© oekonews / AKW Beznau
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Erdbeben und AKW: Schweizer Bundesrat taub gegenüber Kritik

Mehr als 20 Jahre ohne Nachrüstungen vergangen!

Zürich - Die Schweizerische Energie-Stiftung zeigt sich enttäuscht über die nun publizierte Stellungnahme des Schweizer Bundesrats zur Motion 16.3441. Der Bundesrat zeigt sich darin taub gegenüber jeglicher Kritik im Verfahren zur Aktualisierung der Erdbeben-Gefährdungsannahmen für Schweizer AKW. Mehr als 20 Jahre sind vergangen, ohne dass relevante Nachrüstungen getätigt worden wären. Dies erscheint besonders unverständlich, da die Schweiz laut ETH-Experten dasselbe Erdbebenrisiko teilt wie das soeben von einer Katastrophe geschüttelte Italien. Die Schweizer Bevölkerung wird damit einem völlig unnötigen Risiko ausgesetzt.



Ein verheerendes Erdbeben in Italien schreckte diese Woche die Weltöffentlichkeit auf. Sofort wurde von verschiedenen Erdbeben-Experten kritisiert, die Behörden hätten aus dem folgenreichen Erdbeben von L'Aquila 2009 nichts gelernt und es verpasst, Bauten erdbebensicher zu ertüchtigen. Dieses Erdbeben führt der Öffentlichkeit einmal mehr vor Augen: Erdbeben stellen eine echte Gefahr für die Stabilität von Gebäuden dar - im Falle von AKW ist diese Stabilität unerlässlich.

Nicht mehr Transparenz bei Schweizer AKW

Dennoch hält der Bundesrat in einer vorgestern publizierten Stellungnahme an seiner Haltung zum Verfahren zu den Erdbebengefährdungsmassnahmen für Schweizer AKW (PEGASOS) fest. Und beurteilt die Motion 16.3441 von Martina Munz abschlägig. 30 ParlamentarierInnen forderten darin eine unabhängige Überprüfung des Verfahrens zu den Erdbeben-Gefährdungsannahmen für Schweizer AKW.

Dasselbe Risiko für die Schweiz

Im Frühling dieses Jahres wurde den Betreibern seitens des Ensi erneut eine unverständlich lange Frist von vier Jahren für die Nachweisführung eingeräumt. Bis in den AKW relevante Nachrüstungen fällig werden, vergehen damit mehr als 20 Jahre! Dies erscheint besonders unverständlich, da die Schweiz mit Italien dieselbe Erdplattengrenze und damit das gleiche Erdbebenrisiko teile, wie der Direktor des Schweizerischen Erdbeben-Dienstes an der ETH Zürich, Stefan Wiemer, gestern gegenüber dem SRF bekannt gab.

Besser die Bevölkerung vor Risiken statt Betreiber vor Nachrüstungen schützen
Nils Epprecht, Projektleiter Strom & Atom bei der SES dazu: «Ich rufe das Parlament auf, die Motion abweichend zur Empfehlung des Bundesrats zu unterstützen. Es gilt endlich Klarheit bezüglich der Erdbebensicherheit der Schweizer AKW zu schaffen.»


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /