Netzentgelte treiben die Strompreise

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Dass die EEG-Umlage im Jahr 2015 etwas unter das Niveau von 2014 sinken wird, haben viele Verbraucher mit Erleichterung registriert. Vor steigenden Stromrechnungen schützt das jedoch nicht, denn die EEG-Umlage ist nur einer von mehreren Faktoren, die den Strompreis beeinflussen. In einer Marktstudie hat der Hamburger Energieanbieter Lichtblick jetzt einen anderen Preistreiber ausgemacht: 24 der 33 großen Netzbetreiber wollen demnach ab 1. Januar 2015 die Netzentgelte erhöhen.

Dem Unternehmen zufolge wird ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden Strom im kommenden Jahr durchschnittlich 212 Euro netto Netzgebühren zahlen – rund 7,40 Euro netto oder 3,5 Prozent mehr als 2014. Besonders betroffen seien Haushalte im Netzgebiet der Schleswig Holstein Netz AG, dort würden die Netzentgelte 2015 um fast 19 Prozent steigen. Die EnBW-Tochter Netze BW GmbH in Baden-Württemberg erhöhe die Netzgebühren um 13 Prozent, die WEMAG Netz GmbH in Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg um zehn Prozent. Nur wenige Betreiber senken laut Lichtblick die Gebühren, beispielsweise Stromnetz Hamburg (-3,5 Prozent) und die Netzgesellschaft Potsdam (-4,6 Prozent).

„Im Windschatten der Energiewende drehen die Netz-Monopolisten erneut an der Preisschraube. Dabei gibt es keine Investitions- und Kostentransparenz für die Verbraucher“, sagt Lichtblick-Chef Heiko von Tschischwitz und fordert von der Politik schärfere Kostenkontrollen. Verantwortlich für die steigenden Gebühren sind aus seiner Sicht neben mangelnder Transparenz vor allem hohe Renditegarantien und fehlende Innovationen.

„Die Verteilnetzbetreiber nutzen die für sie günstigen Regelungen und schlagen nun kräftig zu“, sagt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne). Zwar entstehe durch die Energiewende zusätzlicher Druck auf die Netze. Die ineffiziente und zersplitterte Struktur mit über 900 Stromverteilnetzbetreibern in Deutschland treibe die Kosten aber völlig unnötig in die Höhe. Der bne fordert daher ein wirksames Unbundling auf Verteilnetzebene und eine deutlich geringere Anzahl an Betreibern. „Damit sind keine Enteignungen sondern gemeinsame Betriebsführungen gemeint“, betont Busch. So könne die ständige Aufwärtsspirale für die Verbraucher angehalten oder wenigstens begrenzt werden.

Für unabhängige Lieferanten werde es zudem immer schwieriger, rechtzeitig an verbindliche Angaben zu Entgelten und Umlagen zu kommen und diese den Kunden auszuweisen, teilte der bne weiter mit. Die Bundesnetzagentur habe kürzlich sogar verbindliche Fristen für die Bekanntgabe der Umlage nach Paragraph 19 widerrufen. „Bei den Netzentgelten nehmen es die Verteilnetzbetreiber ohnehin nicht so genau oder geben zum 15. Oktober nur vorläufige Zahlen bekannt“, so Busch. Aus bne-Sicht seien jedoch klare, transparente und verbindliche Vorgaben zur Bekanntgabe der verschiedenen Umlagen und Entgelte zwingend notwendig. Die Lieferanten könnten sonst den erst jüngst verschärften Informationspflichten nicht nachkommen. (Petra Hannen)

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