© wobogre  /  Wolfgang Borchers- pixabay.com
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Raus aus Kohle - Ein Muss für die Energiewende

Weil die EU auf dem Stand tritt, muss Deutschland den Strommarkt aufräumen

Der gemeinsame Strommarkt Österreich-Deutschland wird aktuell von horrenden Mengen an hochsubventioniertem Kohlestrom geplagt. Der europäische CO2-Handel ist zusammengebrochen und noch immer nicht funktionsfähig. "Mit einem nationalen Klimabeitrag könnte Deutschland den Strommarkt und den Umweltschutz wieder ins Laufen bringen", bemerkt Energieexperte Thorsten Lenck von Energy Brainpool und Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, ergänzt: "Auf Österreich haben diese Entscheidungen in Deutschland enorme Auswirkungen."

60 GW Kraftwerksleistung sind derzeit allein am deutsch-österreichischen Strommarkt zu viel. Das ist zweieinhalb Mal soviel, wie die Leistung aller österreichischen Kraftwerke zusammen. Der gekoppelte deutsch-österreichische Strommarkt leidet ebenfalls massiv unter überflüssigen Kohle- und Atomkraftwerken, die überschüssigen Strom ins Netz pumpen und so Strompreis und Stromnetz massiv beeinträchtigen. Auf Einladung der IG Windkraft präsentierte heute im Rahmen der Veranstaltungsreihe "windrichtungen" der Energieexperte Thorsten Lenck vom deutschen Beratungsunternehmen Energy Brainpool die Kurzstudie "Auswirkungen eines partiellen Kohleausstiegs" in Wien.

Kraftwerke gefahrlos abschaltbar

"Deutschland könnte rund 35 der ältesten Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 15 Gigawatt sofort abschalten, dadurch nebenbei die Klimaziele erreichen und den Strommarkt enorm stärken. Die Versorgungssicherheit wäre damit gar nicht gefährdet", so Thorsten Lenck. Die Auslastung für weniger CO2-schädliche Kraftwerke wie Gaskraftwerke, aber vor allem die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, die bei Kohlestromüberschuss in Deutschland gedrosselt werden, könnte so erhöht werden.

Strompreise bleiben niedrig

Wenn diese hochsubventionierten, extrem umweltbelastenden Kraftwerke vom Netz gehen, würde der Strommarktpreis nur marginal, um weniger als 1 ct/kWh steigen. "Dies würde Windkraftwerksbetreibern von Anlagen, die keine Förderung mehr erhalten, auch in Österreich helfen, am Strommarkt ihren Windstrom verkaufen zu können", bemerkt Moidl und setzt fort: "Darüberhinaus wird damit der CO2-Ausstoß in ganz Europa um 3% gesenkt".

Deutschland springt für die EU ein

"Der Emissionshandel gibt derzeit kein ausreichendes Preissignal, um die Kohle aus dem Markt zu drängen. Eine grundlegende Reform ist daher dringend notwendig, um mehr Kostenwahrheit zu gewähr-leisten und die ungerechtfertigte Besserstellung von Kohle zu beenden", erklärt Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt. So ist derzeit Umweltverschmutz-ung kein Kostenfaktor und nach wie vor erhält die Kohleindustrie hohe Subventionen. Dadurch wird der Markt extrem verzerrt. Erneuerbare Energien, Wasserkraft aber auch Gaskraftwerke leiden unter diesen verzerrten Preisen. "So ist eine nachhaltige Energieversorgung nicht möglich", bemerkt Moidl. "Wenn auf europäischer Ebene kein Weg gefunden werden kann, müssen die Maßnahmen auf nationaler Ebene umgesetzt werden", ergänzt Thorsten Lenck. Mit der Einführung einer Kohleabgabe in Deutschland könnten die CO2-Emissionen in Deutschland sogar um mehr als 22% gesenkt werden.

Kohlekraftwerke raus aus dem System

Kohlekraftwerke sind für 40% der globalen CO2-Emmissionen verantwortlich. Darüberhinaus sind sie unflexibel und behindern die Energiewende sowohl auf der Kostenseite, als auch durch die hohen, unflexiblen Kohlestrommengen, die die Stromnetze verstopfen und Wind- und Sonnenstrom aus den Netzen drängen. "Das Abschalten von deutschen Kohlekraftwerken würde Platz schaffen für erneuerbaren Strom aus Sonne und Wind", so Moidl..



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /