© Biomasseverband/ Unterzeichnung der Deklaration in Graz
© Biomasseverband/ Unterzeichnung der Deklaration in Graz

Biomasse: 8 Biomasseverbände unterzeichnen Grazer-Deklaration

CO2-Abgabe als Schlüsselinstrument für eine erfolgreiche Energiewende

Graz - Derzeit treffen sich die weltweit führenden Bioenergie-Experten aus der Forst- und Landwirtschaft, Strom- und Wärmeerzeugung, Mobilität und der Wissenschaft zur 5. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz in Graz. Bei dieser Gelegenheit unterzeichnen der Weltbiomasseverband, der Europäische Biomasseverband sowie die die nationalen Verbände Landesverbände aus Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Kroatien und Serbien die ‘Deklaration von Grazer Deklaration’, wo in der sie ihre Forderungen an die EU-Energiepolitik zusammenfassen.


Die Schlüsselforderungen sind:

Halbierung des fossilen Energieverbrauchs in der EU bis 2030;
Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung;
die Forcierung aller erneuerbaren Energieträger und eine Verdoppelung des Bioenergie-Endverbrauchseinsatzes.;
eine 2,5-Verfachung der erneuerbaren Energieträger.

Die wichtigste Maßnahme für die Erreichung der Ziele ist die Einführung einer CO2-Abgabe.

Biomasse mit großen Zukunftschancen

‘Mit dem historischen Abkommen von Paris wurde eine neue Ära im internationalen Klimaschutz eingeläutet. Nun gilt es, die globale Erwärmung langfristig auf zwei Grad oder weniger zu begrenzen. Erneuerbaren Energien kommt eine Schlüsselfunktion zu. Besonders große Zukunftschancen bietet die Biomasse – darum treibt das Landwirtschafts- und Umweltministerium ihre Nutzung mit maßgeschneiderten Förderprogrammen weiter voran’, betont Günter Liebel, Leiter der Sektion Umwelt und Klimaschutz im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. ‘Bioökonomie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie ersetzt fossile Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe, garantiert uns eine hohe Versorgungssicherheit und reduziert die Abhängigkeit von Importen fossiler Energie. Für ein lebenswertes Österreich und ein zukunftsfähiges Europa müssen wir alle an einem Strang ziehen – und mit voller Kraft für Umweltschutz, Ressourceneffizienz und die Energiewende eintreten’, so Liebel.

Politik muss Energiewende als Chance sehen

Remigijus Lapinskas, Präsident des Weltbiomasseverbandes, schätzt, dass die Bioenergie in der nahen Zukunft weltweit mindestens 150 EJ (56 EJ in 2013) zur Energieversorgung nachhaltig beitragen kann. Der vielversprechendste Sektor ist die Verwendung von Biokraftstoffen im Verkehr. Die Dekarbonisierung des Wärmesektors durch die Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen muss ebenfalls vorangetrieben werden. Eine effiziente Energiebereitstellung aus biogenen Abfällen und Agrarrückständen sowie die Themenbereiche Innovation und Finanzierung werden für den Bioenergie-Sektor künftig entscheidend sein. Um die Energiewende vollziehen zu können, ist eine Strategie für eine schrittweise und jährliche Reduzierung der Nutzung fossiler Brennstoffe weltweit und national wichtig. Ein Schlüsselinstrument ist eine CO2-Abgabe, die auch in der Deklaration von Graz gefordert wird. ‘Nun müssen die lokalen Regierungen die Energiewende als große Chance begreifen und diesen unvermeidlichen ‚grünen Übergang’ unterstützen’, fordert Lapinskas.
Europa als Vorreiter

‘Die derzeitigen EU-Ziele für 2030 – minus 40% Emissionen gegenüber 1990 und 27% Anteil Erneuerbarer Energien – entsprechen nicht den Zielen des COP 21’, stellt Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes fest. ‘Europa hat aber eine besondere Verantwortung bei der Transformation zu einer fossilfreien Gesellschaft. Technologien, Know-how, Erfahrung, Kapital und positive Beispiele sind wie auf keinem anderen Kontinent verfügbar. Mit einer erfolgreichen Klimapolitik könnte Europa eine Vorreiterrolle übernehmen, und andere Kontinente würden unserem Beispiel folgen.’ Aus diesem Grunde setzen zahlreiche europäische Biomasseverbände mit der Unterzeichnung der Grazer Deklaration ein Zeichen und machen Vorschläge, wie die Klimaziele erreicht werden können. Vor allem die Einführung einer progressiv steigenden CO2-Abgabe wird als zielführend erachtet. Diese muss zumindest 100 Euro/t CO2 erreichen, um wirksam zu sein. ‘Schweden hat uns bereits vorgezeigt, wie mit einer CO2-Abgabe von 120 Euro/t erfolgreich die Energiewende vorangetrieben werden kann. Das Land beweist auch, dass Wirtschaftswachstum und THG-Emissionen entkoppelt werden können. Bei einer richtigen Rückverteilung der CO2-Abgabe wird die Wirtschaft langfristig gestärkt und nicht, wie oft behauptet, geschwächt’, so Plank. Neben der CO2-Abgabe wird in der Grazer Deklaration eine Strategie für die europäische Wärmewende und für die Biomasse-Mobilisierung aus den europäischen Wäldern verlangt.

Große Potenziale für Bioenergie in Nigeria

Im Rahmen der Biomassekonferenz wird ein B2B-Matchmaking-Event ‘Africa meets EU’ veranstaltet, um gemeinsame Geschäftsmöglichkeiten zu erörtern. Nigeria ist beispielsweise die zweitgrößte Volkswirtschaft und das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es ist reichlich mit natürlichen Ressourcen gesegnet und könnte mit Leichtigkeit energieautark sein. Das Land importiert aber die Mehrheit der verbrauchten raffinierten Erdölprodukte, obwohl es ein bedeutender Öl- und Gas-Exporteur ist. Die Stromproduktion basiert vordergründig auf Diesel-/Benzin-Generatoren. Neben dem Erdölsektor ist die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes und gleichzeitig ein größer Energieverbraucher. ‘Die KMU´s haben einen Anlagenbedarf mit einer elektrischen Leistung von 100 bis 500kW’, weiß Godwin Eni Aigbokhan, Generalsekretär des nigerianischen Verbandes für Erneuerbare Energien (REAN). ‘Es wird geschätzt, dass pro Jahr 150 Mio. t biogener Abfälle aus der landwirtschaftlichen Produktion entstehen, die ungenutzt verbrannt oder deponiert werden. Eine energetische Nutzung wäre naheliegend, da die fossilen Energien vergleichsweise teuer sind.’ Die Marktpotenziale für Bioenergie sind in Nigeria dementsprechend groß, jedoch weist Aigbokhan auch auf die Herausforderungen hin: geringe Abfallsammlung, erschwerte Finanzierungsmöglichkeiten sowie schlechte Infrastruktur.

Mehr Informationen finden Sie auf der Konferenz-Homepage:
www.cebc.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /