Dank Wärme­pumpe: Südsee­feeling im Allgäu

von | 21. Juni 2016

Das Allgäu und die Südsee haben auf den ersten Blick kaum Gemein­sam­keiten, sieht man mal vom sonnen­reichen, aber auch feuchtem Wetter ab. Gut, im Allgäu ist es im Jahres­durch­schnitt deutlich kühler und im Winter gibt es meist reichlich Schnee – Dinge, von denen Südsee­insu­laner viel­leicht an heißen Tagen träumen. Aber auch im Allgäu wurde ein Südseetraum wahr. Und das liegt auch an durch­dachter Ener­gie­technik wie der Wärmepumpe.
Und das kam so: Der Markt Ober­günzburg im Ostallgäu verfügte über eine sehr große Sammlung von Exponaten aus der Südsee. Gesammelt wurden sie von einem deutschen Kapitän, der im Auftrag der Kaiser­lichen Marine die weit verstreuten deutschen Kolonien in im Pazifik quasi als Lini­en­dampfer mitein­ander verband. Der Skipper Karl Nauer bekam irgendwann auch den Auftrag, Kultur­ge­gen­stände der Einge­bo­renen zu sammeln. Und das tat er fleißig. Noch heute ist jedes dritte Exponat aus Mela­nesien in den Völker­kun­de­schauen in München, Stuttgart, Hamburg oder Leipzig auf ihn zurück­zu­führen. Der weitaus übergroße Teil jedoch landete in seiner Heimat Ober­günzburg. Und hier fristeten die wert­vollen, aber auch anfäl­ligen Exponate ein Schat­ten­dasein in einem Speicher.

Eine der beiden Wärmepumpen, die im Südsee-Museum in Obergünzburg /Bild oben) für immer gleichbleibendes Klima sorgen. Fotos: Urbansky

Eine der beiden Wärme­pumpen, die im Südsee-​Museum in Ober­günzburg /​Bild oben) für immer gleich­blei­bendes Klima sorgen. Fotos: Urbansky

Bis zum Jahr 2007. Denn da beschloss die Kommune den Neubau eines Südsee-​Museums. Das wurde binnen zwei Jahren komplett in Holz­bau­weise errichtet und erfüllte so den KfW-​40-​STandard. Für die Restwärme sorgen zwei in Reihe geschaltete Grundwasser-​Wärmepumpen mit von Stiebel Eltron nebst passenden Speichern.

Dafür wurden im Muse­umshof zwei 16 Meter tiefe Brunnen gebohrt. Aus dem ersten, dem Förder­brunnen, wird das Grund­wasser nach oben befördert, wo es Wärme­en­ergie über die Wärme­pumpe abgibt, um anschließend etwas kälter als zuvor über den zweiten Brunnen, den Schluck­brunnen, wieder der Grund­was­ser­schicht zugeführt zu werden.

Und wenn es im Sommer mal viel zu warm werden sollte, wird der Kreislauf einfach umgedreht – dann wird die Wärme aus dem Gebäude auf das Grund­wasser über­tragen und so abgeführt. Denn für das Museum und seine Exponate, von denen sich ein großer Teil im Speicher im gleichen Gebäude befindet, ist eines quasi über­le­bens­wichtig – ein gleich­blei­bendes Gebäu­de­klima. Dafür reicht übrigens eine Laufzeit der Wärme­pumpen von 600 bis 800 Stunden im Jahr.


Über die Poten­tiale der Sekto­ren­kopplung, für die die Wärme­pumpe ja eine mögliche Tech­no­logie ist, schreibt Energieblogger-​Kollege Olof E. Matthaei hier auf seinem Blog Energie effizient sparen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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