28.07.2016, 10:02 Uhr

Nordex schraubt Ergebnisziel höher

Hamburg – Beim Hamburger Windenergieanlagen-Hersteller Nordex läuft es derzeit prächtig. Dies belegen die Halbjahreszahlen des Unternehmens, die erstmals auch den Beitrag der übernommenen Acciona Windpower berücksichtigen. Nun traut sich der Windkraft-Konzern auch für das Gesamtjahr 2016 ein höheres Ergebnis zu.

Mit einer Anhebung der Jahresziele hatten in den letzten Wochen und Monaten bereits einige Analysten gerechnet. Im ersten Halbjahr 2016 hat die Nordex-Gruppe ein Umsatzwachstum von 34,9 Prozent auf 1,48 Mrd. Euro realisiert. Das organische Wachstum betrug dabei 18,6 Prozent. Im zweiten Quartal 2016 hatte Nordex die Acciona Windpower akquiriert und diese zum 1. April in den Konsolidierungskreis der Gruppe aufgenommen. Als verbesserungswürdig sieht Nordex derzeit den operativen Cashflow an. Die Aktie von Nordex, die bereits am Mittwoch um rund vier Prozent zugelegt hat, gibt am heutigen Donnerstag bislang um 2,4 Prozent auf 26,69 Euro nach (Stand 9:43 Uhr, Börse Stuttgart) und ist damit Schlusslicht im RENIXX World, dem globalen Aktienindex der Regenerativen Energiewirtschaft.

Geschäft in Deutschland und Amerika brummt

Im zweiten Quartal lag der Anteil von AWP am Auftragseingang der Gruppe bereits bei 53,6 Prozent und wird im zweiten Halbjahr eine höhere Bedeutung einnehmen. Insgesamt hat Nordex damit ein Neugeschäft von über 1,3 Milliarden Euro verzeichnet. Regionale Schwerpunkte waren hier das Geschäft in Deutschland und in Amerika. So erhöhte sich der Eingang neuer Aufträge aus dem Nordex-Heimatmarkt um 30 Prozent auf 525 Mio. Euro. In Nord- und Südamerika zusammen lag das Neugeschäft bei 288 Mio. Euro und unterstreicht den positiven Effekt der Transaktion. Weitere Aufträge betreffen Europa und Südafrika. Der bedingte Auftragseingang stieg in der Periode um 57,1 Prozent auf 938,4 Mio. Euro.

Auch die operative Entwicklung spiegelt den Wachstumskurs der neu formierten Gruppe. Die installierte Leistung stieg um 91 Prozent auf 1.165 MW (Vorjahr: 611 MW). Das organische Wachstum vor Konsolidierungseffekten lag immerhin bei 76 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 55,4 Prozent auf 136,6 Mio. Euro (H1 2015: 87,9 Mio. Euro). Das entspricht einer EBITDA-Marge von 9,2 Prozent. Grundlage für diese positive Entwicklung waren laut Nordex ein verbessertes Qualitätsmanagement und effizientere Prozesse in der Projektabwicklung. Der Konzerngewinn erhöhte sich um 38,2 Prozent auf 51,0 Mio. Euro (H1 2015: 36,9 Mio. Euro).

Nordex will Kapitalbindung wieder senken

Die Eigenkapitalquote liegt bei stabilen 31,5 Prozent. Die Liquidität betrug zum Bilanzstichtag 460,3 Mio. Euro (31.12.2015: 529,0 Mio. Euro). Die Transaktion beinhaltete die Zahlung eine Barkomponente in Höhe von 324 Mio. Euro, die über einen Schuldschein im Wert von 550 Mio. Euro finanziert wurde. Dieser diente zugleich der Rückführung einer Unternehmensanleihe (150 Mio. Euro). Infolge dieser Maßnahmen weist Nordex zum 30. Juni 2016 eine Nettoverschuldung von 187,8 Mio. Euro aus (31.12.2015: Nettoliquidität 322,0 Mio. Euro). Durch die Erweiterung der Avalkreditline auf jetzt 1,2 Mrd. Euro hat Nordex seine Unternehmensfinanzierung bis 2020 gesichert.

Der operative Cashflow wurde laut Nordex von der "Anarbeitung kurzfristig zu liefernder Windparks belastet" und betrug zum 30. Juni 2016 -470 Mio. Euro (31.12.2015: +41,9 Mio. Euro). Mit dieser "Anarbeitung" sind teilweise Projektverschiebungen auf Kundenseite gemeint, die etwa durch das US-amerikanische Förderprogramm der Production Tax Credits (PTC) ausgelöst werden. Diese Steuergutschrift für Investitionen in Windparkprojekte ist, wie CEO Lars Bondo Krogsgaard im Halbjahresbericht darstellt, im Dezember 2015 zwar um fünf Jahre verlängert worden. Aber die Investoren kommen schon beim Baubeginn, nämlich bereits bei der Errichtung von nur fünf Prozent eines Windparks, in den Genuss der Förderung, auch wenn der Windpark dann erst nach dem Jahr 2016 fertiggestellt wird und ans Netz geht. Diese Regelung wird auch als "safe harbor" (deutsch: sicherer Hafen) bezeichnet. Daneben hätten unterschiedliche Zahlungskonditionen in einzelnen Entwicklungsmärkten zu einer überdurchschnittlichen Kapitalbindung geführt, die durch ein stringentes Cash-Management in Zukunft wieder reduziert werden soll.

Ziel für EBITDA-Marge 2016 jetzt 8,3 bis 8,7 Prozent

Aufgrund der starken Verbesserung des operativen Gewinns hat der Vorstand seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2016 nach oben angepasst und geht jetzt von einer EBITDA-Marge zwischen 8,3 und 8,7 Prozent aus (vorher: größer 7,5 Prozent). Dabei erwartet das Management im zweiten Halbjahr eine leichte Abschwächung der Projektqualität, die durch höhere Umsätze in Brasilien und Indien bedingt ist. So wickelt Nordex Ende 2016 das erste Projekt in Indien ab. Zudem werden die Kosten der Zusammenführung beider Gesellschaften zu erhöhten Einmalaufwendungen führen.

Der Umsatz soll im Geschäftsjahr 2016 auf insgesamt 3,35 bis 3,45 Mrd. Euro steigen. Das Erreichen der oberen Bandbreite setzt voraus, dass keine weiteren Projektverschiebungen eintreten. Im ersten Halbjahr 2016 hat Nordex rund 44 Prozent vom Zielumsatz erwirtschaftet, beim Auftragseingang rund 40 Prozent. Entsprechend wird im aktuellen Halbjahr ein Neugeschäft von über 2,0 Mrd. Euro erwartet. Damit geht Nordex für das Gesamtjahr 2016 unverändert von einem Auftragseingang über 3,4 Mrd. Euro aus.

Lars Bondo Krogsgaard, Vorstandsvorsitzender der Nordex SE zeigte sich zuversichtlich, das Neugeschäft und den Umsatz im zweiten Halbjahr weiter auszubauen. „Dabei ist ein erheblich höherer Anteil aus neuen Märkten und aus den USA erkennbar. Besonders erfreulich ist die kräftige Verbesserung der Profitabilität, die bei uns von zentraler Bedeutung ist“, so Krogsgaard.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2016