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Welche Förderungen wären geeignet, um die Wärmewende voran zu treiben? Und was ist das größte Hemmnis der Wärmewende?

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Eingestellt 15, Jan 2015 in Solare Wärme, Heizen von Roger Corradini (41 Punkte)

Eine Investitionsförderung wie das MAP für die Solarthermie, die sich ausschließlich an der Kollektorgröße orientiert, wird einer Wärmewende nicht wirklich gerecht. Ziel ist es, möglichst große Mengen des fossilen Energieeinsatzes durch Effizienzmaßnahmen oder entsprechende regenerative Technologien wie die Solarthermie zu vermeiden. Hier wäre es nahe liegend, diese vermiedene Energiemenge direkt mit einer Vergütung zu versehen. Für die Solarthermie könnte dies bedeuten, dass der nutzbare solare Ertrag der Anlage vergütet werden würde und somit indirekt der vermiedene Gas- oder Ölverbrauch.

Als positiven Nebeneffekt würden gut geplante und gewartete oder mit innovativen Regelungen versehene – also allgemein effizient funktionierende Anlagen – eine höhere Vergütung erhalten, als solche, die zwar große Kollektorflächen haben, aber zum Beispiel durch eine schlechte hydraulische Einbindung oder Regelung nur wenig Ertrag liefern. Es wäre also ein deutlich höherer Anreiz für einen qualitätsgesicherten Anlagenbetrieb gegeben.

Auch die derzeitige Höhe der solarthermischen Förderung mit umgerechnet 2 ct/kWh nutzbarer Wärme gilt es im Kontext einer zu beschleunigenden Wärmewende zu überdenken.

Natürlich gibt es auch unterschiedliche Programme zur Förderung von baulichen Sanierungsmaßnahmen. Allen gemein ist jedoch eine zu geringe Förderhöhe bezogen auf die zu vermeidende Energiemenge. Sie liegt zudem stets deutlich unterhalb derer im Stromsektor. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass im Vergleich zur nicht sichtbaren Wärmewende die Stromwende bereits deutlich an Fahrt aufgenommen hat.

Außerdem herrscht eine starke politische als auch mediale Fokussierung auf den Stromsektor. Man hat bei oberflächlicher Betrachtungsweise beinahe den Eindruck, Energie bestünde ausschließlich aus Strom. Der Energieverbrauch in Deutschland wird allerdings nur zu 25 Prozent durch Stromanwendungen verursacht. Weitere 25 Prozent kommen aus dem Verkehr und der Rest aus dem Wärmesektor.

Sowohl gesellschaftlich als auch politisch gilt es, diesen Sachverhalt zu kommunizieren und durch entsprechende wissenschaftliche Arbeiten belastbare Lösungen aufzuzeigen und auch gewählte Irrwege anzusprechen.

Beispielsweise ist der zunehmende Einsatz von Wärmepumpen zur Beheizung von Gebäuden nur auf den ersten Blick ein Königsweg. Zu Zeiten, in den die Wärmepumpen am meisten Strombedarf benötigen – Januar und Februar -, ist die Netzlast mit am Höchsten und regenerative Kraftwerke liefern sicher nicht ihre größten Anteile am Strommix. Bei einem sehr starken Zubau von elektrischen Wärmeerzeugern kommt es zukünftig zu überhöhten Leistungsspitzen in den kalten Monaten des Jahres. Hierfür ist es erforderlich sogenannte gesicherte Leistungen für die nicht immer verfügbaren regenerativen Erzeuger wie Wind und Photovoltaik bereitzustellen. Dies kann zum Beispiel über großtechnische Stromspeicher oder durch Reserve-Kraftwerke geschehen. Die Kosten für diese zusätzliche Energieinfrastruktur wird jedoch ähnlich wie beim EEG jeder Stromkunde tragen müssen. Die Solarthermie dagegen hat keinen Einfluss auf den Öl- oder Gaspreis, den mein Nachbar zu bezahlen hat. Somit kann der Solarthermie nicht nur bescheinigt werden, ein wichtiger Baustein der Wärmewende zu sein, sondern darüber hinaus ist sie ein notwendiger Baustein, um die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Wärmewende zu begrenzen.

Hier geht es zum Interview zu diesem Thema auf Ecoquent-Positions

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