Hurra, sie ist da: die Kaufprämie für Elektroautos. 4.000 Euro spenden Staat und Autobauer in Kürze jedem, der den Pioniergeist besitzt, seine alte Spritschleuder gegen ein elektrifiziertes Zukunftsmobil einzutauschen. Anstatt geschlossen aufzustehen und zu applaudieren, kommen die meisten Reaktionen auf das neue Förderinstrument der Bundesregierung allerdings eher miesepetrig daher.
Gift und Galle für’s Geldgeschenk
Eines gleich vorweg: Ich mag keine Autos. Tatsächlich halte ich sie sogar für eine der Technologien mit den größten Negativfolgen für unsere Gesellschaft, oder simpel ausgedrückt, für eine Fehlentwicklung. Autos sind schmutzig, laut, platzraubend, teuer, echte Ressourcenfresser und in gleich mehrfacher Hinsicht potenziell gefährlich. Überhaupt schien es mir schon immer absurd, ein bis zwei Tonnen Stahl zu bewegen, um einen oder auch eine Handvoll Menschen von A nach B zu bringen, und die Ausgestaltung unserer Lebensräume durch Einbahnstraßen, Ampeln und Vorfahrtsschilder zu verschandeln. So gesehen geht es beim Thema Auto für mich also um nichts anderes als Schadensbegrenzung. Und dafür eignen sich E-Mobile, wie ich finde, ganz hervorragend. Zugegeben, sie lösen längst nicht alle Probleme, die uns der konventionelle Benziner eingebrockt hat, aber doch einige ganz zentrale. Zum Beispiel sind Elektroautos, sofern mit dem richtigen Strom betankt, ein echter Gewinn für den Klimaschutz. Noch dazu gehen sie lärm- und feinstaubgeplagten Großstädtern deutlich weniger auf Ohr und Atemwege als die Schüssel von der Stange. Und ich gebe Gabriel ausnahmsweise recht: Die Kaufprämie ist die sinnvolle Subventionierung einer Technologie, der – da kann auch der größte Spritjunkie so viel strampeln, wie er will – mit Sicherheit die kommenden Jahrzehnte gehören.
Dass die Opposition Krach schlägt, ist kein großes Wunder, sondern gehört längst zum Selbstverständnis moderner Berufspolitiker – und zum inhaltsfreien Berliner Dauerzirkus sowieso. Die Nichtregierungsparteien hätten aber wohl mindestens genauso schrill gezetert, hätte sich die Regierung an der Kaufprämie vorbeigemogelt. Dass aber ausgerechnet Deutschlands große Umwelt- und Naturschutzverbände sowie Teile der ökologisch orientierten Energiewirtschaft nun am lautesten schreien, ist schon ein echter Schlag in die Magengrube.
Natürlich hinterlässt die Kaufprämie offene Fragen: Reichen 4.000 Euro angesichts der unverändert hohen Preise für E-Modelle als wirksamer Anreiz? Muss man Hybride, die doch eher Alibi als echte Veränderung sind, unbedingt mitfördern, und das auch noch in ähnlicher Höhe? Sollte die Kaufprämie den Käufer zum Wohle des Klimas nicht auch zur Nutzung von Ökostrom verpflichten? Das Förderprogramm jedoch als „Geldgeschenk an die Autoindustrie“ abzukanzeln und mal wieder den geprellten Steuerzahler vorzuschieben, wie es momentan einige grüne Meinungsmacher tun, ist ungefähr so, als würde man die Regierung für den Betrieb von Kernkraftwerken an den Pranger stellen, obwohl der Atomausstieg längst beschlossene Sache ist. Ach stimmt, das haben die ja auch gemacht. Mein Tipp: Wenn Politiker zur Abwechslung mal was richtig machen, man sie aus ideologisch zementierter Gewohnheit aber partout nicht loben möchte, dann kann auch vornehmes Schweigen eine wohltuende Lösung sein.
Bild © Pixelio, Jörg Blanke
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