Letzte Aktualisierung: 22.05.2015

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Sanierung eines Fachwerkhauses: "Die Maßnahmen müssen zum Haus passen"

Eine energetische Sanierung eines Hauses bedeutet sehr viel Arbeit. Noch dazu, wenn es sich um ein in einer Denkmalzone befindliches Fachwerkhaus im Hochwasserbereich des Rheins handelt. Katrin Vetters, Journalistin und Denkmalschutz-Expertin, hat sich an dieses Abenteuer gewagt und uns in einem Interview erzählt, mit welchen Sanierungsmaßnahmen sie dieses Kleinod mit Blick auf die Loreley baulich und technisch auf Vordermann gebracht hat.

Bevor Katrin Vetters diesen herrlichen Blick auf den Rhein genießen kann, muss das alte Fachwerkhaus energetisch saniert werden. (Foto: Katrin Vetters)

Bevor Katrin Vetters diesen herrlichen Blick auf den Rhein genießen kann, muss das alte Fachwerkhaus energetisch saniert werden. (Foto: Katrin Vetters)

Hallo Katrin, Du bist seit vielen Jahren als Journalistin tätig und eine ausgewiesene Expertin für Architektur, Denkmalschutz und Altbausanierungen. 2010 wurdest Du sogar mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet, die höchste Auszeichnung auf diesem Gebiet in der Bundesrepublik Deutschland, die sowohl ehrenamtliches Engagement als auch kritisch-konstruktive Berichterstattung ehrt. Seit Herbst 2014 berichtest Du auf Deinem Blog auf katrinvetters.de über die Sanierung eines kleinen Fachwerkhauses in St. Goarshausen mit einem herrlichen Blick auf den Rhein, das Du Dir "ans Bein gebunden" hast.

Was musst Du alles machen, um das Haus wieder bewohnbar zu machen und wie bist Du die Sanierung angegangen?

Katrin Vetters: Das Haus war bewohnbar, als ich es vor zwei Jahren kaufte. Aber es war nicht zeitgemäß im Hinblick auf die Energieeffizienz. Außerdem wollte ich das, was ich an dem Haus mag, besonders zur Geltung bringen und die Nachteile, die es eben auch hat, so weit wie möglich abmildern. Kurz gesagt, ich wollte einiges optimieren. Das wurde, wie so oft, etwas aufwendiger als anfangs geplant.

Zu den Vorteilen des Hauses gehört der gigantisch schöne Ausblick auf den Rhein, auf die Loreley und nach hinten hinaus auf die Burg Neukatzenelnbogen, genannt Katz. Diesen Ausblick genießt man am besten von ganz oben, deshalb habe ich das Dachgeschoss entkernt und große Fenster eingebaut. Außerdem habe ich das Dach dämmen und neu decken lassen.

Nachteilig an der Lage ist, dass es im Rheintal niemals ruhig ist. Auf jeder Seite des Flusses gibt es eine Bahnlinie und eine Bundesstraße. Und auch die Schiffe können verdammt laut sein. Deshalb möchte ich lieber bei geschlossenen Fenstern schlafen. Um trotzdem frische Luft zu haben, baue ich eine dezentrale automatische Belüftung mit Wärmerückgewinnung ein! Noch ist sie nicht angeschlossen. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf.

Weitere Sanierungsmaßnahmen sind: neue, dreifach verglaste Fenster, ein zusätzliches WC im Erdgeschoss, Innendämmung in einigen Räumen, und die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer habe ich rausgebrochen - eigenhändig!

Unter Bauprofis heißt es, die Planung sollte abgeschlossen sein, bevor man mit dem Bau beginnt. Aber das ist Wunschdenken. In einem Altbau verbirgt sich nun mal die eine oder andere Überraschung. Deshalb dauert es eben ein bisschen länger. Manchmal brauche ich zwei, drei Wochen zwischendurch, um die beste Lösung zu recherchieren und den nächsten Schritt zu planen.

Gibt es Diskrepanzen zwischen dem Denkmalschutz und dem energetischen Sanierungskonzept?

Katrin Vetters: Das Haus ist kein Einzeldenkmal, aber es steht in der Altstadt zwischen den beiden gut erhaltenen Stadttürmen, und damit in der Denkmalzone. Kollektoren wären auf dieser Häuserreihe ästhetisch ein Unding. Im Übrigen mischen sich die Denkmalschützer sehr wenig ein. Ich glaube, sie sind überlastet, weil sie sich um all die Burgen kümmern müssen. Oder sie haben unsere Stadt schon aufgegeben. Andererseits habe ich ja sowieso sehr behutsam saniert, manch ein Energiespar-Extremist würde vielleicht sagen: halbherzig. Aber die Maßnahmen müssen ja zum Haus passen. Zum Beispiel wäre es unsinnig bis unmöglich, im Gewölbekeller die Decke zu dämmen. Es hat also nicht unbedingt mit Denkmalschutz zu tun, wenn ich die energetische Sanierung nicht auf die Spitze treibe.

Als sehr heikel beschreibst Du auch insbesondere die Innendämmung. Auf welche Innendämmungsmaßnahmen setzt Du in Deinem Fachwerkhaus?

Katrin Vetters: Bei einem Haus im Hochwasserbereich ist wahrscheinlich jede Art von Dämmung heikel. Denn je dicker der Wandaufbau, desto länger braucht die Wand naturgemäß um nach einem Hochwasser wieder zu trocknen. Völlig irrsinnig wäre es, außen Polystyrol auf die Wände zu packen. Gemessen daran ist meine Art der Innendämmung hoffentlich unverfänglich. Ich habe im Obergeschoss die Innenseite der Außenwände von Bad und Schlafzimmer mit 4 cm dicken Holzfaserplatten gedämmt. Im Erdgeschoss aber, also da, wo das Hochwasser möglicherweise hin kommen könnte, habe ich eine 5 cm starke Mineralschaumdämmung statt der Holzfaser gewählt.

Gerade im Hochwassergebiet stelle ich es mir sehr schwierig vor, eine passende Heizung zu finden. Welches Heizungssystem kommt bei Dir zum Einsatz?

Katrin Vetters: Was im Hochwasserbereich nicht infrage kommt, ist ein Öltank im Keller. Kein Problem für mich, denn eine Ölheizung wäre das letzte was ich wollte. Leider kann ich im hochwassergefährdeten Keller aber auch keine Pellets lagern und keinen Pufferspeicher aufstellen. Eine Holz- oder Solarthermie-Heizung scheidet also ebenfalls aus. Für letztere ist neben dem Keller auch das Dach nicht geeignet.

Eine Wärmepumpe, egal ob für Geothermie oder für Luftwärme, kommt ebenfalls nicht infrage, weil der Platz fehlt: Das Grundstück ist 48 Quadratmeter groß und komplett überbaut. Technisch möglich wäre es sicher, den Rhein als Wärmequelle anzuzapfen. Der ist ja von meinem Haus nur ungefähr 20 Meter entfernt. Aber das ist natürlich bau- und wasserrechtlich nicht durchzusetzen.

Tja, da bleibt dann fast nur Gas. Und da die Vorbesitzer des Hauses erst vor ein paar Jahren eine neue Brennwerttherme hatten einbauen lassen, war die Gasheizung schließlich die bequemste Lösung für mich. Ein bisschen was Individuelles habe ich trotzdem mit meinem kleinen Kaminofen im Wohnzimmer. Mein heimisches Lagerfeuer. Und noch ein kleiner Luxus: kein Heizkörper im Erdgeschoss, sondern eine Wandheizung.

Du setzt Dich nicht nur aktiv für den Erhalt der ursprünglichen Bausubstanz Deines eigenen Hauses ein, sondern als Mitglied im Stadtrat auch für die Erhaltung des Industriedenkmals “Häusener Kran”. Was hat es damit auf sich und warum muss der “Häusener Kran” geschützt werden?

Katrin Vetters: Das ist eine schwierige Frage, und viele Menschen sind der Meinung, dass dieses nutzlos gewordene Großgerät ein Schandfleck in der Landschaft sei.

Ich könnte jetzt die technischen Daten des historischen Krans raussuchen und zur denkmalschützerischen Begründung vorbringen. Seine technikgeschichtliche Bedeutung ist aber gar nicht das, was mich am meisten für den Kran einnimmt. Der historische Portaldrehkran hat zur Zeit ein bisschen was Verlottertes, wie so ein zottiges altes Mammut. Es heißt ja oft, mit unserem Erfolg und dem Komfort unseres modernen Lebens stehen wir auf den Schultern unserer Vorfahren. Ich finde, der Kran erinnert besonders gut daran, dass die Zeiten einmal härter waren. Das sollte uns heiter und zuversichtlich stimmen. Die Zeit ist die vierte Dimension, und die repräsentiert der Kran an diesem einzigartigen Ort an der Loreley. Egal also, ob man den Erhalt des Kran historisch rechtfertigt oder philosophisch, oder ob man, wie ich, auch dem Trashigen und Subversiven ein wenig Platz einräumen will - er ist so oder so eine Bereicherung. Wenn er erst saniert ist, wird er sicherlich mehr Sympathie ernten.

Vielen Dank, dass Du uns für dieses Interview zur Verfügung standest. Das Team von energie-experten.org wünscht Dir weiterhin viel Erfolg bei der Sanierung Deines Hauses!

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