Neue Studie: Solarthermische Kraftwerke sind ein Gewinn für die soziale Entwicklung in Nordafrika

Solarthermische Kraftwerke (CSP) in Nordafrika helfen nicht nur, den steigenden Energiebedarf im südlichen Mittelmeerraum zu decken, sondern bringen auch große Vorteile für die regionale Entwicklung.

Das haben Germanwatch und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie in einer gemeinsamen Studie am Beispiel von NOORo I, einem CSP-Kraftwerk in Südmarokko, nachgewiesen.

Neue Arbeitsplätze, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen
Die Studie zeigt, dass Planung und Bau von NOORo I von der lokalen Bevölkerung bisher sehr positiv aufgenommen wurden. Zudem wurde ein Zusatznutzen für die gesamte Region sichtbar: "Für die angrenzenden Gemeinden sind neue Arbeitsplätze und Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen entstanden sowie kommunale Wohlfahrts-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen verbessert worden", sagt Boris Schinke von Germanwatch.
Dr. Peter Viebahn vom Wuppertal Institut ergänzt: "Auf der anderen Seite sind aber auch Befürchtungen, beispielsweise über mögliche Folgen des Kraftwerksbetriebs auf den lokalen Wasserhaushalt, ernst zu nehmen. Zudem wirkt sich auch das bisher fehlende Ausbildungsniveau lokaler Einrichtungen in Bezug auf die Anforderungen an Arbeitnehmer hemmend aus."
Gegenüber den negativen Auswirkungen, die eine Förderung fossiler Rohstoffe oder der Betrieb konventioneller Kraftwerke hätte, könnten die festgestellten Wirkungen von NOORo I jedoch als niedrig eingestuft werden, betont der Wissenschaftler.

Ausbau erneuerbarer Energien erfordert gesellschaftliche Entscheidungen
Des Weiteren haben die Untersuchungen ergeben, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch in Marokko gesellschaftliche Entscheidungen erfordert. "Ähnlich wie die Debatten in Deutschland zum Netzausbau haben unsere Untersuchungen ergeben, dass die Bürger im Umfeld des marokkanischen Kraftwerks eine höhere Transparenz in der Kommunikation und rechtzeitige Mitsprachemöglichkeiten bei der weiteren Ausgestaltung des Projektes einfordern", so Schinke.

Empfehlungen für Projektentwickler, Regierungen und Entwicklungsbanken
Basierend auf den Ergebnissen der empirischen Analyse und Vorschlägen lokaler Akteure erarbeiteten die Autoren der Studie Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Marokkanischen Solarplans sowie ein Set von 18 Nachhaltigkeits-Anforderungen und Best-Practice-Empfehlungen für CSP-Kraftwerke. Sie sollen Projektentwicklern, Regierungen und Entwicklungsbanken einen wichtigen Input geben, um im Zuge des künftigen Ausbaus der CSP-Technologie die Entwicklungsbedürfnisse der lokalen Bevölkerung und die politische Teilhabe an der Projektgestaltung mit einzubeziehen.
Dies gilt auch für den weiteren Ausbau des Kraftwerks in der Nähe der Provinzhauptstadt Ouarzazate, wo bis 2019 mit der Inbetriebnahme von zwei weiteren Blöcken das bald größte solarthermische Kraftwerk der Welt mit 500 Megawatt elektrischer Leistung in Betrieb gehen wird.
Das Projekt "Social CSP" wurde im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt.

27.07.2015 | Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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