© Gerd Altmann - pixabay.com
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Aus für Megastaudamm in Brasilien

Nach weltweiter Kampagne stoppt die brasilianische Umweltbehörde den Genehmigungsprozess

Brasília/Wien – Der umstrittene Megastaudamm São Luiz do Tapajós im Herzen des brasilianischen Amazonas wird nicht gebaut. Das hat die brasilianische Umweltbehörde IBAMA nun bekannt gegeben. Die Umweltschutzorganisation Greenpeaces zeigt sich hoch erfreut über die Entscheidung. Sie folgt einer monatelangen Greenpeace-Kampagne gegen den Bau des Staudammes, der verheerende Auswirkungen für die Natur mit sich gebracht hätte. Auch die Heimat der indigenen Gemeinschaft der Munduruku war durch das Projekt bedroht.
‘Das ist ein großer Erfolg für alle, die sich für den Erhalt des kostbaren Regenwaldes einsetzen’, erklärt Lukas Meus, Amazonas-Sprecher bei Greenpeace in Österreich. ‘Besonders ist es ein Erfolg für die indigene Gemeinschaft der Munduruku, die schon lange für ihr Land und gegen die Errichtung des Staudamms kämpft. Greenpeace hat sie in diesem Kampf unterstützt, gemeinsam mit 1,2 Millionen Menschen weltweit, die unsere Petition zum Schutz des Amazonas unterzeichnet haben.’ Wäre das Projekt umgesetzt worden, hätten viele Munduruku ihre Heimat im Herzen des Amazonas verloren. Ebenso wären über 1.000 Tierarten, die am Tapajós-Fluss leben, vom zerstörerischen Vorhaben betroffen gewesen. Mit dem Staudamm wäre ein Stausee von der fast doppelten Größe Wiens entstanden. Etwa 2.600 Quadratkilometer Regenwald wären durch direkte und indirekte Waldrodungen verloren gegangen.

IBAMA hatte unter anderem von der Nationalen Stiftung der Indigenen FUNAI die Empfehlung erhalten, das Projekt nicht zu genehmigen, da das betroffene Land den indigenen Munduruku zustünde. ‘Wir rufen die brasilianische Regierung dazu auf, die Anerkennung des indigenen Landes alsbald offiziell zu bestätigen’, sagt Lukas Meus und fordert weiter: ‘Brasilien muss nun allgemein seinen Kurs ändern und zerstörerischen Staudämmen eine generelle Absage erteilen.’ Der São-Luiz-do-Tapajós-Damm wäre nämlich nur der erste von insgesamt 43 Staudämmen gewesen, die im Tapajós-Einzugsgebiet geplant sind. Trotz der verheerenden Folgen für Mensch und Natur setzt die brasilianische Regierung weiterhin vor allem auf Wasserkraft zur Stromerzeugung, obwohl das Land ein hohes Potenzial an Solar- und Windenergie besitzt.

‘Das Ende des São-Luiz-do-Tapajós-Staudammes zeigt, dass die Zivilgesellschaft solche Mammutprojekte stoppen kann. Dieser Erfolg bestärkt uns in unserem Einsatz für den Schutz des Amazonas’, sagt Meus. In mehr als 20 Ländern hatte sich die Umweltschutzorganisation in den letzten Monaten gegen den Bau eingesetzt. Unter anderem war für mehrere Wochen eine Greenpeace-Station in einem der betroffenen Dörfer der Indigenen errichtet worden. Greenpeace-AktivistInnen hatten weltweit vor Firmenzentralen jener Unternehmen protestiert, deren Beteiligung am Projekt möglich schien. Von europäischen Konzernen wie der österreichischen Andritz AG und dem deutschen Konzern Siemens, die derartige Staudämme mit Turbinen und Generatoren beliefern können, fordert Greenpeace für die Zukunft eine generelle Distanzierung von solch umstrittenen Projekten. ‘Unternehmen wie die Andritz AG oder Siemens dürfen sich an keinen weiteren umwelt- oder sozialunverträglichen Wasserkraftprojekten beteiligen’, fordert Meus abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /