Drei Fragen an den Architekten Burkhard Schulze Darup, Nürnberg, der eine große Zahl von hocheffizienten Gebäuden im Passivhaus- und KfW-Effizienhaus-Standard gebaut hat, zu den Kosten der EnEV 2016.
Welche Kostensteigerung ist durch die neue EnEV zu erwarten?
Die EnEV 2016 wird die Baukosten ansteigen lassen, denn erhöhte Standards kosten eben mehr Geld. Bei der Diskussion sollte die Kirche deshalb im Dorf bleiben. Wir kalkulieren regelmäßig die Kostendifferenzen unterschiedlicher Standards und haben deshalb einen guten Überblick. Der Schritt von der EnEV 2014 zur EnEV 2016 ist beim Wohnungsbau in günstigen Fällen mit gut 20 € pro m² Wohnfläche* hinzubekommen. Wenn der Planer sich besonders dumm anstellt – oder ein besonders schwieriges Gebäude zu planen ist, können es auch 80 €/m²WF sein. Es geht also um ein Spektrum von 1,5 bis 6 Prozent Kostensteigerung. Wir versuchen bei unseren Planungen mit 60 bis 100 €/m² Mehrinvestition in etwa beim Passivhaus-Standard zu landen. …
Mit welchen zusätzlichen, etwa planerischen und gestalterischen Problemen haben Sie dabei zu kämpfen?
Oft ermöglichen Effizienzziele einen anderen Umgang mit dem Bauherren. Es werden grundsätzliche Dinge hinterfragt und plötzlich kommen Synergien zustande, die zu sehr wirtschaftlichen Gebäuden führen. Und hinsichtlich der Gestaltung hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Effizienzhäuser hässlich seien. Das ist mit einer Vielzahl wunderbarer Beispiele widerlegt. Bessere Bauphysik erfordert ein klein wenig neues Denken bei der Planung, schafft vor allem aber architektonische Freiheiten, die viele Architekten inzwischen hervorragend zu nutzen wissen.
Was ist Ihrer Meinung nach am besten geeignet, den Brückenschlag zwischen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit hinzubekommen?
Fünfundzwanzig Jahre Erfahrung mit Passivhäusern und KfW Effizienzhäusern zeigen, dass sowohl beim Neubau als auch der Sanierung zunächst die Devise gilt, eine hochwertige Gebäudehülle zu schaffen. Die paar Zentimeter Mehrdämmung erweisen sich immer als wirtschaftlich und hochwertige Fenster mit Dreischeibenverglasung sind in den letzten Jahren sehr preisgünstig geworden. Am wichtigsten ist es jedoch, nicht auf die Investitionskosten zu schauen, sondern auf die monatliche Belastung der Nutzer. …
* Kostenangaben in € pro m² Wohnfläche für die reinen Baukosten, d. h. Kostengruppe 300/400 nach DIN 276 inkl. MWSt.
Gekürzt. Geschrieben für Immobilienwirtschaft. Der vollständige Beitrag erschien in der Nummer 05/2016. Er ist auch hier online ab Seite 58 zu lesen. Zum Abonnement der Zeitschrift Immobilienwirtschaft geht es hier.
Über den klimaneutralen Gebäudebestand, den ja auch die EnEV und ihre weiteren Reformen im Blick haben, berichtet Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
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