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KÖNNEN WIR VERANTWORTUNGSETHIK?

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Eingestellt 14, Jun 2016 in Energiewende von Matthias Hüttmann (208 Punkte)

Die einleitenden Sätze einer Radioreportage1) zu dem Philosophen Hans Jonas2) treffen den Nagel auf den Kopf: „Künftige Generationen werden die Zeit, in der wir heute leben, möglicherweise als Schnittstelle eines epochalen Bewusstseinswandels ansehen – hoffentlich, könnte man sagen. Denn wenn dieser Bewusstseinswandel nicht erfolgt oder zu spät kommt, dann könnte es sein, dass es diese künftigen Generationen gar nicht mehr gibt“.
Gerade der Klimawandel ist wie eine Blaupause zu diesen Gedanken. Der Einfluss des Menschen ist nicht mehr wegzudiskutieren. Bereits seit Anbeginn der industriellen Revolution sind die Auswirkungen eminent, da seitdem die Emissionen von Klimagasen erheblich zunehmen. Die Veränderung der Erdoberfläche durch Kultivierung von Ökosystemen zu Nutzflächen dauert schon länger an, auch dies hat nicht unerheblichen Einfluss. Dass es einen Treibhauseffekt gibt, ist in der Wissenschaft nichts neues, bereits Fourier und Arrhenius veröffentlichten im 19. Jhd. erste Theorien. Heute ist man deutlich weiter, das Puzzle aber noch lange nicht gelöst. Weiterhin gibt es Lücken in unserem Wissen über das Entstehen unserer Erde und den damit einhergehenden Klimaepochen. Trotzdem waren wir uns bezüglich der Konsequenzen unseres Tuns noch nie so einig. Wir kommen der Sache zwar immer näher und können unseren nahenden Untergang immer präziser beschreiben und beweisen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, scheint aber nach wie vor schwer zu fallen. Abzuwarten und erst umzuschwenken wenn alles restlos aufgeklärt ist, wäre fatal. Denn ist man erst einmal ausgestorben, ist dies endgültig.

The happiness–income paradox

Einschub: In Science-Fiction Abhandlungen finden sich oftmals interessante Reflexionen. Beispielsweise schrieb Douglas Adams im Hitchhiker‘s Guide to the Galaxy einst: „Dieser Planet hatte ein Problem. Die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Vielen Leuten ging es schlecht, den meisten sogar miserabel, selbst denen mit Digitaluhren“. Hinter dieser Ironie versteckt findet sich ein Phänomen: Wir sind trotz Wohlstand und idealen Klimabedingungen oftmals unzufrieden. Ein Grund: Stetiges Wirtschaftswachstum steigert das Streben nach materiellen Gütern und auch unsere Ansprüche. Die Auswirkungen unseres materiellen Strebens haben Konsequenzen für unsere Lebensumgebung. Wir malträtieren unsere Umwelt und flüchten mangels Natur in Materialismus – ein Teufelskreis. Vielleicht sind wir ja nicht unglücklich obwohl wir alles haben, sondern weil wir alles haben. Zurück zur Science Fiction: Dort lässt man Jean-Luc Picard in Star Trek VIII rückblickend sagen: „Der Erwerb von Reichtum ist nicht mehr die treibende Kraft in unserem Leben. Wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern – und den Rest der Menschheit.“ Ja, schön wäre es, wenn es soweit käme.

Die 3. Transformation

Um nach dem neolithischen und der industriellen Revolution nicht in der Evolution zu verschwinden ist besagter Bewusstseinswandel notwendig. So forderte Jonas eine Korrektur der Geisteshaltung im Sinne einer Verantwortungsethik, den so genannten verantwortungsethischen Imperativ: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Für den Einzelnen und künftige Generationen bedeutet dies, dass es weniger um ein Recht auf Glück, als vielmehr um eine Pflicht zu wirklichem Menschentum, geht. Es besteht schlichtweg eine Grundpflicht gegenüber der Zukunft der Menschheit. 

Wie kommen wir dahin? Zum Beispiel indem wir endlich mehr Geld für Bildung als für Kommerzialisierung ausgeben. Indem wir uns weniger wichtig nehmen und vielmehr Verantwortung übernehmen. Indem wir Fortschritt als kulturelle Weiterentwicklung betrachten, die nicht nur uns bereichert. Es ist noch nicht zu spät: So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen.

Fußnote

1) BR-radioWissen vom 09.03.16, 

[] www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen

2) siehe auch Buchbesprechung in dieser Ausgabe


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