© Deutsche Post- DHL / E-Caddy der Deutschen Post
© Deutsche Post- DHL / E-Caddy der Deutschen Post

Allgäu: Die Post geht elektrisch ab

Berge und Wiesen, dazwischen Seen und gelbe Elektroautos

Das Allgäu beeindruckt viele Gäste mit seinern idyllischen Landschaft. Kempten, die heimliche Hauptstadt des Allgäus und eine der ältesten Städte Deutschlands, ist ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel. Aber das ist nicht alles: Es hat außerdem eine Hochschule und einige großen Unternehmen, gemeinsam ist ihnen hohes Innovationspotenzial. Daher ist es fast schon selbstverständlich, dass dort ein Projekt zur Erforschung der Elektromobilität läuft: Mit der Post.

Fünf E-Caddys hat die Deutsche Post in Kempten bereits im Einsatz. Bei dem Projekt "E-Lieferungen im Allgäu", das vom Freistaat Bayern gefördert und von der Hochschule Kempten wissenschaftlich begleitet wird, geht es um die Erprobung elektrisch betriebener Lieferfahrzeuge im täglichen Einsatz. Spezialisten an der Hochschule Kempten analysieren die Fahrzeugdaten, um Antworten auf zentrale Fragen der E-Mobilität zu geben: Wie bewähren sich die Elektro-Fahrzeuge im täglichen Einsatz? Wie verhält es sich mit der Reichweite der Batterie im Sommer und im Winter? Und welche Rolle spielt dabei die spezielle Geografie
des Allgäus mit seiner hügeligen Landschaft?

Die malerische, bergige Allgäuer Landschaft stellt für die Elektrofahrzeuge eine Herausforderung dar und ist einer der Gründe, warum das Forschungsprojekt in Kempten angesiedelt ist.

Bei der Deutschen Post in Kempten sind im Rahmen des Projekts bereits fünf E-Fahrzeuge im Einsatz. Dabei handelt es sich um elektrisch betriebene VW Caddys, die von Abt Sportsline speziell für das Forschungsprojekt modifiziert wurden. Das ebenfalls in Kempten ansässige Unternehmen ist vor allem Motorsportfreunden ein Begriff: Abt Sportsline ist als Tuner für die Marken des Volkswagenkonzerns tätig und außerdem in verschiedenen Motorsportserien aktiv. Beim Projekt E-Mobilität geht es allerdings weniger um Pferdestärken als mehr um Handhabung, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Auch Abt wertet deshalb die Fahrdaten der Lieferfahrzeuge regelmäßig aus, um Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Zu den fünf E-Caddys werden in Kürze fünf weitere Lieferfahrzeuge vom Typ T5 kommen, die dann ebenfalls von den Zustellern der Deutschen Post auf Herz und Nieren geprüft werden sollen.

Mitten in der Natur fällt ein Vorteil der Elektroautos besonders auf: Sie sind im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen nicht nur umweltfreundlich, sondern auch extrem leise.

Die Fahrdaten sind ein wichtiger Bestandteil des Forschungsprojekts - aber nicht der einzige. Die Hochschule befragt außerdem die Nutzer der Fahrzeuge regelmäßig nach ihren Erfahrungen. "Diese Einschätzungen sind für uns sehr wichtig, sie verraten uns viel über den Fahreindruck und die Anforderungen an das Fahrzeug im Arbeitsalltag", berichtet Christine Taube vom Projektteam der Hochschule Kempten. "Bislang haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, die Zusteller empfinden das Fahren mit den E-Caddys als sehr angenehm." Franz Müller, der das Projekt beim Zustellstützpunkt der Deutschen Post in Kempten betreut, kann das bestätigen. "Die Zusteller schätzen es sehr, dass sie aktiv an der Weiterentwicklung der Elektromobilität beteiligt sind. Das emissionsfreie Fahren ohne Abgase und Motorengeräusche wird als sehr positiv empfunden. Auch von unseren Kunden bekommen unsere Zusteller, die mit E-Fahrzeugen unterwegs sind, durchweg positive Rückmeldungen", so Müller.

Über 11.500 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, Kraftstoffen und aerodynamischen Modifikationen sind heute weltweit für die Deutsche Post DHL im Einsatz, darunter mehr als 300 Elektrofahrzeuge. In der Zustellung in Deutschland sind es als über 3.000 Fahrzeuge sowie 6.200 E-Bikes und 1.500 e-Trikes. Der Betrieb dieser umweltfreundlichen Fahrzeugflotte zahlt auch auf das konkrete Klimaschutzziel ein, das sich der Konzern gesetzt hat: Er will bis zum Jahr 2020 die CO2-Effizienz gegenüber 2007 um 30 Prozent verbessern.

Die Deutsche Post ist mit insgesamt zehn Fahrzeugen der größte Projektteilnehmer in der Region, aber nicht der einzige. So sind etwa auch eine ortsansässige Bäckerei und ein Bauunternehmen mit jeweils einem elektrisch betriebenen Lieferfahrzeug unterwegs. Doch die Ergebnisse aus dem Zustellbetrieb der Post sind für das Projekt besonders wichtig, nicht nur wegen der Zahl der Fahrzeuge, sondern vor allem wegen der hohen Belastung der Lieferwagen: Wenn ein Zusteller in der Region Kempten mit Paketen und Briefen unterwegs ist, fährt er durchschnittlich 60 Kilometer am Tag - aber er legt dabei bis zu 300 Stopps ein. Das ständige Anhalten und Anfahren beansprucht das Fahrzeug und vor allem die Batterie in hohem Maß. Wenn sich die Fahrzeuge und ihre Batterien bewähren sollten, wäre das ein bedeutender Erfolg für das Projekt - und ein großer Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Mobilität.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /