© Greenpeace / Protest in Graz
© Greenpeace / Protest in Graz

Greenpeace errichtet Megastaudamm bei Andritz-Hauptversammlung

Umweltschutzorganisation und Indigene fordern Aus für Mega-Staudammprojekt im Amazonas

Graz - Die gesterige Hauptversammlung der Andritz AG, einer der weltweit führenden Technologielieferanten für Wasserkraftwerke, wurde in Graz von Protesten gegen ein geplantes Megastaudammprojekt im brasilianischen Amazonas-Regenwald, dem São Luiz do Tapajós, begleitet. Rund 50 Greenpeace-AktivistInnen aus Slowenien, Polen, der Slowakei, Kroatien, Frankreich und Österreich bauten einen rund zehn Meter langen symbolischen Staudamm vor den Türen des Congress Graz auf. Gemeinsam mit Vertretern des Indigenen-Volkes der Munduruku begrüßten sie die ankommenden Aktionäre und PassantInnen mit gelben Transparenten: ‘Andritz, Finger weg vom Amazonas!’ Denn das österreichische Unternehmen zeigt bereits Interesse am Megastaudamm-Projekt in Brasilien. Dieses hätte sowohl für die vor Ort lebenden Munduruku, als auch für die Tier- und Pflanzenwelt katastrophale Folgen.

‘Megastaudämme in sensiblen Ökosystemen, wie dem Amazonas-Regenwald, sind alles andere als nachhaltig’, erklärt Lukas Meus, Amazonas-Sprecher von Greenpeace in Österreich. ‘Falls sich die Andritz AG am Bau des São Luiz do Tapajós beteiligt, dann macht sich das österreichische Unternehmen mitverantwortlich für die verheerenden Folgen, die dieses Mammutprojekt für Mensch und Natur haben wird.’ Denn für den mehr als sieben Kilometer breiten Megastaudamm soll ein 729 Quadratkilometer großer Stausee entstehen – eine Fläche etwa doppelt so groß wie Wien. Dafür müssten riesige Regenwaldflächen gerodet sowie zahlreiche Seen und Inseln zerstört werden. Auch die artenreiche Tierwelt im Tapajós-Tal - darunter Jaguar, Flussdelphin, die bedrohte Terekay-Schienenschildkröte sowie hunderte Fisch- und Vogelarten – würde auf der Strecke bleiben. Im Umweltverträglichkeitsgutachten wurden viele dieser Faktoren nicht beachtet.

Der Bau des Megastaudammes hätte ebenso schwerwiegende Folgen für die Munduruku, das vor Ort lebende und größte Indigenen-Volk. Der Tapajós-Fluss bildet ihre Lebensader. Für den Damm würde ein Teil ihrer Heimat geflutet und ihre Fischgründe und heiligen Stätten zerstört werden. ‘Wir sind nach Österreich gekommen, um die Andritz AG aufzufordern unsere Menschrechte zu respektieren’, betont Arnaldo Kabá, Vertreter der Munduruku, ‘Weder die Andritz AG noch ein anderes Unternehmen sollten an Projekten teilnehmen, die unser Land zerstören könnten.’

Bereits in der Vergangenheit stand die österreichische Andritz AG wegen ihrer Teilnahme an Projekten, die die Umwelt zerstören in der Kritik. Das Belo-Monte-Staudammprojekt, derzeit Teil der größten Korruptionsermittlung in Brasilien, ist eines davon. 20.000 bis 40.000 Menschen müssen durch den Staudamm zwangsumgesiedelt werden. Beim umstrittenen Ilisu-Staudamm in der Türkei übernahm die Andritz AG – nachdem sich Staaten, Banken und Unternehmen aufgrund der katastrophalen ökologischen, kulturellen und soziologischen Folgen zurückzogen – sogar die Aufträge der anderen Konzerne. ‘Jetzt ist Schluss mit dem verantwortungslosen Handeln! Die Andritz AG darf sich am São Luiz do Tapajós-Staudamm nicht beteiligen und muss sich öffentlich von dem Projekt distanzieren’, fordert Meus abschließend.

Die Petition zum Schutz des Amazonas finden Sie hier


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /