Statement von Christoph Menke, Professor für Versorgungstechnik /Energietechnik an der Hochschule Trier, über die Planungen von großflächiger Solarthermie in der Gebäudetechnik.
Prinzipiell gelten für große Solarthermie im Gewerbe oder im Wohnungsbau folgende Voraussetzungen: Die Gebäude sollten Niedrigenergie-Standard haben und die Heizungssysteme mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten, idealerweise mit einer Fußboden- oder Wandheizung.
Die Solarthermie sollte bei einer integrierten Gebäudeplanung von Anfang an mitgedacht, und nicht erst, wie es meist der Fall ist, die Technische Gebäudeausrüstung erst dann eingebaut werden, wenn das Gebäude steht.
Damit kann man auch ein weiteres Problem umgehen. Mehrgeschossige Wohngebäude verfügen, im Gegensatz zu Einfamilien- oder Reihenhäusern, über eine geringe Dachfläche, die zudem Platz vorhalten muss für Fahrstuhlkomponenten oder Photovoltaik. Im Gewerbebau hingegen hat man es häufig mit Wellblechdächern zu tun, die keine ausreichende Tragkraft ausweisen. Will man Solarthermie einbinden, müssen diese Schwachstellen schon in der Planung ausgeschaltet werden.
Zudem muss immer ein Speicher mitgedacht werden. Bei Wohnquartieren bieten sich auch Nahwärmenetze an. Sollen Solarthermieanlagen in der Nähe des Abnehmers platziert werden, und das macht Sinn, muss man hier auch Platz für einen Boiler zum Wasser vorwärmen einplanen. Und es muss sichergestellt sein, dass die Wärme sicher in die Speicher und zu jedem Abnehmer gelangt. Umfangreiche Verschaltungen und zu viele Regelventile bringen unserer Erfahrung nach nichts.
Zu den Kosten: Die große Solarthermie ist preiswerter als die kleine. Man muss aber auch beachten, dass sie nicht für einen hohen solaren Deckungsrad steht, sondern für höhere Solare Erträge von 400 bis 450 kWh Wärme pro m² Kollektorfläche und Jahr. Das ist nur zu realisieren, wenn der solare Deckungsgrad auf 15 bis 25 Prozent begrenzt wird.
Große Solarthermie hat einen Skaleneffekt, der abflachend ist. Bei 100 oder 200 m² hat man schon sehr gute, niedrige spezifische Investitions- und Amortisationskosten. Diese fallen aber nicht mehr signifikant, wenn man auf 500 m² oder mehr erhöht. Grundsätzlich ist die Amortisation im Wohngebäudebereich einfacher, weil hier in längeren Zeiträumen gerechnet wird. Durchschnittlich in zehn Jahren hat sich hier die Investition gelohnt, während es in der Industrie sehr häufig Vorgaben gibt, dass sich eine Investition in zwei bis vier Jahren bezahlt machen müsse. Das ist mit Solarthermie kaum zu erreichen.
Immerhin: Die Solarthermie ist eine ausgereifte Technik, die bei guter Installation eine Lebensdauer von 25 Jahren hat – inklusive der Speicher. Dabei ist der Verschleiß äußerst gering und betrifft Pumpen und Regler, also Komponenten, die auch bei einer normalen Heizung von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden müssen.
Erschienen im IKZ Fachplaner. Erschienen in 06/2016. Der komplette Beitrag ist auch hier online zu lesen.
Einen Überblick über die Marktentwicklung bei Solarthermie gibt Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
Ein sehr interessanter Artikel zum Thema Solarthermie. Soweit ich weiß, gibt es hierfür auch noch eine Förderung vom Staat.