13.04.2016, 11:19 Uhr

400 Wasserstoff-Tankstellen bis 2023

Berlin - Das Energiesystem in Deutschland steht vor einem Umbruch, weg von fossilen Kraftstoffen, hin zu erneuerbaren Energien. Dabei sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie eine Schlüsselrolle im Verkehrsbereich spielen. Bis zum Jahr 2023 soll es deutschlandweit 400 Wasserstofftankstellen geben.

Im Rahmen des "H2Mobility Kongress – Elektromobilität mit Brennstoffzelle in Deutschland und International" in Berlin erörterte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit hochrangingen Vertretern aus Politik und Industrie, wie der Antrieb der Zukunft auf die Straße gebracht werden kann. Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) und die beteiligte Industrie wollen den Aufbau einer Wasserstoffmobilität in Deutschland auch weiterhin vorantreiben. Als zentrale Herausforderung der kommenden Jahre wird der Aufbau einer bedarfsdeckenden Betankungsinfrastruktur angesehen.

Von derzeit 20 auf bis zu 400 Wasserstofftankstellen im Jahr 2023

Derzeit sind nach Angaben der „Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ (NOW) erst 20 Wasserstofftankstellen in Deutschland fertiggestellt. Diese wurden als Forschungs- und Entwicklungsprojekte durch den Bund über das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) gefördert und stehen insbesondere in deutschen Großstädten.

Im nächsten Schritt soll im Rahmen des laufenden Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) eine erste Aufbau-Etappe realisiert werden. Hier stehen 50 Wasserstofftankstellen in Metropolregionen und entlang der Hauptkorridore im Bundesgebiet im Mittelpunkt. Ab 2017 wird das im März 2015 von Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total gegründete Unternehmen H2Mobility planmäßig der zentrale Akteur beim Aufbau weiterer Tankstellen. Ziel des Unternehmens ist es, bis 2018/2019 eine stärkere regionale Abdeckung zu erreichen. Dieser Ausbauschritt erfolgt losgelöst von der Anzahl der Fahrzeuge auf dem Markt zur Unterstützung der Markteinführungsphase von Brennstoffzellenfahrzeugen. 2023 soll es in Abhängigkeit vom Bedarf der bestehenden Fahrzeugflotte bundesweit bis zu 400 Wasserstofftankstellen geben. Für den Aufbau der Tankstellen sind Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro notwendig.

Studien: Energiewende nur mit Wasserstofftechnologie

Analysen wie die Studie „Was kostet die Energiewende?“ des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE zeigen, dass die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen um mindestens 80 Prozent zu reduzieren, technologisch möglich sind. Die erforderliche Flexibilisierung im Energiesektor gelingt laut Fraunhofer ISE nur, wenn neue Stromanwendungen insbesondere auch für den Verkehr hinzukommen. Die Modelle würden zeigen, dass in den kostenoptimierten Szenarien bereits im nächsten Jahrzehnt regional verteilte Elektrolyseure im Gigawatt-Leistungsmaßstab nötig sein werden, um die Kopplung zwischen Energiewirtschaft und Mobilität zu realisieren. „Das Erreichen der Ziele der Energiewende erfordert die Wasserstofferzeugung über die Wasserelektrolyse und die Verwendung des Wasserstoffs als Kraftstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen, sowie die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen aus Wasserstoff und Kohlendioxid (Power-to-Liquid, PtL)“, so Dr. Christopher Hebling, Bereichsleiter Wasserstofftechnologien am Fraunhofer ISE, überzeugt.

Kooperation mit China: Elektromobilität mit Batterie und Brennstoffzelle

Erfolgreiche Kommerzialisierung erfordert internationale Anstrengungen. Vor dem Hintergrund des politischen Austausches zwischen BMVI und dem chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie vereinbaren NOW und das China Automotive Technology and Research Center (CATARC) eine Kooperation im Bereich Elektromobilität mit Batterie und Brennstoffzelle. Ziel ist der Austausch u. a. zu den Themen Aufbau von Infrastruktur, Forschung und Demonstration von Batterien und Brennstoffzellen mit den Forschungsschwerpunkten Mess- und Auswertungstechnologien sowie Recycling, aber auch vergleichende Untersuchungen zum Nutzerverhalten von Elektromobilität in Deutschland und China.

Quelle: IWR Online

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