01.10.2014, 08:32 Uhr

Windenergie: Kommune kann Schulden abbauen

Bidingen - Seit dem Frühsommer 2014 dreht sich in der bayerischen Gemeinde Bidingen eines der ersten kommunalen Windräder in Bayern. Das Windprojekt dient nicht nur dem Klimaschutz, sondern trägt auch zum kommunalen Schuldenabbau bei.

Die Gemeinde Bidingen liegt im Ostallgäu und damit im bayerischen Teil Schwabens. Die 1.600 Einwohner arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft oder in den umliegenden Städten. Die Gemeinde ist verschuldet, aber die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind begrenzt und damit auch die Einnahmequellen für die Gemeindekasse.

Bidingen hat kaum Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren

Bisher hat die Gemeinde keinen Weg gesehen, zusätzlich Einnahmen zu generieren. „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien zeigt der Gemeinde eine wirtschaftliche Perspektive auf. Daher setzten wir uns hier in Bidingen für den Bau eines Windrads in kommunaler Hand ein.“ Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) ehrt Bidingen für dieses vorbildlich umgesetzte Projekt als Energie-Kommune.

Gewinn aus Windkraftanlage fließt in kommunale Kasse

Die Investition in das kommunale Windrad war ein mutiger Schritt: „Wir haben mit der gesamten Zuwegung und dem Anschluss insgesamt 4,7 Millionen Euro in das Windrad investiert“, rechnet Martin vor. „Nach den Abzügen durch Zinstilgung und Betriebskosten bleibt noch ein Reingewinn von etwa 150.000 Euro übrig, der dann direkt in den kommunalen Haushalt und den Schuldenabbau fließen kann.“ Im Vorfeld des Baus gab es einen Bürgerentscheid durch die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Mehrheit für den Bau des Windrads aussprachen.

Fallstrick bayerische Gemeindeordnung

Aber nicht nur die wirtschaftliche und planerische Seite stellte die Bidinger vor eine große Herausforderung. Auch die Gemeindeordnung des Landes Bayern sieht eine besondere Regelung vor, die eine Neujustierung der Vorgehensweise bedeutet: „Die bayerische Gemeindeordnung sieht den Betrieb einer Anlage zur Stromerzeugung nur in der Größenordnung vor, in der der Strom auch in der Gemeinde verbraucht wird“, erläutert Bürgermeister Martin. „Das Windrad mit einer Nennleistung von drei Megawatt und einer Höhe von 135 Metern erzeugt mehr Strom, als wir in Bidingen verbrauchen.“ Der Trick der Bidinger war denkbar einfach: Sie betreiben das Windrad nun zusammen mit ihrer Nachbargemeinde Ingenried aus Oberbayern. „Ingenried hat 25 Prozent Anteil an dem Windrad“, so Franz Martin. „Für Bidingen reichen 75 Prozent eines Windrads aus, um sich bilanziell vollständig mit Strom aus Erneuerbaren Energien zu versorgen.“

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