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Naturschutz und Windenergie im Wald

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Eingestellt 14, Sep 2015 in Energiewende von Wolf von Fabeck (279 Punkte)

Antwort auf die Zuschrift eines Fachmanns für Artenschutz

Ihren ausführlichen Brief habe ich mit Anteilnahme gelesen. Sie schreiben von einem Konflikt zwischen Artenschutz und Windenergie, und bitten darum, diesen Konflikt nicht herunterzuspielen.

Bitte glauben Sie nicht, dass mir das Leben von Vögeln oder Fledermäusen gleichgültig ist. Ich kann mir - auch wenn ich kein Biologe bin - vorstellen, wie schrecklich und entsetzlich es für Vögel oder Fledermäuse sein muss, von einer unbegreiflichen riesigen Maschine erschlagen oder verstümmelt zu werden. Schon deshalb sehe ich die Verpflichtung, solche schlimmen Konsequenzen zu vermeiden.

Vielleicht sollte ich präziser schreiben: "sie möglichst(!) zu vermeiden", denn es gehört ja zur Tragik des menschlichen Lebens, dass wir immer wieder schuldig werden. Wir werden nicht nur schuldig durch aktives Tun, sondern auch durch Unterlassen oder dadurch, dass wir andere daran hindern, Notwendiges zu tun.

Das will ich gerne etwas ausführlicher erläutern in der Hoffnung, dass Sie dann vielleicht unsere Beweggründe nachvollziehen können, warum wir auch Wirtschaftswälder für die Windenergie öffnen wollen.

Dazu muss ich weit ausholen:

Die Zeitungen sind voller Berichte über die wachsende Zahl der Flüchtlinge, die in Europa Asyl suchen und über diejenigen, die auf der
Flucht ums Leben kommen, ertrinken, erfrieren, ersticken, verdursten...

Der Zorn der Öffentlichkeit und die politischen Aktivitäten richten sich nun gegen die Schlepper und Schleuser, die sogar militärisch bekämpft werden sollen. Doch sind die die eigentliche Ursache? Natürlich nicht!

Forscht man den Fluchtursachen genauer nach, so findet man hinter den Bürgerkriegen aus Machtgier und religiösem Wahnsinn immer häufiger auch den Klimawandel. Er führt z.B. dazu, dass Gletscher abschmelzen und verschwinden, dass damit die aus ihnen gespeisten Bäche und Flüsse versiegen, dass Seen austrocknen, dass Trinkwasser knapp wird, ganze Landstriche unfruchtbar werden, Ernten ausbleiben und die Landbevölkerung in die Städte abwandert. Dort bildet sie dann ein Reservoir entwurzelter und verzweifelter Menschen, die für Hassparolen anfällig sind und über andere Menschen herfallen, denen es nicht viel besser geht.

Und andere fliehen einfach, weil sie nicht verhungern wollen - Klimaflüchtlinge im eigentlichen Sinne - aber in unserem Land, das mit der Braunkohleverbrennung den Klimawandel weiter anheizt, verschleiert man die eigentliche Fluchtursache durch die Bezeichnung
"Wirtschaftsflüchtlinge".

Dass der Klimawandel sich weiter verschärft, brauche ich Ihnen gegenüber sicher nicht im Detail zu belegen. Den Klimawandel fürchten Sie vermutlich ähnlich, wie wir auch. Und - nicht nur nebenbei - natürlich wird der Klimawandel auch vor den Vögeln und Fledermäusen nicht halt machen.

Ich gehe davon aus, dass wir uns darüber einig sind, dass die einzige erfolgversprechende Maßnahme gegen den Klimawandel die Entkarbonisierung der Energieversorgung ist.

Aber wie soll das geschehen? Woher sollen wir dann die Energie nehmen, die ein industrialisiertes Land benötigt?

Ihr Hinweis, dass wir als Deutsche das Problem nicht alleine lösen können, lenkt von der Verantwortung ab, die jedes Land trägt. Wir wollen uns aber nicht mehr ablenken lassen.

Sie sprechen in Ihrem Brief von einem Konflikt zwischen Artenschutz und Windenergie, und bitten darum, diesen Konflikt nicht herunterzuspielen. Diese Sichtweise impliziert (auch wenn Sie es so nicht ausgedrückt haben), dass die Artenschützer zu den "guten" Menschen gehören, während die Windanlagenbetreiber eher zu den Geldgierigen gehören, die schon deshalb nicht Recht haben.

Doch die Konfliktlinie verläuft anders. Sie entsteht im Konflikt zwischen besorgten Spezialisten und besorgten "Generalisten". Die
Generalisten haben erkannt, dass der Klimawandel das Überleben aller Geschöpfe bedroht, einschließlich der Fledermäuse und Greifvögel. Die Spezialisten sind Fachleute, bewandert in einem Spezialgebiet der Biologie, die sich nur um die Fledermäuse und Greifvögel sorgen, sich aber häufig nicht die Mühe machen, über ihren Tellerrand hinauszuschauen.

Nüchterne Rechnungen, deren Ansatz Sie gerne unter http://www.sfv.de/artikel/fehlberechnung_des_bedarfs_an_wind-_und_solaranlagen_fuer_eine_100_versorgung_mi.htm überprüfen können, oder mit dem www.energiewenderechner.de zeigen, dass wir mit den bisher geplanten Windparks keinesfalls auskommen werden, zumal die Sonnenenergie im Winter nur einen verhältnismäßig geringen Anteil des Energiebedarfs decken kann. Bezüglich der Ungeeignetheit der Energieerzeugung aus dafür angebauten Pflanzen sind wir uns mit Ihnen einig.
Haben Sie schon die Notwendigkeit bedacht, auch den Energiebedarf für den Verkehr und die Wärmeversorgung ohne fossile Stoffe zu decken?
Die Tatsache, dass man einen Teil der bisher benötigten Energie einsparen kann, haben wir bereits berücksichtigt. Doch die derzeitigen Windpark-Planungen langen dennoch nicht.
Nachdem für uns feststeht, wieviel Windenergie wir - über die bisherigen Planungen hinausgehend - trotzdem noch benötigen, machen wir Vorschläge, wo diese Energie gewonnen werden soll.
Wir wollen uns der Mühe der Auswahl keineswegs entziehen, aber wir wollen die Auswahlmöglichkeiten vergrößern, indem wir auch Standorte in Wirtschaftswäldern in die Untersuchung einbeziehen. Möglicherweise sind bei einem Standort in einem Wirtschaftswald weniger Flugtieropfer zu erwarten als bei einem Standort auf einer nahegelegenen Acker- oder Wiesenfläche. Für diese Abwägung sind Fachleute wie Sie dringend von Nöten.
Auch andere Kriterien, wie Geräuschemissionen usw. sind dabei natürlich weiterhin von Belang.

Nur einer Überlegung verweigern wir uns, nämlich der Überlegung, wie man den Bau von Windanlagen verhindern kann, ohne gleichzeitig in erreichbarer Nähe einen besser geeigneten Standort zu nennen.

Letztlich geht es uns - wie schon eingangs angedeutet - darum, den Klimawandel zu bremsen und damit die Opferzahlen bei allen Lebewesen einzuschränken.

Für diese Erkenntnis brauchen wir mehr Unterstützung in der Öffentlichkeit. Auch Sie könnten da helfen.


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