© oekonews/ E-Camper aus Holland von Camptoo
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EL-MOTION 2017: Wachsendes Interesse an Elektromobilität

Lösungen aus der Praxis für Betriebe und Kommunen standen im Mittelpunkt und sorgten für neuen Besucherrekord beim Fachkongress

© oekonews / Genialer E-Nachrüstsatz  fürs Fahrrad
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© oekonews / E-Fahrzeug der TU Wien
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Wien - Die EL-MOTION, die von WKÖ, BMLFUW, BMVIT, BMWFW, Klima- und Energiefonds und Städtebund gemeinsam veranstaltet wird, hat als Fachkongress zum Thema Elektromobilität bereits Tradition: Am 1. und 2. Februar 2017 fand sie bereits zum 7. Mal statt. In einer begleitenden Ausstellung, die zeigte, wie sehr das Angebot zugenommen hat, zeigten mehr als 40 Unternehmen ihre Lösungen und Angebote. Unzählige Best-Practice-Beispiele brachten auf den Punkt, dass Elektrofahrzeuge im Alltag angekommen sind und das sich damit Chancen für Wirtschaft und Umwelt bieten. Rund 350 BesucherInnen, die aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft, von Behörden und Kommunen kamen, zeigten das steigende Interesse am Thema. Im Rahmen des spannenden Programm wurde ein Einblick in die Leitmärkte China und Niederlande gegeben.

 

Leitmarkt China im Brennpunkt

Die Keynote stellte den Leitmarkt China vor, samt all der Herausforderungen, die es dort zu meistern gilt. Die Luftverschmutzung ist in China immer noch dramatisch und wirkt sich auf den Alltag aus- es ist Zeit, zu Handeln und E-Fahrzeuge sind ein Teil der Lösung. Auch wenn der öffentliche Verkehr in den Ballungsräumen gut ausgebaut ist, steigt dennoch die Zahl der Autokäufe stetig und verzeichnet nach einem Hoch vor rund zehn Jahren immer noch Steigerungsraten von rund 5 Prozent, die auch künftig erwartet werden.

Vor diesem Hintergrund hat die chinesische Regierung einen ‘Key Work Plan’ herausgegeben, der zum Ziel hat, die Emissionen im Verkehrsbereich rapid zu senken. Energie sparen ist notwendig, das Monitoring muss forciert werden, gleichzeitig werden Strategien für industrielle Schlüssel-Regionen entwickelt. Das Ziel ist klar: 5 Millionen Elektrofahrzeuge im Jahr 2020 auf Chinas Straßen. Gleichzeitig wurde aber erkannt, dass die Erzeugung von sauberer Energie damit Hand in Hand gehen muss. Damit ergeben sich für europäische Stakeholder neben der Möglichkeit zur Zusammenarbeit bei neuen Technologien und Mobilitätskonzepten auch Chancen, Produkte zu entwickeln und am chinesischen Markt zu testen. Früher war die Sorge vorherrschend, dass europäisches Know-how von China kopiert wird - jetzt gilt es zu erkennen, was Europa von China lernen kann, so der Expertentenor.

Vernetzung der Akteure aus unterschiedlichen Bereichen

Vertreter der Träger der EL-MOTION, denen gleichzeitig die Unterstützung der E-Mobilität ein Anliegen ist, aus den Bundesministerien BMLFUW, BMVIT und BMWFW, von Klima- und Energiefonds, Österreichischem Städtebund und der Wirtschaftskammer Österreich diskutierten im Eröffnungspanel über die Herausforderungen und Chancen im Verkehrsbereich. Einig war man darüber, dass die Vernetzung einer der Schlüssel zum Lösen der anstehenden Herausforderungen sein wird.

Günter Liebel, Sektionschef im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, betonte, dass der Verkehr weltweit der Treiber des Klimawandels sei: ‘Verkehr hat einen hohen Anteil von 45 Prozent an den Treibhausgas-Emissionen (außerhalb des Emissionshandels) in Österreich. Umweltfreundliche Mobilität zu forcieren und alternative Antriebe einzusetzen ist beides wichtig, denn wir brauchen eine breite Energie- und Mobilitätswende. Wir müssen Emissionen reduzieren, und die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringern und mehr Erneuerbare Energie einsetzen. E-Mobilität ist dafür essentiell.’

Daher hat das BMLFUW mit dem klimaaktiv mobil Programm E-Mobilität bereits frühzeitig breit gefördert. Mit dem neuen - gemeinsam mit dem BMVIT und den Autoimporteuren - lancierten Aktions- und Förderpaket in Höhe von 72 Mio. Euro werde der Elektromobilität ein starker Kick gegeben, damit mehr Fahrzeuge samt Infrastruktur auf die Straße kommen.

Herbert Kasser, Generalsekretär des BMVIT, sah neben dem Pariser Abkommen auch die Wirtschaft als Eckpfeiler, die es zu erhalten gelte. Aus diesem Grund werden insbesondere Forschung und Entwicklung gefördert, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Gleichzeitig sei die Einbindung der neuen Technologien in das Gesamtverkehrssystem notwendig. Die Elektrifizierung des Individualverkehrs sei eine Säule, aber gleichzeitig müssen die Entwicklungen und Auswirkungen der Digitalisierung auf das Mobilitätssystem berücksichtigt werden. Besonders wichtig sei es, den Dialog zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Forschung voranzutreiben.

Michael Losch, Sektionschef im BMWFW, betonte die Bedeutung des Energiesystems für die E-Mobilität: ‘Nur wenn der benötigte Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden kann, wirkt sich E-Mobilität positiv auf die Klimazielerrechnung aus. Gerade die aktuell kalte Wettersituation im Jänner 2017 zeigt deutlich, dass das Stromerzeugungssystem zeitweise noch zu 60 Prozent von fossilen Energien und Importen abhängig ist. E-Mobilität ist daher auch als Chance zu sehen, die volatilen Erneuerbaren Wind und PV durch Speichertechnologien und Smart-Grid-Technologien besser nutzbar zu machen.’ Die Stromerzeugung einer klassischen Photovoltaikanlage mit 5 kWpeak sollte per Saldo für den Betrieb von 2 E-PKWs ausreichen.

Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, hob hervor, dass seine Organisation bereits 2008, also sehr früh, begonnen habe, die Elektromobilität zu forcieren, indem Modellregionen etabliert wurden. Ziel dabei war es, die E-Mobilität ‘sichtbar’ zu machen, was mit 2000 Fahrzeugen und 2000 Ladepunkten klar gelungen sei. Die damit entfachte Vorbildwirkung spiegle sich auch in den jüngsten Zulassungszahlen: in den Bundesländern, in denen es E-Modellregionen gab, sind die Neuzulassungszahlen von Elektrofahrzeugen deutlich höher als im Österreich-Durchschnitt. Damit wurde bewiesen, dass die Modelle funktionieren, diesen Weg wolle man auch künftig fortsetzen.

Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebunds, wies in seinem Statement darauf hin, dass Mobilität für Städte ein permanentes Thema ist - insbesondere der PenderInnenverkehr, der stark im Steigen begriffen ist. Dabei muss der öffentliche Verkehr in den Stadtregionen ausgebaut und mit optimierten Rahmenbedingungen unterstützt werden. Ein weiteres Thema sei die City Logistik, da der Onlinehandel rasant ansteige und damit ein vermehrter Lieferverkehr einhergehe, der künftig elektrifiziert bzw. CO2-neutral erfolgen solle. Für die Städte relevant sind die volkswirtschaftlichen Kosten durch Stau. Da ein E-Auto genauso viel Platz benötigt wie ein konventionell angetriebenes Fahrzeug macht E-Mobilität aus städtischer Sicht vor allem in Verbindung mit Car-Sharing Sinn.

Stephan Schwarzer, Leiter der WKÖ-Abteilung Umwelt- und Energiepolitik, unterstrich, dass generell die Herausforderungen mit wirtschaftlichen Chancen zu verknüpfen seien. Daher stimme es zuversichtlich, dass China als einer der größten Wirtschaftsräume den Weg in Richtung E-Mobilität eingeschlagen habe. Schwarzer dankte den Partnern der EL-MOTION für ihren gemeinsamen Einsatz beim Begleiten des technologischen Wandels: ‘Vieles ist schon passiert, und die Entwicklung ist voll im Gange. E-Mobilität nimmt schon jetzt einen wichtigen Platz in der Wirtschaft ein. Damit eine dynamische Weiterentwicklung möglich ist, brauchen wir klare Rahmenbedingungen für Investoren, hier ist die Politik gefragt.’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /