29.01.2015, 14:44 Uhr

Deals im Energiesektor: Seltener, aber dafür wertvoller

Frankfurt am Main - Der Wert der Fusionen und Übernahmen im Energiesektor ist 2014 kräftig angestiegen. Doch dabei ist die reine Anzahl der Deals einschließlich derer in der Regenerativen Energiewirtschaft sogar leicht gesunken. Es geht um etwa eine Viertelbillion US-Dollar.

Wie die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft PwC in ihrer aktuellen Studie „Power & Renewables Deals“ feststellt, ist der Wert der Transaktionen einschließlich erneuerbarer Energien im Vergleich zu 2013 um 70 Prozent auf 243 Milliarden US-Dollar angestiegen (2013: 143 Mrd. US-Dollar). Hauptgrund ist demnach ein Anstieg in der US-Gasbranche, doch auch die regenerativen Energien sind nicht ganz unschuldig.

Deals im Bereich regenerative Energien im Wert von 26 Mrd. US-Dollar

Laut PwC geht der Anstieg geht vor allen Dingen auf die Gasbranche in den Vereinigten Staaten zurück. Dort sorgten allein die fünf größten Transaktionen für ein Volumen von 92 Mrd. US-Dollar und somit für 38 Prozent aller M&A-Aktivitäten im Energiebereich weltweit. Der Wert der Deals im Bereich der erneuerbaren Energien wuchs 2014 um 13 Prozent auf 25,8 Mrd. US-Dollar. 80 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens geht auf das Konto von Unternehmen, wohingegen der Anteil von Infrastrukturfonds oder institutionellen Anlegern im vergangenen Jahr um zehn Prozentpunkte auf nun 20 Prozent nachgegeben habe.

Wandel der Energiewirtschaft in Richtung erneuerbarer Energien

Norbert Schwieters, Global Power and Utilities Leader bei PwC, erläutert zu den Zahlen: "Der starke Zuwachs erklärt sich durch die Restrukturierungen im US-Gasmarkt. Dieser Trend wird nicht anhalten. Wir rechnen 2015 mit einem breiter aufgestellten M&A-Markt, bei dem sich die Aktivitäten nicht so sehr auf eine Region konzentrieren." Schwieters geht davon aus, dass Privatisierungen sowie Veräußerungen von Unternehmensanteilen auch 2015 für attraktive Investmentchancen sorgen werden. Sinkende Öl- und Gaspreise würden die Investoren dazu zwingen, Unternehmen neu zu bewerten. Zudem werde der Wandel der Energiewirtschaft in Richtung erneuerbare Energien die M&A-Aktivitäten auch 2015 stark beeinflussen, so Schwieters.

Europa gegen den Trend – langfristige Entscheidungen à la E.ON

Gegen den Trend entwickelte sich das M&A-Geschäft 2014 in Europa: Das Volumen sank von 45,4 um 13 Prozent auf 39,5 Mrd. US-Dollar. Die Zeichen stehen in Europa laut PwC auf Restrukturierung und Entschuldung der Unternehmen.

"Die Energieversorger treffen derzeit langfristige Entscheidungen, wie sie ihre Wertschöpfungskette ausrichten und in welchen Teilen der Welt sie die größten Wachstumschancen sehen", so Schwieters. Ein gutes Beispiel dafür sei der Umbau des Geschäftsmodells von E.ON, das sein Unternehmen in zwei Einheiten spaltet, um in Zukunft gut aufgestellt zu sein. Dabei konzentriert sich der eine Teil auf konventionelle, der andere auf erneuerbare Energien, Stromnetze und innovative Dienstleistungen.

Energie-Privatisierungen in verschiedenen Märkten erwartet

Nach wie vor bieten Privatisierungen gute Chancen für Investoren. So rechnen Beobachter bei den Übertragungs- und Verteilnetzen in Australien nach den Parlamentswahlen im Frühjahr mit einem Verkauf durch den Staat. Das könnte vor allem für Investoren aus China von Interesse sein, deren Regierung die Regeln für das Engagement im Ausland erleichtert hat. Der mexikanische Energiemarkt bietet europäischen Investoren einen Einstieg in eines der am stärksten wachsenden Schwellenländer. Mexiko hat seine Stromindustrie für private Investoren geöffnet. Aber auch die Türkei hat weitere Privatisierungen angekündigt. Die Reform des Strommarktes in Japan wird ebenfalls zu Fusionen führen. So haben bereits Tepco und Chubu Electric Power Company ihre Zusammenarbeit angekündigt – weitere Fusionen und Übernahmen zeichnen sich im Land der aufgehenden Sonne laut PwC bereits ab.

Quelle: IWR Online
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