29.01.2015, 12:00 Uhr

Deutschland knackt Windenergie-Rekord mit 4.386 MW Nettozubau

Münster – Dass das Jahr 2014 einen neuen Windenergie-Rekord beim Anlagen-Zubau bringen würde, hatte sich abgezeichnet. Ein prognostizierter Netto-Zubau von 3.350 Megawatt wurde von Fachleuten im Dezember als "konservative Schätzung" bezeichnet. Heute sind die tatsächlichen Zahlen vorgestellt worden: Der Netto-Zubau von Windenergie-Leistung im Jahr 2014 beträgt 4.386 Megawatt.

Die Zahlen wurden von der Deutsche Windguard im Auftrag des Bundesverbands Windenergie (BWE) und des VDMA Power Systems erhoben. Brutto, also ohne den Rückbau von Altlanlagen, z. B. im Rahmen von Repowering-Projekten, wurden in Deutschland an Land 1.766 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 4.750 Megawatt (MW) neu installiert. Im Jahr 2013 waren es brutto 2.998 MW und netto 2.740 MW.

Beeindruckender Markt-Rekord – Überschätzter Gesamtbestand?

Der Brutto-Zubau des Jahres 2014 in Höhe von 4.750 MW wurde mit insgesamt 1.766 Windenergieanlagen erreicht. Der Netto-Zubau in Höhe von 4.386 MW liegt deutlich über dem Zubau des bisherigen Rekordjahres 2002, als 3.240 MW Windenergie-Leistung neu installiert wurden. Wie die Windguard mitteilt, sind 2014 mindestens 413 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.148 MW im Rahmen von Repowering-Projekten errichtet worden. Im Jahr 2013 waren es lediglich 269 Repowering-Anlagen mit einer Leistung von 766 MW. Insgesamt stehen nun in Deutschland knapp 24.900 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von gut 38.100 MW. Allerdings seien die „Repowering-Zahlen nicht verbindlich und aller Wahrscheinlichkeit nach zu gering, sodass auch der Gesamtbestand überschätzt werden könnte“, heißt im Faktenblatt der Windguard.

Hermann Albers, Präsident des BWE, kommentiert den neuen Rekord: „Dies war nur möglich, weil Landesregierungen von Bayern bis Mecklenburg-Vorpommern, vom Saarland bis Schleswig-Holstein unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe in Fukushima seit 2011 neue Flächen für die Nutzung der Windenergie an Land ausgewiesen hatten.“

Schleswig-Holstein mit Abstand Spitzenreiter

Im Jahr 2014 seien erstmals in allen 16 Bundesländern neue Windenergieanlagen installiert worden. Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit gut 1.300 MW. An zweiter Stelle folgt mit deutlichem Abstand Niedersachen mit einem Zubau von 627 MW. Brandenburg liegt mit 498 MW auf dem dritten Platz. In NRW wurden 2014 insgesamt 124 neue Windturbinen mit einer Leistung von 307 MW errichtet, das bedeutet Rang sieben im Vergleich der Bundesländer. Besser sind noch Rheinland Pfalz (463 MW), Bayern (410 MW) und Mecklenburg-Vorpommern (373 MW).

Offshore-Windkraft kommt noch hinzu

Neben diesen Onshore-Marktzahlen ist in Deutschland 2014 auch auf See fleißig Windenergie-Leistung errichtet und ans Netz angeschlossen worden. Nach diesen Zahlen, die bereits Mitte Januar veröffentlicht wurden (IWR Online berichtete), speisten in Deutschland im Jahr 2014 insgesamt 142 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 529 MW erstmals Strom ins Netz ein. In Nord- und Ostsee sind Stand Ende 2014 insgesamt 1.049 MW Windenergie-Leistung am Netz.

Verband erwartet 2015 Netto-Zubau von 3.500 bis 4.000 MW

Auch für das laufende Jahr gehen die Windenergie-Experten von einem hohen Zubauniveau aus. Lars Bondo Krogsgaard, Vorsitzender des Lenkungsgremiums Windenergieanlagen im VDMA, sagt: "Für 2015 erwarten wir in Deutschland einen starken Zubau auf einem Niveau von 3.500 bis 4.000 Megawatt netto. Für 2016 sehen wir einen Marktrückgang bleiben aber auf hohem Niveau. Wie die Perspektive ab 2017 aussieht, hängt entscheidend davon ab, wann es zu Ausschreibungen kommt und wie diese gestaltet werden. Wir begrüßen, dass die Bundesregierung mit der Branche hierzu einen intensiven Austausch führt. Wir wünschen uns, eine sorgfältige Entwicklung des Systemwechsels hin zu einem Ausschreibungsverfahren mit klar definierten Übergangsfristen. Die Ausschreibungen und das neue Strommarktdesign müssen ein Erfolg werden. Etwas anderes können wir uns in Deutschland auch als globaler Technologieführer nicht leisten."

Quelle: IWR Online
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