effiziente Alternative zum Netzausbau sein. Sie erhöhen die bestehenden Netzanschlusskapazitäten für PV‐Anlagen und können, wenn netzdienlich betrieben, auch kostengünstiger sein als der „Referenzfall“ Netzausbau. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere aktuelle Studien und Untersuchung. So zeigt z.B. die dena‐Verteilnetzstudie eben dieses Ergebnis und stellt fest: „Der netzgetriebene Einsatz [von dezentralen Batteriespeichern] sollte finanziell sowie politisch gefördert werden, wenn die notwendigen Investitionen in den Speichereinsatz zukünftig ausreichend sinken.“ (dena‐ Verteilnetzstudie. Ausbau‐ und Innovationsbedarf in Deutschland bis 2030. Berlin 2012. S. 209. Download: www.dena.de).
Für die Gesamtperspektive des Einsatzes von PV‐Batteriespeichern sehen die meisten Experten und Untersuchungen eine Zielgröße von 40% Anteil Erneuerbarer Energien im System. Spätestens bei Erreichen dieses Anteils sollen dezentrale Speicher verfügbar und „einsatzbereit“ sein was bedeutet, dass sie bis dahin auch deutliche Kostensenkungen durchlaufen und hierfür eine gewisse Marktdurchdringung erreicht haben müssen. So stellt eine aktuelle VDE‐Speicherstudie fest, dass spätestens ab 40% Erneuerbaren‐Anteil Speicher zu einem „unverzichtbaren Element des Stromsystems“ werden und eine geeignete Markteinführung rechtzeitig vorzubereiten sei (VDE, Energiespeicher für die Energiewende. Speicherungsbedarf und Auswirkungen auf das Übertragungsnetz für Szenarien bis 2050. Frankfurt 2012. Siehe www.vde.de).
Wegweisend sind auch die Ergebnisse der Fh‐ISE Studie zu den Kosten einer erneuerbaren Vollversorgung. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der „Betrieb“ eines Energiesystems (Strom und Wärme), das zu 100% auf Erneuerbaren Energien basiert, kostengünstiger sein wird als das heutige System. In den verschiedenen untersuchten Szenarien wird dabei eine Photovoltaikleistung von 180 – 250 GW sowie rund neun Millionen implementierte PV‐Batteriespeicher mit 50 – 66 TWh Speicherkapazität zugrunde gelegt (Fh‐ISE, 100% Erneuerbare Energien für Strom und Wärme in Deutschland. Freiburg 2012. Download: www.ise.fraunhofer.de).
Eine vom Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW‐Solar) beauftragte Studie des Fh‐ISE (Fh‐ISE: Speicherstudie 2013. Abschätzung und Einordnung energiewirtschaftlicher, ökonomischer und anderer Effekte bei Förderung von objektgebundenen elektrochemischen Speichern. Download: www.solarwirtschaft.de) kommt bzgl. des netzdienlichen Einsatzes von PV‐Batteriespeichern zu folgenden Ergebnissen:
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Einspeisespitzen im Netz können um bis zu 40% reduziert werden. Dabei entstehen keine Verluste durch eine Abregelung des PV‐Generators;
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Ein netzdienliches Batteriemanagement ermöglicht einen um 66% höheren PV‐Anteil im entsprechenden Netzabschnitt;
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Eine Netzentlastung wird bereits mit einer festen Wirkleistungsbegrenzung erzielt. Ein Zugriff des Netzbetreibers auf das System ist hierfür zunächst nicht notwendig. Perspektivisch kann der Netzentlastungseffekt durch eine Zugriffsmöglichkeit des Netzbetreibers weiter erhöht werden (das KfW‐Förderprogramm berücksichtigt dies durch die Anforderung einer Vorhaltung entsprechender Schnittstellenmöglichkeiten);
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Batteriespeicher übernehmen künftig Kraftwerkseigenschaften wie die Lieferung positiver Regelleistung, Fähigkeit zum Schwarzstart und zur kurzzeitigen Aufrechterhaltung von Inselnetzen bei Netzstörungen;
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Batteriespeicher verstetigen den Netzbezug und reduzieren den Bedarf an Spitzenlastkraftwerken;
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Batteriespeicher erhöhen den Anreiz zur Verbrauchsanpassung und bieten in Kombination mit verbrauchsteuernden Maßnahmen (Demand‐Side‐Management, DSM) ein hohes marktgetriebenes Lastverschiebungspotenzial.
Diese Studienergebnisse zeigen, der Einsatz von Solarspeichern bei netzdienlicher Betriebsweise ganz erhebliche netzentlastende und systemdienliche Effekte mit sich bringen kann ohne im Übrigen die Wirtschaftlichkeit für den Systembetreiber zu mindern.
Weiterentwicklung des Förderprogramms – Anpassungsbedarf aus Sicht des BSW‐Solar
Nach den Erfahrungen der ersten neun Monate können einige zentrale Punkte für die Weiterentwicklung und Verbesserung des KfW‐Förderprogramms identifiziert werden.
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Um die Attraktivität des Programms zu erhöhen und die Hemmschwelle bei einigen Investoren bzgl. einer kreditbasierten Förderung abzubauen, sollte das Förderprogramm um einen einfachen Investitionskostenzuschuss ergänzt werden.
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Mit dem Ziel einer Verbesserung des Investitionsanreizes aber auch um kWh‐Verluste aufgrund des Speicherbetriebs und der 60%igen Wirkleistungskappung auszugleichen sollte die Förderquote von 30 auf 40% angehoben werden.
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Damit weitere Potenziale im Bestand erschlossen werden können, sollten auch Anlagen mit Inbetriebnahme ab dem 1.4.2012 (Inkrafttreten des EEG 2012) in den Genuss der Förderung kommen.
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Nulleinspeise‐Anlagen sollten ebenfalls förderfähig werden.
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Um für die System‐ und Batteriehersteller eine ausreichende Investitionsperspektive für die weitere Technologieentwicklung und Kostensenkung gewährleisten zu können, sollte das Förderprogramm mit einem jährlichen Volumen von 50 Mio. Euro verbindlich abgesichert und auch noch einige Jahre über den bisherigen Programmhorizont 31.12.2015 hinaus fortgeführt werden.
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Bei den Förderbedingungen sollten erste Erfahrungen aus der Umsetzung berücksichtigt werden. So sollte insbesondere eine Bagatellgrenze für die Erhaltungsladung des Batteriesystems eingeführt werden.
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Die weiter gesunkenen PV‐Systempreise sollten als Referenzgrößen im Förderprogramm angepasst werden.
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Zur weiteren Optimierung des Programms und insbesondere der technischen Anforderungen sollte ein technisches Programm‐Monitoring eingeführt werden.
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