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Die Schlacht um die Stromnetze

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Eingestellt 10, Sep 2013 in Energiewende von Anonym

Die Schlacht um die Stromnetze

   

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Beantwortet 10, Sep 2013 von Franz Alt (1,830 Punkte)

Zugleich mit der Bundestagswahl am 22. September 2013 stimmen die Hamburger per Volksentscheid darüber ab, ob die Hansestadt die Energienetze zu 100 Prozent zurückkaufen soll. Eine ähnlich wichtige Entscheidung steht in Berlin an. Dazu das Interview mit Franz Alt von Dietrich Lemke Herr Alt, Sie sind wie ich Jahrgang 1938. Was treibt Sie an, sich immer wieder in die Politik einzumischen? Es ist vor allem der Gedanke an die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Die Auswirkungen des Klimawandels können so furchtbar sein, dass ich nicht mein Enkel sein möchte. Nur zwei Zahlen dazu: Wir verbrennen heute an e i n e m Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen geschaffen hat. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. In Ihrem Buch „Auf der Sonnenseite“ entwickeln Sie einerseits ein fast traumhaftes Szenario einer Welt ohne Atomkraftwerke, ohne Kohleschlote, ohne luftverpestenden Verkehr auf den Autobahnen, ohne die Bedrohungen, die der steigende CO2-Ausstoß überall in der Welt mit sich bringt, und verweisen andererseits an anderer Stelle auf eine buchstäbliche Apokalypse, die zwangsläufig eintritt, wenn wir nicht mit einer konsequenten Energiewende gegensteuern. Ist dieses Bild nicht etwas überzeichnet? Nein. Ich zeige in diesem Buch auf, dass wir durch die Energiewende alle zu Gewinnern werden können. Wissenschaftler haben schon lange nachgewiesen, dass sowohl die Energiewende wie auch die Verkehrswende zu 100 Prozent möglich sind. Dafür gibt es nicht hunderte, sondern Tausende von positiven Beispielen auf der ganzen Welt. Auch die Bundesregierung will bis 2050 nahezu komplett die Energiewende organisieren. Ich zeige, dass dies auch bis 2030 oder spätestens 2040 möglich ist. Und zwar für ganz Europa. Was ich in meinem Buch aufzeige, ist keine Utopie, sondern eine machbare Vision, was ich mit Beispielen aus der ganzen Welt belege. Ich war soeben in Island. Dort wird schon heute die Wärme zu 100 Prozent und der Strom zu 80 % erneuerbar gewonnen – und zwar durch einen Mix aus Wasserkraft und Erdwärme. Durch einen intelligenten Mix von Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Erdwärme geht das nicht nur in Island, sondern in der ganzen Welt. Allein die Sonne schickt uns 15.000mal mehr Energie als zurzeit alle sieben Milliarden Menschen verbrauchen. Auch in Deutschland stieg der Anteil des Ökostroms seit dem Jahr 2.000 um das Fünffache. Das ist eine positive Entwicklung. Es geht, wenn der politische Wille und das Engagement der Menschen da sind. Die Energiewende bedeutet eine riesige Chance für die gesamte deutsche Volkswirtschaft - ökonomisch, ökologisch und sozial, weil hier etwa eine Million neue Arbeitsplätzte geschaffen werden. Sie plädieren für die konsequente Umsetzung der Energiewende. In einem Interview mit dem Sender Hamburg-1 haben sie gesagt, z.Zt. fehle es offenbar nicht nur in Deutschland am politischen Willen, die Energiewende zügig genug umzusetzen. Welche Gründe sehen sie dafür? Angela Merkel hat nach Fukushima erkannt, dass Atomenergie keine Zukunft haben kann. Sie will die Wende wirklich. Aber ihre beiden dafür zuständigen Minister, Philipp Rösler und Peter Altmaier, verstolpern zurzeit die Energiewende und stehen sich durch Eifersüchteleien ständig selbst im Weg. Ich hoffe auf die Bundestagswahl. Wichtig ist, dass ein grüner Umweltminister die Sache ernsthaft und kompetent in die Hand nimmt. Nicht zufällig geben die Wählerinnen und Wähler bei diesem Thema den Grünen die größte Kompetenz. Wenn ich das richtig verstanden habe, spielen die Energienetze bei der Umsetzung der Energiewende eine zentrale Rolle. Wieso das? Bei den Netzen handelt es sich doch nur um Kabel und Rohre? Gegen den Netzausbau gibt es auch Widerstände aus der Bevölkerung so wie gegen den Ausbau von Windparks. Die Deutschen wissen häufiger wogegen sie sind als wofür. Wer aber gegen Atomenergie ist, kann seriöserweise nicht auch gegen Windenergie sein. Irgendwoher muss unser Strom ja kommen. Aber wir brauchen nicht riesige Leitungen von der Nordsee nach Bayern oder Baden-Württemberg. Im Süden Deutschlands weht so viel Wind, dass hier vor Ort ausreichend Windräder aufgestellt werden können. Das ist auch viel billiger als Nordsee-Windstrom für Süddeutschland. Wenn Sie einen notwendigen Trend sehen weg von der Energieversorgung aus großen zentral positionierten Kraftwerken hin zu einer dezentral organisierten Energieerzeugung, hat das dann auch Konsequenzen für die Struktur und Organisation der Netze? Noch wichtiger als weitere Netze sind Speicher, damit der Eigenverbrauch steigt. Aber an neuen Speichertechnologien wird weltweit intensiv gearbeitet. Wir brauchen weit weniger lange Leitungen als bisher gedacht. Die künftige Energieversorgung ist dezentral – über Millionen kleine Anlagen. Bisher hatten wir wenig große Erzeugungs-Anlagen und dafür brauchten wir lange Leitungen. Heißt das, dass, wer die Netze betreibt, der hat auch wesentlichen Einfluss auf das Tempo der Energiewende? So ist es. Und der Netzausbau geht viel zu langsam. Das ist ein Skandal. Die Bundesregierung bremst eher den Ausbau der erneuerbaren Energie als dass sie den Netzausbau beschleunigt. Vergleichen Sie daneben mal den Ausbau des Internets in den letzten Jahren. Da sehen Sie was geht, wenn es auch wirklich gewollt ist. In Hamburg, Berlin und in vielen Kommunen Deutschlands wird ja offenbar deshalb z.Zt. darum gestritten, ob die Übertragungs- und Verteilnetze der Energieversorgung nicht besser in kommunaler Hand sein sollten als in den Händen der großen Monopolkonzerne Vattenfall, EON, EnBW und RWE, den vier Besatzungsmächten, wie Sie sie genannt haben. Was könnten rekommunalisierte Stadtwerke besser als diese Konzerne? Wir brauchen eine Renaissance der Stadtwerke und viele Energiegenossenschaften, wenn die Energiewende rechtzeitig gelingen soll. Eine Versorgung mit 100% erneuerbarer Energie geht nur dezentral. Man sieht das am Beispiel der Schönauer Energieversorgung. Dort haben die Bürger das Netz gekauft und der Umstieg auf erneuerbare Energie geht schneller als überall sonst. Schönau muss überall werden – das geht natürlich auch in Hamburg oder in Berlin. Den Bürgern ist Energieautonomie ganz wichtig. Ich schlage für den Hamburger Volksentscheid zu diesem Thema deshalb das Motto vor: Bürger, zur Sonne zur Freiheit. D.h. das Interesse der Konzerne, Gewinne zu machen, könnte das Interesse, an der Energiewende mitzuwirken, überlagern? Ja. Die vier Energie-Besatzungsmächte, die wir heute noch haben – also Eon, RWE, Vattenfall und EnBW – werden durch die Energiewende selbstverständlich an Einfluss verlieren. Sie haben ihr Geschäftsmodell nicht rechtzeitig auf die Wende umgestellt. Sie hätten schon lange auf die Produktion der Techniken umsteigen müssen, um noch im Geschäft zu bleiben, also auf die Produktion von Windrädern, Biogasanlagen, Wasserkraftanlagen und Solarmodulen. Aber sie blieben an den alten Energieträgern wie Kohle, Gas, Öl und Benzin hängen. Doch die Stoffe von morgen wie Sonne, Wind, Wasser, Bioenergie oder Erdwärme gehören allen. Es gibt keine RWE-Sonne, sondern unser aller Sonne. Und die scheint noch etwa viereinhalb Milliarden Jahre, kostenlos, umweltfreundlich und für alle. Während Kohle, Gas, Uran und Öl rasch zu Ende gehen, immer teurer werden und unsere Lebensgrundlagen zerstören. Aber diese Zusammenhänge haben die heute noch Großen nie verstanden oder nicht verstehen wollen. Auch nicht, dass die Sonne und der Wind keine Rechnung schicken. Dieser riesige ökonomische Vorteil, ist der wesentliche Treiber der Energiewende. Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Hand aufs Herz, würden Sie als Hamburger bei der kommenden Konzessionsvergabe der Stadt empfehlen, die Netze zurückzukaufen? Aber ja, nur so bekommt Hamburg die Energiewende hin und damit eine gute Zukunft. Schließlich: Ihrem Buch „Auf der Sonnenseite“ sprechen Sie von einer

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